Nach den Angaben des erfahrenen Fischers und Gemeindebeamten Aigner in Salzburg soll man unter 100 gefangenen Barschen kaum 10 Männchen an- treffen1). Auch von Cuvier und Valenciennes wird gemeldet2), dass in Paris sich das Zahlenverhältniss der männlichen Barsche zu den Weibchen als 1 zu 50 herausstelle, doch fügen dieselben hinzu, dass nicht überall eine solche Armuth von Barsch-Männchen existire, da das Dorf Lisse am Harlemer See einer Speise wegen berühmt sei, welche nur aus Barschmilch bereitet würde. Hier in München habe ich zwischen männlichen und weiblichen Barschen kein auffallendes Missverhältniss in Bezug auf ihre Zahl wahrnehmen können, unter 25 Individuen zählte ich 8 Männchen und 17 Weibchen.
Von dem Barsche geben Heckel und Kner an3), dass er sich nicht in grösseren Tiefen aufhalte, sondern meist 2--3 Fuss unter dem Wasserspiegel angetroffen werde. Ich muss dieser Bemerkung hinzufügen, dass sich der Barsch auch in ausserordentlicher Tiefe des Wassers aufhalten kann, worüber ganz bestimmte Erfahrungen gemacht worden sind. Sehr häufig werden näm- lich mit Netzen, welche auf Seen in grosse Tiefen zum Fangen von Grund- fischen hinabgelassen werden, auch Barsche heraufgezogen, welche zum Beweise, dass sie wirklich in sehr grosser Tiefe sich längere Zeit aufgehal- ten, ganz eigenthümliche Erscheinungen an sich wahrnehmen lassen. An allen solchen aus grossen Tiefen des Bodensees bei dem Kilchenfang mit her- aufgezogenen Barschen sah ich die Rachenhöhle mit einem sonderbaren, einer geschwollenen Zunge ähnlichen Körper ausgefüllt, welcher bei einigen sich sogar aus dem Maule hervordrängte. Bei näherer Untersuchung überzeugte ich mich, dass dieser pralle, kegelförmige Körper der nach aussen umge- stülpte Magen dieser Raubfische war. Durch Oeffnen der Leibeshöhle über- zeugte ich mich ferner, dass die Schwimmblase, deren Wandung durch die bei dem Heraufziehen der Barsche aus einer Tiefe von 30 bis 40 Klafter stark ausgedehnte Luft von innen nach aussen zu stark gespannt und zuletzt ge- borsten war, wodurch die in die Bauchhöhle ausgetretene Luft Gelegenheit fand, den Magensack nach der Mundhöhle hinaus umzustülpen. Schon Bloch erwähnt diese Erscheinung an den Barschen als eine besondere Krankheit, welche den Fischern unter dem Namen Windsucht bekannt sei. Er selbst beobachtete diese Tympanitis bei Barschen, welche aus dem Maduisee beim Maränenfang mit aufgefischt worden waren und erklärte die aus der Mund- öffnung dieser Barsche hervorgetretene Blase als die innere herausgetriebene Haut des Mundes4). An den Barschen des Genfersees sind ähnliche Wahr-
1) Vergl. Heckel und Kner: Nr. 13. pag. 6.
2) Vergl. deren Hist. nat. des poiss. Tom. II. pag. 27.
3) A. a. O. pag. 6.
4) Vergl. Bloch Nr. 3 a: Th. II. pag. 70. oder Nr. 3 c: pag. 278.
Familie: Percoidei.
Nach den Angaben des erfahrenen Fischers und Gemeindebeamten Aigner in Salzburg soll man unter 100 gefangenen Barschen kaum 10 Männchen an- treffen1). Auch von Cuvier und Valenciennes wird gemeldet2), dass in Paris sich das Zahlenverhältniss der männlichen Barsche zu den Weibchen als 1 zu 50 herausstelle, doch fügen dieselben hinzu, dass nicht überall eine solche Armuth von Barsch-Männchen existire, da das Dorf Lisse am Harlemer See einer Speise wegen berühmt sei, welche nur aus Barschmilch bereitet würde. Hier in München habe ich zwischen männlichen und weiblichen Barschen kein auffallendes Missverhältniss in Bezug auf ihre Zahl wahrnehmen können, unter 25 Individuen zählte ich 8 Männchen und 17 Weibchen.
