Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Von den unrechten Stellungen der Kinder. So pflegen auch Kinder mit den Knyen gegen die Geburtzu kommen/ wie das Kupffer No. XXIV. zeiget/ dabey muß die Wehe-Mutter die Füsse nehmen/ so gut sie kan/ sol nicht lang- wierige Geburt erfolgen. Ich habe zwar zuvor erinnert/ wenn man die Füsse des Kindes nehmen muß/ daß man allezeit/ wo- fern es sich thun läßt/ das Kind gegen der Frauen Rücken mit des Kindes Gesichte lencken und wenden soll/ damit es nicht mit dem Kinne auf das Schooßbein der Frauen an- und auflauffen kan. Aber solche vor sich liegende Kinder lassen sich schwer und offters gar nicht mit dem Gesichte gegen der Frauen Rücken lencken; Ist es aber müglich/ so ist es desto besser vor des Kin- des Leben/ wenn es sich nicht mit dem Kinne auf das Schooß- bein ansetzen kan/ denn wo ihm nicht bey Zeiten abgeholffen wird/ muß es sterben/ wie offt gedacht worden. Daß Kupffer No. XXV. zeiget die Zwillinge/ welche in einem Netze beysammen liegen. Jedoch geschiehet dieses gar selten/ daß nicht ein Netz- lein dazwischen seyn solte/ denn da können sich die Kinder nicht so umfassen/ als in diesem Kupffer zu sehen/ jedoch aber können sie auff allerhand Arten untüchtige Lager an sich haben/ eines schlim- mer als das andere. Dabey mußt du nun auch helffen/ auff al- lerhand Art/ wie du die Kinder im Lager findest/ dem ersten vor/ und dem andern nach. Also auch bey diesem Lager/ da sich bey- de Kinder in einem Netze beysammen liegende umfaßet haben; denn wenn du eines fassest/ so bleibet das andere zurücke. Als versuche/ so bald das Wasser bricht/ das oben liegende/ mit dem Kopffe einzulencken/ so folget die Geburt des obenliegenden Kindes/ und das andere bleibet zurück/ bis dieses gebohren. Hernach folget das ander mit den Füssen nach/ und in dem das Wasser schon gebrochen ist/ kan es sich hernach nicht anders kehren/ fol- get es nicht nach/ so kanst du es mit deiner Hand nachholen/ wie schon gemeldet worden. Und also habe ich dir diese Kupffer alle gezeiget/ so viel ich mir
Von den unrechten Stellungen der Kinder. So pflegen auch Kinder mit den Knyen gegen die Geburtzu kommen/ wie das Kupffer No. XXIV. zeiget/ dabey muß die Wehe-Mutter die Fuͤſſe nehmen/ ſo gut ſie kan/ ſol nicht lang- wierige Geburt erfolgen. Ich habe zwar zuvor erinnert/ wenn man die Fuͤſſe des Kindes nehmen muß/ daß man allezeit/ wo- fern es ſich thun laͤßt/ das Kind gegen der Frauen Ruͤcken mit des Kindes Geſichte lencken und wenden ſoll/ damit es nicht mit dem Kinne auf das Schooßbein der Frauen an- und auflauffen kan. Aber ſolche vor ſich liegende Kinder laſſen ſich ſchwer und offters gar nicht mit dem Geſichte gegen der Frauen Ruͤcken lencken; Iſt es aber muͤglich/ ſo iſt es deſto beſſer vor des Kin- des Leben/ wenn es ſich nicht mit dem Kinne auf das Schooß- bein anſetzen kan/ denn wo ihm nicht bey Zeiten abgeholffen wird/ muß es ſterben/ wie offt gedacht worden. Daß Kupffer No. XXV. zeiget die Zwillinge/ welche in einem Netze beyſammen liegen. Jedoch geſchiehet dieſes gar ſelten/ daß nicht ein Netz- lein dazwiſchen