Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Nöthiger Vorbericht licher Liebe und Andencken meiner ausgestandenen Noth/meinem Nähesten zu dienen/ ja gleichsam ohne mein Gedencken darzu beruffen. Dann weil ich mich zugleich mit den vorgedach- Dannenhero ich desto mehr Lust und Liebe bey mir
Noͤthiger Vorbericht licher Liebe und Andencken meiner ausgeſtandenen Noth/meinem Naͤheſten zu dienen/ ja gleichſam ohne mein Gedencken darzu beruffen. Dann weil ich mich zugleich mit den vorgedach- Dannenhero ich deſto mehr Luſt und Liebe bey mir
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Noͤthiger Vorbericht
licher Liebe und Andencken meiner ausgeſtandenen Noth/
meinem Naͤheſten zu dienen/ ja gleichſam ohne mein
Gedencken darzu beruffen.
Dann weil ich mich zugleich mit den vorgedach-
ten Wehe-Muͤttern fleißig unterredete/ und ſie derglei-
chen Buͤcher und Abbildungen von unterſchiedenen Ge-
burten bey mir ſahen/ auch von mir die Meinung hat-
ten: als haͤtte ich darinnen Grund und Verſtand ge-
faſſet/ geſchahe es/ daß ich in einer euſerſten Noth zu
einer kreißenden Baͤurinnen (wie im IV. Cap. des Buchs/
p. 35. 36. umſtaͤndlich zu leſen/) von einer dieſer Wehe-
Mutter erbaͤten ward. Ich war noch jung und nur
23. Jahr alt/ und außer/ was ich in den Buͤchern ge-
leſen/ und die Abbildungen mir eingebildet hatten/ kei-
nen Verſuch gehabt. Die Noth war groß/ die ar-
me Baͤuerin hatte ſchon in den dritten Tag gekreißet/ die
Wehe-Mutter/ die doch die Schwiegerin von dieſer
Kreißerin/ wuſte keinen Rath: weil das Haͤndlein mit
dem halben Arm außer dem Leibe heraus gedrungen;
Weil man auf mich drung/ zu verſuchen/ und ich aus
Liebe gegen meinen Naͤchſten/ mich bereden ließ/ und
Hand anlegete/ nach dem I. Kupffer und Umſtaͤnden der
37. 38. Seite im IV. Cap. gab GOtt ſeine Gnade/
mehr/ als ich noch zu der Zeit wußte/ und dieſe un-
rechte Geburt verſtand/ daß das Kind/ ob zwar ſchwach/
gebohren/ und die Mutter erloͤſet ward.
Dannenhero ich deſto mehr Luſt und Liebe bey
mir
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