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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Familie: Salmonoidel.

Da sich die Forellen am liebsten in kleineren schnell fliessenden Bächen
aufhalten und dabei sich oft mit sehr wenigem Wasser begnügen, so ist die
Grösse, zu welcher dieselben in den verschiedenen Gewässern heranwachsen,
ebenfalls eine sehr verschiedene. In den kleineren, reissenden aber zugleich
nahrungsarmen Gebirgsbächen erreichen sie kaum die Grösse von 12 bis
15 Zoll und kaum das Gewicht von 1 bis 11/2 Pfund, während sie in grösseren
Gewässern, sowie in Seen und Teichen bei reichlichem Futter einen um vieles
grösseren Umfang erhalten und zuweilen sogar ein Gewicht von 15 bis
20 Pfund annehmen können. Solche ungewöhnlich grosse Forellen werden
von den Fischern sehr gern für Lachsforellen ausgegeben, was leicht zu Ver-
wechslungen und Missverständnissen Veranlassung geben kann.

Das Vorkommen der Forelle ist ein sehr ausgebreitetes; sie findet sich
fast in allen klaren, schnell fliessenden Bächen und kleineren Flüssen aller
mitteleuropäischen Wasser-Gebiete, sie kömmt aber auch in grösseren Flüssen
und in Seen hier und da vor, scheint jedoch in diese Gewässer nur durch Zu-
fall oder Verirrung gelangt zu sein.

Die Fortpflanzungsthätigkeit der Forellen, welche in der Mitte des Octo-
bers beginnt und sich unter gewissen Verhältnissen bis in den December hin-
ziehen kann, kömmt schon in frühem Alter zur Aeusserung, indem die meisten
Forellen bereits im Stande sind, mit 9 bis 10 Zoll Länge und mit 1/3 Pfund
Schwere das Laichgeschäft zu vollziehen. Welchen Einfluss der Aufenthalts-
ort auf die Entwicklung der Geschlechtsthätigkeit bei den Forellen ausübt,
zeigt die Alp- oder Steinforelle, welche als Bewohnerin der Alpenbäche
im December, ja in manchen Fällen erst im Januar laicht, während die ge-
meine, ausserhalb der Alpen lebende Bachforelle schon mit Anfang November
das Laichgeschäft beginnt.

Während der Laichzeit machen sich ausser der starken Anschwellung der
Urogenital-Papille auch eigenthümliche Hautveränderungen an den Forellen,
und zwar an den Milchnern und Rognern sehr bemerkbar. Die Schuppen der
männlichen Forellen, zumal auf dem Rücken und am Bauche, werden von
einer schwartigen Hautwucherung gänzlich überwachsen; eine ähnliche
Hautschwarte überzieht die Basis und den Vorderrand der Afterflosse, sowie
den Ober- und Unterrand der Schwanzflosse. Diese schwartige Verdickung
der After- und Schwanzflosse lässt sich auch an den laichenden Forellen-
weibchen wahrnehmen, während deren Schuppen nur zum Theil von der
Basis der Schuppentaschen aus mit einer schwächeren Hautwucherung über-
wachsen sind. Durch die Verdickung der genannten Flossen werden gewiss
die laichenden Forellen befähigt, mit ihrem Schwanze sehr kräftig um sich
zu schlagen und so den steinigen Grund ihrer Laichplätze zur Bergung der
erbsengrossen Eier auszuhöhlen.

Von diesen laichenden Forellen stechen die sterilen Forellen, wenn man

Familie: Salmonoidel.

Da sich die Forellen am liebsten in kleineren schnell fliessenden Bächen
aufhalten und dabei sich oft mit sehr wenigem Wasser begnügen, so ist die
Grösse, zu welcher dieselben in den verschiedenen Gewässern heranwachsen,
ebenfalls eine sehr verschiedene. In den kleineren, reissenden aber zugleich
nahrungsarmen Gebirgsbächen erreichen sie kaum die Grösse von 12 bis
15 Zoll und kaum das Gewicht von 1 bis 1½ Pfund, während sie in grösseren
Gewässern, sowie in Seen und Teichen bei reichlichem Futter einen um vieles
grösseren Umfang erhalten und zuweilen sogar ein Gewicht von 15 bis
20 Pfund annehmen können. Solche ungewöhnlich grosse Forellen werden
von den Fischern sehr gern für Lachsforellen ausgegeben, was leicht zu Ver-
wechslungen und Missverständnissen Veranlassung geben kann.

Das Vorkommen der Forelle ist ein sehr ausgebreitetes; sie findet sich
fast in allen klaren, schnell fliessenden Bächen und kleineren Flüssen aller
mitteleuropäischen Wasser-Gebiete, sie kömmt aber auch in grösseren Flüssen
und in Seen hier und da vor, scheint jedoch in diese Gewässer nur durch Zu-
fall oder Verirrung gelangt zu sein.