ſeyn ſolte/ denn da koͤnnen ſich die Kinder nicht ſo umfaſſen/ als in dieſem Kupffer zu ſehen/ jedoch aber koͤnnen ſie auff allerhand Arten untuͤchtige Lager an ſich haben/ eines ſchlim- mer als das andere. Dabey mußt du nun auch helffen/ auff al- lerhand Art/ wie du die Kinder im Lager findeſt/ dem erſten vor/ und dem andern nach. Alſo auch bey dieſem Lager/ da ſich bey- de Kinder in einem Netze beyſammen liegende umfaßet haben; denn wenn du eines faſſeſt/ ſo bleibet das andere zuruͤcke. Als verſuche/ ſo bald das Waſſer bricht/ das oben liegende/ mit dem Kopffe einzulencken/ ſo folget die Geburt des obenliegenden Kindes/ und das andere bleibet zuruͤck/ bis dieſes gebohren. Hernach folget das ander mit den Fuͤſſen nach/ und in dem das Waſſer ſchon gebrochen iſt/ kan es ſich hernach nicht anders kehren/ fol- get es nicht nach/ ſo kanſt du es mit deiner Hand nachholen/ wie ſchon gemeldet worden. Und alſo habe ich dir dieſe Kupffer alle gezeiget/ ſo viel ich mir
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Von den unrechten Stellungen der Kinder.
So pflegen auch Kinder mit den Knyen gegen die Geburt
zu kommen/ wie das Kupffer No. XXIV. zeiget/ dabey muß die
Wehe-Mutter die Fuͤſſe nehmen/ ſo gut ſie kan/ ſol nicht lang-
wierige Geburt erfolgen. Ich habe zwar zuvor erinnert/ wenn
man die Fuͤſſe des Kindes nehmen muß/ daß man allezeit/ wo-
fern es ſich thun laͤßt/ das Kind gegen der Frauen Ruͤcken mit
des Kindes Geſichte lencken und wenden ſoll/ damit es nicht mit
dem Kinne auf das Schooßbein der Frauen an- und auflauffen
kan. Aber ſolche vor ſich liegende Kinder laſſen ſich ſchwer und
offters gar nicht mit dem Geſichte gegen der Frauen Ruͤcken
lencken; Iſt es aber muͤglich/ ſo iſt es deſto beſſer vor des Kin-
des Leben/ wenn es ſich nicht mit dem Kinne auf das Schooß-
bein anſetzen kan/ denn wo ihm nicht bey Zeiten abgeholffen wird/
muß es ſterben/ wie offt gedacht worden. Daß Kupffer No.
XXV. zeiget die Zwillinge/ welche in einem Netze beyſammen
liegen. Jedoch geſchiehet dieſes gar ſelten/ daß nicht ein Netz-
lein dazwiſchen ſeyn ſolte/ denn da koͤnnen ſich die Kinder nicht ſo
umfaſſen/ als in dieſem Kupffer zu ſehen/ jedoch aber koͤnnen ſie
auff allerhand Arten untuͤchtige Lager an ſich haben/ eines ſchlim-
mer als das andere. Dabey mußt du nun auch helffen/ auff al-
lerhand Art/ wie du die Kinder im Lager findeſt/ dem erſten vor/
und dem andern nach. Alſo auch bey dieſem Lager/ da ſich bey-
de Kinder in einem Netze beyſammen liegende umfaßet haben;
denn wenn du eines faſſeſt/ ſo bleibet das andere zuruͤcke. Als
verſuche/ ſo bald das Waſſer bricht/ das oben liegende/ mit dem
Kopffe einzulencken/ ſo folget die Geburt des obenliegenden Kindes/
und das andere bleibet zuruͤck/ bis dieſes gebohren. Hernach
folget das ander mit den Fuͤſſen nach/ und in dem das Waſſer
ſchon gebrochen iſt/ kan es ſich hernach nicht anders kehren/ fol-
get es nicht nach/ ſo kanſt du es mit deiner Hand nachholen/ wie
ſchon gemeldet worden.
Und alſo habe ich dir dieſe Kupffer alle gezeiget/ ſo viel ich
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