Von dem Barsche geben Heckel und Kner an3), dass er sich nicht in grösseren Tiefen aufhalte, sondern meist 2—3 Fuss unter dem Wasserspiegel angetroffen werde. Ich muss dieser Bemerkung hinzufügen, dass sich der Barsch auch in ausserordentlicher Tiefe des Wassers aufhalten kann, worüber ganz bestimmte Erfahrungen gemacht worden sind. Sehr häufig werden näm- lich mit Netzen, welche auf Seen in grosse Tiefen zum Fangen von Grund- fischen hinabgelassen werden, auch Barsche heraufgezogen, welche zum Beweise, dass sie wirklich in sehr grosser Tiefe sich längere Zeit aufgehal- ten, ganz eigenthümliche Erscheinungen an sich wahrnehmen lassen. An allen solchen aus grossen Tiefen des Bodensees bei dem Kilchenfang mit her- aufgezogenen Barschen sah ich die Rachenhöhle mit einem sonderbaren, einer geschwollenen Zunge ähnlichen Körper ausgefüllt, welcher bei einigen sich sogar aus dem Maule hervordrängte. Bei näherer Untersuchung überzeugte ich mich, dass dieser pralle, kegelförmige Körper der nach aussen umge- stülpte Magen dieser Raubfische war. Durch Oeffnen der Leibeshöhle über- zeugte ich mich ferner, dass die Schwimmblase, deren Wandung durch die bei dem Heraufziehen der Barsche aus einer Tiefe von 30 bis 40 Klafter stark ausgedehnte Luft von innen nach aussen zu stark gespannt und zuletzt ge- borsten war, wodurch die in die Bauchhöhle ausgetretene Luft Gelegenheit fand, den Magensack nach der Mundhöhle hinaus umzustülpen. Schon Bloch erwähnt diese Erscheinung an den Barschen als eine besondere Krankheit, welche den Fischern unter dem Namen Windsucht bekannt sei. Er selbst beobachtete diese Tympanitis bei Barschen, welche aus dem Maduisee beim Maränenfang mit aufgefischt worden waren und erklärte die aus der Mund- öffnung dieser Barsche hervorgetretene Blase als die innere herausgetriebene Haut des Mundes4). An den Barschen des Genfersees sind ähnliche Wahr-
1) Vergl. Heckel und Kner: Nr. 13. pag. 6.
2) Vergl. deren Hist. nat. des poiss. Tom. II. pag. 27.
3) A. a. O. pag. 6.
4) Vergl. Bloch Nr. 3 a: Th. II. pag. 70. oder Nr. 3 c: pag. 278.
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Familie: Percoidei.
Nach den Angaben des erfahrenen Fischers und Gemeindebeamten Aigner
in Salzburg soll man unter 100 gefangenen Barschen kaum 10 Männchen an-
treffen 1). Auch von Cuvier und Valenciennes wird gemeldet 2), dass in Paris
sich das Zahlenverhältniss der männlichen Barsche zu den Weibchen als 1 zu
50 herausstelle, doch fügen dieselben hinzu, dass nicht überall eine solche
Armuth von Barsch-Männchen existire, da das Dorf Lisse am Harlemer See
einer Speise wegen berühmt sei, welche nur aus Barschmilch bereitet würde.
Hier in München habe ich zwischen männlichen und weiblichen Barschen
kein auffallendes Missverhältniss in Bezug auf ihre Zahl wahrnehmen können,
unter 25 Individuen zählte ich 8 Männchen und 17 Weibchen.
Von dem Barsche geben Heckel und Kner an 3), dass er sich nicht in
grösseren Tiefen aufhalte, sondern meist 2—3 Fuss unter dem Wasserspiegel
angetroffen werde. Ich muss dieser Bemerkung hinzufügen, dass sich der
Barsch auch in ausserordentlicher Tiefe des Wassers aufhalten kann, worüber
ganz bestimmte Erfahrungen gemacht worden sind. Sehr häufig werden näm-
lich mit Netzen, welche auf Seen in grosse Tiefen zum Fangen von Grund-
fischen hinabgelassen werden, auch Barsche heraufgezogen, welche zum
Beweise, dass sie wirklich in sehr grosser Tiefe sich längere Zeit aufgehal-
ten, ganz eigenthümliche Erscheinungen an sich wahrnehmen lassen. An
allen solchen aus grossen Tiefen des Bodensees bei dem Kilchenfang mit her-
aufgezogenen Barschen sah ich die Rachenhöhle mit einem sonderbaren, einer
geschwollenen Zunge ähnlichen Körper ausgefüllt, welcher bei einigen sich
sogar aus dem Maule hervordrängte. Bei näherer Untersuchung überzeugte
ich mich, dass dieser pralle, kegelförmige Körper der nach aussen umge-
stülpte Magen dieser Raubfische war. Durch Oeffnen der Leibeshöhle über-
zeugte ich mich ferner, dass die Schwimmblase, deren Wandung durch die
bei dem Heraufziehen der Barsche aus einer Tiefe von 30 bis 40 Klafter stark
ausgedehnte Luft von innen nach aussen zu stark gespannt und zuletzt ge-
borsten war, wodurch die in die Bauchhöhle ausgetretene Luft Gelegenheit
fand, den Magensack nach der Mundhöhle hinaus umzustülpen. Schon Bloch
erwähnt diese Erscheinung an den Barschen als eine besondere Krankheit,
welche den Fischern unter dem Namen Windsucht bekannt sei. Er selbst
beobachtete diese Tympanitis bei Barschen, welche aus dem Maduisee beim
Maränenfang mit aufgefischt worden waren und erklärte die aus der Mund-
öffnung dieser Barsche hervorgetretene Blase als die innere herausgetriebene
Haut des Mundes 4). An den Barschen des Genfersees sind ähnliche Wahr-
1) Vergl. Heckel und Kner: Nr. 13. pag. 6.
2) Vergl. deren Hist. nat. des poiss. Tom. II. pag. 27.
3) A. a. O. pag. 6.
4) Vergl. Bloch Nr. 3 a: Th. II. pag. 70. oder Nr. 3 c: pag. 278.
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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/63>, abgerufen am 22.11.2024.
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