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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Gattung: Squalius.

Obgleich ich es mir bei dem vorliegenden Werke zur Aufgabe gemacht
habe, die Besprechung der Synonymen nicht zu weit auszudehnen, so kann
ich es hier doch nicht unterlassen, auf eine nordeuropäische Fischform hinzu-
weisen, welche durch eine unserer ersten ichthyologischen Autoritäten un-
verdienter Weise zu einer besonderen Art gestempelt worden ist. Ich meine
den schwedischen "Stämm", welcher von den skandinavischen Ichthyologen
den Namen Cyprinus oder Leuciscus Grislagine erhalten hat. Dieser Fisch ist
von Fries und Ekström sehr genau beschrieben und von Wright sehr sauber
abgebildet worden1). Heckel (Nr. 11 g: pag. 101) rügte mit Recht, dass Ar-
tedi
2), welcher zuerst des "Stämm" Erwähnung gethan, zu diesem Fische
Willughby's Grislagine fälschlich als synonym citirte, welcher letztere der Telestes
Agassizii
, mithin ein ganz anderer Fisch sei, und fügte hinzu, dass der schwe-
dische Stämm mit unserem Perlfische, Leuciscus Meidingeri eine Aehnlichkeit
habe. Worauf Heckel diese letztere Behauptung gründet, ist mir durchaus un-
klar geblieben, jedenfalls hat Heckel durch dieselbe viel dazu beigetragen, das
wahre Wesen des Stämm unkenntlich zu machen, was um so auffallender ist,
da die skandinavischen Ichthyologen ihren Stämm immer als einen Squalius cha-
rakterisirt haben. Zuerst gab Linne3) die Beschreibung und Abbildung eines
Stämm, den er unter dem Namen "Naddi" aus Helsingfors erhalten hatte.
Heckel (Nr. 11 g: pag. 101) erkannte in dieser Beschreibung ganz richtig den
"Chub" der Engländer, nämlich seinen Sq. Cephalus, der nach meiner
Ueberzeugung mit Heckel's Sq. Dobula zusammenfällt. Nilsson4) konnte
in Linne's Beschreibung jenes finnischen Fisches ebenfalls nur den Sq.
Dobula
Heck. wieder erkennen, erfuhr aber aus Helsingfors, dass kein Fisch
unter dem Namen "Naddi" dort bekannt sei. Linne hat demnach bei seinem
Versuch, den schwedischen Stämm in das System einzuführen, verschiedene
Fehler begangen. Er hat einen finnländischen Fisch fälschlich für einen
Stämm genommen, in seinem Systema naturae zu dem Cyprinus Grislagine
ganz unrichtig seine Beschreibung des Naddi citirt und überhaupt versäumt,
den Cyprinus Leuciscus von Mitteleuropa mit dem Cyprinus Grislagine von
Schweden zu vereinigen. Von Fries und Ekström sowie von Nilsson sind

einer durchsichtigen blasenartigen Kapsel umgeben haben, entwickelt sich in der Umge-
bung solcher eingekapselter Würmer eine auffallende Menge schwarzkörnigen Pigments,
welches nach dem Absterben der Würmer sich wieder verliert. Man vergleiche hierüber
meine Vorträge im Münchener Fischer-Club (Abendblatt zur neuen Münchener Zeitung 1858.
nr. 69. pag. 274) und in der anatomisch-physiologischen Section der Königsberger Natur-
forscher-Versammlung (Tageblatt der 35ten Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte. pag. 55. vgl. auch den amtl. Bericht dieser Versammlung a. a. O. pag. 138.
1) Vergl. Skandinaviens Fiskar a. a. O. pag. 69. lat. Text und Pl. 14.
2) Vergl. Nr. 1: Synon. nom. pisc. pag. 5. n. 4.
3) Vergl. Acta societatis regiae scientiarum upsaliensis. Ann. 1744--50. pag. 35. Tab. III.
4) Vergl. dessen Skandinavisk Fauna. a. a. O. pag. 310.
v. Siebold, Fische. 14
Gattung: Squalius.

