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Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.

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an den geneigten Leser.
wolten die Gefahr der schweren Geburten; sondernur-
theilen von andern nach ihrer Erfahrung; oder haben
sie schwere und unrechte Geburten/ so werden sie aus
ihren eigenen Schmertzen nicht klug werden/ viel we-
niger andern rathen können; dieweil offt die Schmer-
tzen so groß/ die Zufälle so hefftig/ daß sie nicht wißen/
wie ihnen geschiehet; vielweniger draus lernen/ und bey
andern üben können/ wie ein Kind zu wenden/ oder
unrechte Geburten zu handthieren/ ob sie es gleich an
ihren Leibe ausstünden: wo sie nicht hernach zum Hand-
griff angewiesen werden. Zweifel ich also nicht/ denen
die bishero Lust haben zu zweifeln/ oder mit diesem
Vorwurff meinen Unterricht zu widersprechen/ scheine
hier Licht gnug zu ihrer Vernunfft/ und wann sie die-
ses nicht sehen wollen/ kan ich ihnen nicht rathen/ sie
mögen sagen was sie wollen. Ich weiß daß ich hierinnen
aller verständigen Medicorum, derer mich unterschied-
liche in meinem Beruff und Erfahrung gestärcket; ja
aller Christlich- und unpaßioniert-gesinneten Leser Bey-
fall finden werde: Daß auch eine Heb-Amme/ ob
sie gleich nie Geburts-Schmertzen ausge-
standen/ durch Kinder gebähren/
doch durch
Gottes Gnade/ vermitelst fleisiges Nachsinnen und
vieler Jahren Ubung/ sonderlich/ wann sie in die-
sem Beruff GOtt fleißig anruffet/ und unverdrossen
denselben nachhänget/ den Kreißenden in den
schweresten Geburten beyhülffig und dienlich

seyn

an den geneigten Leſer.
wolten die Gefahr der ſchweren Geburten; ſondernur-
theilen von andern nach ihrer Erfahrung; oder haben
ſie ſchwere und unrechte Geburten/ ſo werden ſie aus
ihren eigenen Schmertzen nicht klug werden/ viel we-
niger andern rathen koͤnnen; dieweil offt die Schmer-
tzen ſo groß/ die Zufaͤlle ſo hefftig/ daß ſie nicht wißen/
wie ihnen geſchiehet; vielweniger draus lernen/ und bey
andern uͤben können/ wie ein Kind zu wenden/ oder
unrechte Geburten zu handthieren/ ob ſie es gleich an
ihren Leibe ausſtuͤnden: wo ſie nicht hernach zum Hand-
griff angewieſen werden. Zweifel ich alſo nicht/ denen
die bishero Luſt haben zu zweifeln/ oder mit dieſem
Vorwurff meinen Unterricht zu widerſprechen/ ſcheine
hier Licht gnug zu ihrer Vernunfft/ und wann ſie die-
ſes nicht ſehen wollen/ kan ich ihnen nicht rathen/ ſie
moͤgen ſagen was ſie wollen. Ich weiß daß ich hierinnen
aller verſtaͤndigen Medicorum, derer mich unterſchied-
liche in meinem Beruff und Erfahrung geſtaͤrcket; ja
aller Chriſtlich- und unpaßioniert-geſinneten Leſer Bey-
fall finden werde: Daß auch eine Heb-Amme/ ob
ſie gleich nie Geburts-Schmertzen ausge-
ſtanden/ durch Kinder gebaͤhren/
doch durch
Gottes Gnade/ vermitelſt fleiſiges Nachſinnen und
vieler Jahren Ubung/ ſonderlich/ wann ſie in die-
ſem Beruff GOtt fleißig anruffet/ und unverdroſſen
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[0019] an den geneigten Leſer. wolten die Gefahr der ſchweren Geburten; ſondernur- theilen von andern nach ihrer Erfahrung; oder haben ſie ſchwere und unrechte Geburten/ ſo werden ſie aus ihren eigenen Schmertzen nicht klug werden/ viel we- niger andern rathen koͤnnen; dieweil offt die Schmer- tzen ſo groß/ die Zufaͤlle ſo hefftig/ daß ſie nicht wißen/ wie ihnen geſchiehet; vielweniger draus lernen/ und bey andern uͤben können/ wie ein Kind zu wenden/ oder unrechte Geburten zu handthieren/ ob ſie es gleich an ihren Leibe ausſtuͤnden: wo ſie nicht hernach zum Hand- griff angewieſen werden. Zweifel ich alſo nicht/ denen die bishero Luſt haben zu zweifeln/ oder mit dieſem Vorwurff meinen Unterricht zu widerſprechen/ ſcheine hier Licht gnug zu ihrer Vernunfft/ und wann ſie die- ſes nicht ſehen wollen/ kan ich ihnen nicht rathen/ ſie moͤgen ſagen was ſie wollen. Ich weiß daß ich hierinnen aller verſtaͤndigen Medicorum, derer mich unterſchied- liche in meinem Beruff und Erfahrung geſtaͤrcket; ja aller Chriſtlich- und unpaßioniert-geſinneten Leſer Bey- fall finden werde: Daß auch eine Heb-Amme/ ob ſie gleich nie Geburts-Schmertzen ausge- ſtanden/ durch Kinder gebaͤhren/ doch durch Gottes Gnade/ vermitelſt fleiſiges Nachſinnen und vieler Jahren Ubung/ ſonderlich/ wann ſie in die- ſem Beruff GOtt fleißig anruffet/ und unverdroſſen denſelben nachhaͤnget/ den Kreißenden in den ſchwereſten Geburten beyhuͤlffig und dienlich ſeyn

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Zitationshilfe: Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/19>, abgerufen am 24.11.2024.