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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Familie: Salmonoidei.
abweichenden Gestalt heranwachsen und die Ichthyologen veranlasst haben,
dieselben unter gänzlicher Verkennung ihres sterilen Zustandes als besondere
Salmoneer-Arten hinzustellen. Man hat diese Sterilität noch in einer anderen
Weise aufgefasst und angenommen, dass einzelne Individuen in einem oder
dem anderen Jahre gar nicht laichen, allein da mit der Sterilität gewisser
Salmoneer sich an denselben eine ganz veränderte Körperform ausgeprägt hat,
so wird diese nicht bloss vorübergehend für das eine oder andere Jahr, in
welchem der Fisch nicht laicht, vorhanden sein können, sondern eben-
so beständig wie die Sterilität von Jahr zu Jahr fortdauern müssen. Hier-
nach dürfte eine Angabe jenes Ungenannten, welcher über die lachsartigen
Fische sehr viel lehrreiches in Loudon's Magazin 1) niedergelegt hat, eine an-
dere Deutung erhalten. Derselbe sagte nämlich: "Weder Lachs noch Forelle
laiche jedes Jahr, denn man fange im Januar oft von beiden Individuen, deren
Rogen kleiner als Senfkörner sei, die mithin in dem Jahre nicht gelaicht ha-
ben könnten". Solche Individuen dürften nach meinem Dafürhalten sterile
Formen gewesen sein.

Valenciennes hat die zu dieser Abtheilung gehörenden vielzähnigen Salmoneer
in mehrere Gattungen zerfällt und als Unterscheidungsmerkmale dieser Gat-
tungen hauptsächlich die Zahl und Stellung der Zähne des Pflugscharknochens
hervorgehoben. Auf diese Weise sind die drei Gattungen Salmo, Fario und
Salar entstanden 2), welche auch von Heckel und anderen deutschen Ichthyo-
logen angenommen worden sind. Es lassen sich aber bei genauerer Ver-
gleichung möglichst vieler Individuen namentlich aus verschiedenen Alterszu-
ständen diese Salmoneer-Arten durchaus nicht in dieser Gattungsabgrenzung
festhalten.

Ehe ich mich über diese systematische Eintheilung dieser vielzähnigen
Salmoneer näher ausspreche, muss ich einiges über die Beschaffenheit des
Pflugscharbeins (Vomer) dieser Fische vorausschicken, da man auf die An-
ordnung der Zähne dieses Knochens einen so grossen Werth gelegt hat.

Es zerfällt der den mittleren Theil der Gaumendecke bildende Vomer-
knochen der vielzähnigen Salmoneer in zwei Platten, in eine vordere und hin-
tere, von denen die vordere Platte meistens den kleineren Theil des ganzen
Knochen ausmacht. Denken wir uns am lebenden und schwimmenden Sal-
moneer
den Vomerknochen in seiner natürlichen Lage, so steht die vordere
Platte desselben stets tiefer als die hintere Platte, welcher höher gelegene
und bald mehr, bald weniger langgestreckte Theil des Vomer als Körper oder
Stiel dieses Knochen bezeichnet werden kann. Von diesen beiden Thei-
len des Pflugscharbeins kann die vordere Platte allein mit Zähnen besetzt

1) Vergl. Loudon: The Magazine of natural history. Vol. VII. 1834. pag. 207, im Aus-
zuge in Wiegmann's Archiv für Naturgeschichte. 1835. Bd. II. pag. 267.
2) Vergl. Valenciennes: Hist. des poissons. Tom. XXI. 1848. pag. 163.

Familie: Salmonoidei.
abweichenden Gestalt heranwachsen und die Ichthyologen veranlasst haben,
dieselben unter gänzlicher Verkennung ihres sterilen Zustandes als besondere
Salmoneer-Arten hinzustellen. Man hat diese Sterilität noch in einer anderen
Weise aufgefasst und angenommen, dass einzelne Individuen in einem oder
dem anderen Jahre gar nicht laichen, allein da mit der Sterilität gewisser
Salmoneer sich an denselben eine ganz veränderte Körperform ausgeprägt hat,
so wird diese nicht bloss vorübergehend für das eine oder andere Jahr, in
welchem der Fisch nicht laicht, vorhanden sein können, sondern eben-
so beständig wie die Sterilität von Jahr zu Jahr fortdauern müssen. Hier-
nach dürfte eine Angabe jenes Ungenannten, welcher über die lachsartigen
Fische sehr viel lehrreiches in Loudon’s Magazin 1) niedergelegt hat, eine an-
dere Deutung erhalten. Derselbe sagte nämlich: »Weder Lachs noch Forelle
laiche jedes Jahr, denn man fange im Januar oft von beiden Individuen, deren
Rogen kleiner als Senfkörner sei, die mithin in dem Jahre nicht gelaicht ha-
ben könnten«. Solche Individuen dürften nach meinem Dafürhalten sterile
Formen gewesen sein.