Die Fortpflanzungsthätigkeit der Forellen, welche in der Mitte des Octo-
bers beginnt und sich unter gewissen Verhältnissen bis in den December hin-
ziehen kann, kömmt schon in frühem Alter zur Aeusserung, indem die meisten
Forellen bereits im Stande sind, mit 9 bis 10 Zoll Länge und mit ⅓ Pfund
Schwere das Laichgeschäft zu vollziehen. Welchen Einfluss der Aufenthalts-
ort auf die Entwicklung der Geschlechtsthätigkeit bei den Forellen ausübt,
zeigt die Alp- oder Steinforelle, welche als Bewohnerin der Alpenbäche
im December, ja in manchen Fällen erst im Januar laicht, während die ge-
meine, ausserhalb der Alpen lebende Bachforelle schon mit Anfang November
das Laichgeschäft beginnt.

Während der Laichzeit machen sich ausser der starken Anschwellung der
Urogenital-Papille auch eigenthümliche Hautveränderungen an den Forellen,
und zwar an den Milchnern und Rognern sehr bemerkbar. Die Schuppen der
männlichen Forellen, zumal auf dem Rücken und am Bauche, werden von
einer schwartigen Hautwucherung gänzlich überwachsen; eine ähnliche
Hautschwarte überzieht die Basis und den Vorderrand der Afterflosse, sowie
den Ober- und Unterrand der Schwanzflosse. Diese schwartige Verdickung
der After- und Schwanzflosse lässt sich auch an den laichenden Forellen-
weibchen wahrnehmen, während deren Schuppen nur zum Theil von der
Basis der Schuppentaschen aus mit einer schwächeren Hautwucherung über-
wachsen sind. Durch die Verdickung der genannten Flossen werden gewiss
die laichenden Forellen befähigt, mit ihrem Schwanze sehr kräftig um sich
zu schlagen und so den steinigen Grund ihrer Laichplätze zur Bergung der
erbsengrossen Eier auszuhöhlen.

Von diesen laichenden Forellen stechen die sterilen Forellen, wenn man

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[322/0335] Familie: Salmonoidel. Da sich die Forellen am liebsten in kleineren schnell fliessenden Bächen aufhalten und dabei sich oft mit sehr wenigem Wasser begnügen, so ist die Grösse, zu welcher dieselben in den verschiedenen Gewässern heranwachsen, ebenfalls eine sehr verschiedene. In den kleineren, reissenden aber zugleich nahrungsarmen Gebirgsbächen erreichen sie kaum die Grösse von 12 bis 15 Zoll und kaum das Gewicht von 1 bis 1½ Pfund, während sie in grösseren Gewässern, sowie in Seen und Teichen bei reichlichem Futter einen um vieles grösseren Umfang erhalten und zuweilen sogar ein Gewicht von 15 bis 20 Pfund annehmen können. Solche ungewöhnlich grosse Forellen werden von den Fischern sehr gern für Lachsforellen ausgegeben, was leicht zu Ver- wechslungen und Missverständnissen Veranlassung geben kann. Das Vorkommen der Forelle ist ein sehr ausgebreitetes; sie findet sich fast in allen klaren, schnell fliessenden Bächen und kleineren Flüssen aller mitteleuropäischen Wasser-Gebiete, sie kömmt aber auch in grösseren Flüssen und in Seen hier und da vor, scheint jedoch in diese Gewässer nur durch Zu- fall oder Verirrung gelangt zu sein. Die Fortpflanzungsthätigkeit der Forellen, welche in der Mitte des Octo- bers beginnt und sich unter gewissen Verhältnissen bis in den December hin- ziehen kann, kömmt schon in frühem Alter zur Aeusserung, indem die meisten Forellen bereits im Stande sind, mit 9 bis 10 Zoll Länge und mit ⅓ Pfund Schwere das Laichgeschäft zu vollziehen. Welchen Einfluss der Aufenthalts- ort auf die Entwicklung der Geschlechtsthätigkeit bei den Forellen ausübt, zeigt die Alp- oder Steinforelle, welche als Bewohnerin der Alpenbäche im December, ja in manchen Fällen erst im Januar laicht, während die ge- meine, ausserhalb der Alpen lebende Bachforelle schon mit Anfang November das Laichgeschäft beginnt. Während der Laichzeit machen sich ausser der starken Anschwellung der Urogenital-Papille auch eigenthümliche Hautveränderungen an den Forellen, und zwar an den Milchnern und Rognern sehr bemerkbar. Die Schuppen der männlichen Forellen, zumal auf dem Rücken und am Bauche, werden von einer schwartigen Hautwucherung gänzlich überwachsen; eine ähnliche Hautschwarte überzieht die Basis und den Vorderrand der Afterflosse, sowie den Ober- und Unterrand der Schwanzflosse. Diese schwartige Verdickung der After- und Schwanzflosse lässt sich auch an den laichenden Forellen- weibchen wahrnehmen, während deren Schuppen nur zum Theil von der Basis der Schuppentaschen aus mit einer schwächeren Hautwucherung über- wachsen sind. Durch die Verdickung der genannten Flossen werden gewiss die laichenden Forellen befähigt, mit ihrem Schwanze sehr kräftig um sich zu schlagen und so den steinigen Grund ihrer Laichplätze zur Bergung der erbsengrossen Eier auszuhöhlen. Von diesen laichenden Forellen stechen die sterilen Forellen, wenn man

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/335>, abgerufen am 28.11.2024.