Obgleich ich es mir bei dem vorliegenden Werke zur Aufgabe gemacht
habe, die Besprechung der Synonymen nicht zu weit auszudehnen, so kann
ich es hier doch nicht unterlassen, auf eine nordeuropäische Fischform hinzu-
weisen, welche durch eine unserer ersten ichthyologischen Autoritäten un-
verdienter Weise zu einer besonderen Art gestempelt worden ist. Ich meine
den schwedischen »Stämm«, welcher von den skandinavischen Ichthyologen
den Namen Cyprinus oder Leuciscus Grislagine erhalten hat. Dieser Fisch ist
von Fries und Ekström sehr genau beschrieben und von Wright sehr sauber
abgebildet worden1). Heckel (Nr. 11 g: pag. 101) rügte mit Recht, dass Ar-
tedi
2), welcher zuerst des »Stämm« Erwähnung gethan, zu diesem Fische
Willughby’s Grislagine fälschlich als synonym citirte, welcher letztere der Telestes
Agassizii
, mithin ein ganz anderer Fisch sei, und fügte hinzu, dass der schwe-
dische Stämm mit unserem Perlfische, Leuciscus Meidingeri eine Aehnlichkeit
habe. Worauf Heckel diese letztere Behauptung gründet, ist mir durchaus un-
klar geblieben, jedenfalls hat Heckel durch dieselbe viel dazu beigetragen, das
wahre Wesen des Stämm unkenntlich zu machen, was um so auffallender ist,
da die skandinavischen Ichthyologen ihren Stämm immer als einen Squalius cha-
rakterisirt haben. Zuerst gab Linné3) die Beschreibung und Abbildung eines
Stämm, den er unter dem Namen »Naddi« aus Helsingfors erhalten hatte.
Heckel (Nr. 11 g: pag. 101) erkannte in dieser Beschreibung ganz richtig den
»Chub« der Engländer, nämlich seinen Sq. Cephalus, der nach meiner
Ueberzeugung mit Heckel’s Sq. Dobula zusammenfällt. Nilsson4) konnte
in Linné’s Beschreibung jenes finnischen Fisches ebenfalls nur den Sq.
Dobula
Heck. wieder erkennen, erfuhr aber aus Helsingfors, dass kein Fisch
unter dem Namen »Naddi« dort bekannt sei. Linné hat demnach bei seinem
Versuch, den schwedischen Stämm in das System einzuführen, verschiedene
Fehler begangen. Er hat einen finnländischen Fisch fälschlich für einen
Stämm genommen, in seinem Systema naturae zu dem Cyprinus Grislagine
ganz unrichtig seine Beschreibung des Naddi citirt und überhaupt versäumt,
den Cyprinus Leuciscus von Mitteleuropa mit dem Cyprinus Grislagine von
Schweden zu vereinigen. Von Fries und Ekström sowie von Nilsson sind