Valenciennes hat die zu dieser Abtheilung gehörenden vielzähnigen Salmoneer
in mehrere Gattungen zerfällt und als Unterscheidungsmerkmale dieser Gat-
tungen hauptsächlich die Zahl und Stellung der Zähne des Pflugscharknochens
hervorgehoben. Auf diese Weise sind die drei Gattungen Salmo, Fario und
Salar entstanden 2), welche auch von Heckel und anderen deutschen Ichthyo-
logen angenommen worden sind. Es lassen sich aber bei genauerer Ver-
gleichung möglichst vieler Individuen namentlich aus verschiedenen Alterszu-
ständen diese Salmoneer-Arten durchaus nicht in dieser Gattungsabgrenzung
festhalten.

Ehe ich mich über diese systematische Eintheilung dieser vielzähnigen
Salmoneer näher ausspreche, muss ich einiges über die Beschaffenheit des
Pflugscharbeins (Vomer) dieser Fische vorausschicken, da man auf die An-
ordnung der Zähne dieses Knochens einen so grossen Werth gelegt hat.

Es zerfällt der den mittleren Theil der Gaumendecke bildende Vomer-
knochen der vielzähnigen Salmoneer in zwei Platten, in eine vordere und hin-
tere, von denen die vordere Platte meistens den kleineren Theil des ganzen
Knochen ausmacht. Denken wir uns am lebenden und schwimmenden Sal-
moneer
den Vomerknochen in seiner natürlichen Lage, so steht die vordere
Platte desselben stets tiefer als die hintere Platte, welcher höher gelegene
und bald mehr, bald weniger langgestreckte Theil des Vomer als Körper oder
Stiel dieses Knochen bezeichnet werden kann. Von diesen beiden Thei-
len des Pflugscharbeins kann die vordere Platte allein mit Zähnen besetzt

1) Vergl. Loudon: The Magazine of natural history. Vol. VII. 1834. pag. 207, im Aus-
zuge in Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte. 1835. Bd. II. pag. 267.
2) Vergl. Valenciennes: Hist. des poissons. Tom. XXI. 1848. pag. 163.
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[277/0290] Familie: Salmonoidei. abweichenden Gestalt heranwachsen und die Ichthyologen veranlasst haben, dieselben unter gänzlicher Verkennung ihres sterilen Zustandes als besondere Salmoneer-Arten hinzustellen. Man hat diese Sterilität noch in einer anderen Weise aufgefasst und angenommen, dass einzelne Individuen in einem oder dem anderen Jahre gar nicht laichen, allein da mit der Sterilität gewisser Salmoneer sich an denselben eine ganz veränderte Körperform ausgeprägt hat, so wird diese nicht bloss vorübergehend für das eine oder andere Jahr, in welchem der Fisch nicht laicht, vorhanden sein können, sondern eben- so beständig wie die Sterilität von Jahr zu Jahr fortdauern müssen. Hier- nach dürfte eine Angabe jenes Ungenannten, welcher über die lachsartigen Fische sehr viel lehrreiches in Loudon’s Magazin 1) niedergelegt hat, eine an- dere Deutung erhalten. Derselbe sagte nämlich: »Weder Lachs noch Forelle laiche jedes Jahr, denn man fange im Januar oft von beiden Individuen, deren Rogen kleiner als Senfkörner sei, die mithin in dem Jahre nicht gelaicht ha- ben könnten«. Solche Individuen dürften nach meinem Dafürhalten sterile Formen gewesen sein. Valenciennes hat die zu dieser Abtheilung gehörenden vielzähnigen Salmoneer in mehrere Gattungen zerfällt und als Unterscheidungsmerkmale dieser Gat- tungen hauptsächlich die Zahl und Stellung der Zähne des Pflugscharknochens hervorgehoben. Auf diese Weise sind die drei Gattungen Salmo, Fario und Salar entstanden 2), welche auch von Heckel und anderen deutschen Ichthyo- logen angenommen worden sind. Es lassen sich aber bei genauerer Ver- gleichung möglichst vieler Individuen namentlich aus verschiedenen Alterszu- ständen diese Salmoneer-Arten durchaus nicht in dieser Gattungsabgrenzung festhalten. Ehe ich mich über diese systematische Eintheilung dieser vielzähnigen Salmoneer näher ausspreche, muss ich einiges über die Beschaffenheit des Pflugscharbeins (Vomer) dieser Fische vorausschicken, da man auf die An- ordnung der Zähne dieses Knochens einen so grossen Werth gelegt hat. Es zerfällt der den mittleren Theil der Gaumendecke bildende Vomer- knochen der vielzähnigen Salmoneer in zwei Platten, in eine vordere und hin- tere, von denen die vordere Platte meistens den kleineren Theil des ganzen Knochen ausmacht. Denken wir uns am lebenden und schwimmenden Sal- moneer den Vomerknochen in seiner natürlichen Lage, so steht die vordere Platte desselben stets tiefer als die hintere Platte, welcher höher gelegene und bald mehr, bald weniger langgestreckte Theil des Vomer als Körper oder Stiel dieses Knochen bezeichnet werden kann. Von diesen beiden Thei- len des Pflugscharbeins kann die vordere Platte allein mit Zähnen besetzt 1) Vergl. Loudon: The Magazine of natural history. Vol. VII. 1834. pag. 207, im Aus- zuge in Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte. 1835. Bd. II. pag. 267. 2) Vergl. Valenciennes: Hist. des poissons. Tom. XXI. 1848. pag. 163.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/290>, abgerufen am 25.11.2024.