Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Das IV. Capitel mir zu zeigen vorgenommen. Es wären ihrer zwar noch mehrzu weisen/ als die zu groß-köpffiche und scheeff-liegende Köpffe. Weil ich aber dieselben zur Gnüge beschrieben habe/ so wirst du dich hoffentlich darein/ ohne Kupffer richten können. Christ. Lieber/ sage mir doch! du hast nun drey und dreyßig Kupffer oder Konterfeyten unterschiedener Ge- burten mir zur Lehre vorgestellet/ welche Stellungen die- ser Konterfeyten heissen denn gewendet/ oder welche müs- sen gewendet werden. Just. Du mußt meine Beschreibung noch nicht mit Be- dacht gelesen haben/ sonst würdest du so nicht fragen. Ich ha- be vermeinet/ ich hätte es so ausführlich und deutlich beschrieben/ daß es eine iede Wehe-Mutter/ so dieses lesen möchte/ gleich fas- sen könte. Weil du es aber noch nicht fassen kanst/ und deines gleichen wohl mehr seyn möchten; So wil ichs um desto besse- rer Nachricht wegen/ noch einmahl wiederholen. Als zum Ersten: wo das Kind schon mit dem Kopffe und der Achsel gegen die Geburt lieget/ und der Leib des Kindes über sich/ wie das Kupffer Lit. C. weiset/ wofern es nicht bald bey dem Wassersprengen verhütet wird. Zum Andern/ da das Kind den rechten Arm in die Ge- burt gegeben/ und die Füsse hoch erstens unter der Frauen Brust gelegen haben/ wie das unter sich Ziehen der Schnure zeiget. Siehe die Kupffer No. IV. und V. an. Zum Dritten: Da das Kind mit dem Rücken gegen der Ge- burt lieget/ und den Arm hinter sich in die Geburt langet/ wie das Kupffer No. IX. zeiget. Zum Vierten: da die Füsse mit einer Schlinge angeschlin- get sind/ und das Kind eben so rücklings lieget/ nur daß es das Händlein nicht hinter sich in die Geburt gegeben hat. Siehe das Kupffer No. XI. Zum Fünfften: da das Kind mit dem Bauche und der Na- belschnur zuvor lieget. Siehe das Kupffer No. XIII. Zum
Das IV. Capitel mir zu zeigen vorgenommen. Es waͤren ihrer zwar noch mehrzu weiſen/ als die zu groß-koͤpffiche und ſcheeff-liegende Koͤpffe. Weil ich aber dieſelben zur Gnuͤge beſchrieben habe/ ſo wirſt du dich hoffentlich darein/ ohne Kupffer richten koͤnnen. Chriſt. Lieber/ ſage mir doch! du haſt nun drey und dreyßig Kupffer oder Konterfeyten unterſchiedener Ge- burten mir zur Lehre vorgeſtellet/ welche Stellungen die- ſer Konterfeyten heiſſen denn gewendet/ oder welche muͤſ- ſen gewendet werden. Juſt. Du mußt meine Beſchreibung noch nicht mit Be- dacht geleſen haben/ ſonſt wuͤrdeſt du ſo nicht fragen. Ich ha- be vermeinet/ ich haͤtte es ſo ausfuͤhrlich und deutlich beſchrieben/ daß es eine iede Wehe-Mutter/ ſo dieſes leſen moͤchte/ gleich faſ- ſen koͤnte. Weil du es aber noch nicht faſſen kanſt/ und deines gleichen wohl mehr ſeyn moͤchten; So wil ichs um deſto beſſe- rer Nachricht wegen/ noch einmahl wiederholen. Als zum Erſten: wo das Kind ſchon mit dem Kopffe und der Achſel gegen die Geburt lieget/ und der Leib des Kindes uͤber ſich/ wie das Kupffer Lit. C. weiſet/ wofern es nicht bald bey dem Waſſerſprengen verhuͤtet wird. Zum Andern/ da das Kind den rechten Arm in die Ge- burt gegeben/ und die Fuͤſſe hoch erſtens unter der Frauen Bruſt gelegen haben/ wie das unter ſich Ziehen der Schnure zeiget. Siehe die Kupffer No. IV. und V. an. Zum Dritten: Da das Kind mit dem Ruͤcken gegen der Ge- burt lieget/ und den Arm hinter ſich in die Geburt langet/ wie das Kupffer No. IX. zeiget. Zum Vierten: da die Fuͤſſe mit einer Schlinge angeſchlin- get ſind/ und das Kind eben ſo ruͤcklings lieget/ nur daß es das Haͤndlein nicht hinter ſich in die Geburt gegeben hat. Siehe das Kupffer No. XI. Zum Fuͤnfften: da das Kind mit dem Bauche und der Na- belſchnur zuvor lieget. Siehe das Kupffer No. XIII. Zum
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Das IV. Capitel
mir zu zeigen vorgenommen. Es waͤren ihrer zwar noch mehr
zu weiſen/ als die zu groß-koͤpffiche und ſcheeff-liegende Koͤpffe.
Weil ich aber dieſelben zur Gnuͤge beſchrieben habe/ ſo wirſt du
dich hoffentlich darein/ ohne Kupffer richten koͤnnen.
Chriſt. Lieber/ ſage mir doch! du haſt nun drey und
dreyßig Kupffer oder Konterfeyten unterſchiedener Ge-
burten mir zur Lehre vorgeſtellet/ welche Stellungen die-
ſer Konterfeyten heiſſen denn gewendet/ oder welche muͤſ-
ſen gewendet werden.
Juſt. Du mußt meine Beſchreibung noch nicht mit Be-
dacht geleſen haben/ ſonſt wuͤrdeſt du ſo nicht fragen. Ich ha-
be vermeinet/ ich haͤtte es ſo ausfuͤhrlich und deutlich beſchrieben/
daß es eine iede Wehe-Mutter/ ſo dieſes leſen moͤchte/ gleich faſ-
ſen koͤnte. Weil du es aber noch nicht faſſen kanſt/ und deines
gleichen wohl mehr ſeyn moͤchten; So wil ichs um deſto beſſe-
rer Nachricht wegen/ noch einmahl wiederholen.
Als zum Erſten: wo das Kind ſchon mit dem Kopffe und
der Achſel gegen die Geburt lieget/ und der Leib des Kindes uͤber
ſich/ wie das Kupffer Lit. C. weiſet/ wofern es nicht bald bey dem
Waſſerſprengen verhuͤtet wird.
Zum Andern/ da das Kind den rechten Arm in die Ge-
burt gegeben/ und die Fuͤſſe hoch erſtens unter der Frauen Bruſt
gelegen haben/ wie das unter ſich Ziehen der Schnure zeiget.
Siehe die Kupffer No. IV. und V. an.
Zum Dritten: Da das Kind mit dem Ruͤcken gegen der Ge-
burt lieget/ und den Arm hinter ſich in die Geburt langet/ wie
das Kupffer No. IX. zeiget.
Zum Vierten: da die Fuͤſſe mit einer Schlinge angeſchlin-
get ſind/ und das Kind eben ſo ruͤcklings lieget/ nur daß es das
Haͤndlein nicht hinter ſich in die Geburt gegeben hat. Siehe das
Kupffer No. XI.
Zum Fuͤnfften: da das Kind mit dem Bauche und der Na-
belſchnur zuvor lieget. Siehe das Kupffer No. XIII.
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Zitationshilfe: | Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/177>, abgerufen am 16.02.2025. |