einer durchsichtigen blasenartigen Kapsel umgeben haben, entwickelt sich in der Umge-
bung solcher eingekapselter Würmer eine auffallende Menge schwarzkörnigen Pigments,
welches nach dem Absterben der Würmer sich wieder verliert. Man vergleiche hierüber
meine Vorträge im Münchener Fischer-Club (Abendblatt zur neuen Münchener Zeitung 1858.
nr. 69. pag. 274) und in der anatomisch-physiologischen Section der Königsberger Natur-
forscher-Versammlung (Tageblatt der 35ten Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte. pag. 55. vgl. auch den amtl. Bericht dieser Versammlung a. a. O. pag. 138.
1) Vergl. Skandinaviens Fiskar a. a. O. pag. 69. lat. Text und Pl. 14.
2) Vergl. Nr. 1: Synon. nom. pisc. pag. 5. n. 4.
3) Vergl. Acta societatis regiae scientiarum upsaliensis. Ann. 1744—50. pag. 35. Tab. III.
4) Vergl. dessen Skandinavisk Fauna. a. a. O. pag. 310.
v. Siebold, Fische. 14
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[209/0222] Gattung: Squalius. Obgleich ich es mir bei dem vorliegenden Werke zur Aufgabe gemacht habe, die Besprechung der Synonymen nicht zu weit auszudehnen, so kann ich es hier doch nicht unterlassen, auf eine nordeuropäische Fischform hinzu- weisen, welche durch eine unserer ersten ichthyologischen Autoritäten un- verdienter Weise zu einer besonderen Art gestempelt worden ist. Ich meine den schwedischen »Stämm«, welcher von den skandinavischen Ichthyologen den Namen Cyprinus oder Leuciscus Grislagine erhalten hat. Dieser Fisch ist von Fries und Ekström sehr genau beschrieben und von Wright sehr sauber abgebildet worden 1). Heckel (Nr. 11 g: pag. 101) rügte mit Recht, dass Ar- tedi 2), welcher zuerst des »Stämm« Erwähnung gethan, zu diesem Fische Willughby’s Grislagine fälschlich als synonym citirte, welcher letztere der Telestes Agassizii, mithin ein ganz anderer Fisch sei, und fügte hinzu, dass der schwe- dische Stämm mit unserem Perlfische, Leuciscus Meidingeri eine Aehnlichkeit habe. Worauf Heckel diese letztere Behauptung gründet, ist mir durchaus un- klar geblieben, jedenfalls hat Heckel durch dieselbe viel dazu beigetragen, das wahre Wesen des Stämm unkenntlich zu machen, was um so auffallender ist, da die skandinavischen Ichthyologen ihren Stämm immer als einen Squalius cha- rakterisirt haben. Zuerst gab Linné 3) die Beschreibung und Abbildung eines Stämm, den er unter dem Namen »Naddi« aus Helsingfors erhalten hatte. Heckel (Nr. 11 g: pag. 101) erkannte in dieser Beschreibung ganz richtig den »Chub« der Engländer, nämlich seinen Sq. Cephalus, der nach meiner Ueberzeugung mit Heckel’s Sq. Dobula zusammenfällt. Nilsson 4) konnte in Linné’s Beschreibung jenes finnischen Fisches ebenfalls nur den Sq. Dobula Heck. wieder erkennen, erfuhr aber aus Helsingfors, dass kein Fisch unter dem Namen »Naddi« dort bekannt sei. Linné hat demnach bei seinem Versuch, den schwedischen Stämm in das System einzuführen, verschiedene Fehler begangen. Er hat einen finnländischen Fisch fälschlich für einen Stämm genommen, in seinem Systema naturae zu dem Cyprinus Grislagine ganz unrichtig seine Beschreibung des Naddi citirt und überhaupt versäumt, den Cyprinus Leuciscus von Mitteleuropa mit dem Cyprinus Grislagine von Schweden zu vereinigen. Von Fries und Ekström sowie von Nilsson sind 2) 1) Vergl. Skandinaviens Fiskar a. a. O. pag. 69. lat. Text und Pl. 14. 2) Vergl. Nr. 1: Synon. nom. pisc. pag. 5. n. 4. 3) Vergl. Acta societatis regiae scientiarum upsaliensis. Ann. 1744—50. pag. 35. Tab. III. 4) Vergl. dessen Skandinavisk Fauna. a. a. O. pag. 310. 2) einer durchsichtigen blasenartigen Kapsel umgeben haben, entwickelt sich in der Umge- bung solcher eingekapselter Würmer eine auffallende Menge schwarzkörnigen Pigments, welches nach dem Absterben der Würmer sich wieder verliert. Man vergleiche hierüber meine Vorträge im Münchener Fischer-Club (Abendblatt zur neuen Münchener Zeitung 1858. nr. 69. pag. 274) und in der anatomisch-physiologischen Section der Königsberger Natur- forscher-Versammlung (Tageblatt der 35ten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. pag. 55. vgl. auch den amtl. Bericht dieser Versammlung a. a. O. pag. 138. v. Siebold, Fische. 14

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/222>, abgerufen am 22.11.2024.