19 bis 23 weichen, zertheilten Strahlen beginnt unter dem Ende der Rückenflosse1)
D. 3/8, P. 1/15, V. 2/8, A. 3/19--23, C. 19, Squ. 9--10/45--48/5--6.
Die Blicca Björkna, welche nur eine Grösse von 8 bis 12 Zoll erreicht, sieht in ihrer Körperform dem Abramis Brama sehr ähnlich, daher in vielen Gegenden Mitteleuropa's dieser Fisch keinen besonderen Namen führt, indem derselbe für einen noch nicht ausgewachsenen Brachsen gehalten und als "junger Brachsen" oder "Halbbrachsen" bezeichnet wird; es führen zwar Schrank, Perty, Koch, Fürnrohr und andere in ihren verschiedenen Faunen Blicca Björkna unter dem Namen "Güster" auf, allein dieser norddeutsche, von Bloch entlehnte Name ist hier in Süddeutschland gänzlich unbekannt. Die Bezeichnung "Frauenfisch", welche Schrank (a. a. O.) ausserdem noch für diesen Fisch hervorhebt, beruht jedenfalls auf einer Verwechslung. Ebenso ist der von Bujack (a. a. O.) für die preussische Güster aufgeführte Name "Blicke" unrichtig dem Klein (Nr. 93: V. pag. 62) nachgeschrieben, schon Bock (Nr. 95: IV. pag. 683) hat es hervorgehoben, dass der Name "Blicke" in Preussen niemals gehört werde, was ich bestätigen kann. Bock (a. a. O. pag. 681) beschreibt die Blicca ganz richtig unter dem schon von Wulff (Nr. 94: pag. 50. n. 67) gekannten Volksnamen "Gieben", den auch ich bei meinem letzten Aufenthalt in Preussen aus dem Munde einiger Fischer ver- nommen habe.
Die kürzere Afterflosse und die verhältnissmässig grösseren Augen des Halbbrachsen verrathen auf den ersten Blick, dass dieser Fisch nicht blos als ein junger Brachsen anzusehen ist, sondern zu einer besonderen Abramiden-- Form gerechnet werden muss. Der Körper des Halbbrachsen ist sehr stark seitlich zusammengedrückt, variirt aber in der Höhe des Rückens, indem bei manchen Individuen die Rückenkante unmittelbar hinter dem Scheitel durch ihre plötzliche Erhebung einen Absatz gegen die von der mässig gewölbten Schnauze fast geradlinig aufsteigende Stirne bildet, während bei anderen das Stirnprofil ohne Absatz in den nur wenig gewölbten Rücken übergeht.
Auch in der Färbung lässt sich ein constanter Unterschied zwischen dem Halbbrachsen und dem gemeinen Brachsen auffinden. Der Rücken des er- steren ist mehr bräunlich, der des letzteren mehr bläulich gefärbt, wobei die Seiten des Halbbrachsen um vieles silberglänzender erscheinen als die des gemeinen Brachsen. Ferner besitzen die Afterflosse und die paarigen Flossen des Halbbrachsen, welche wie alle seine übrigen Flossen, dunkelgrau gefärbt sind, eine röthliche Basis, und zeichnet sich sehr häufig die Afterflosse noch durch eine schwarze Färbung aus, welche theils die vordere Spitze derselben
1) Vergl. Heckel: Die Fische Syriens. pag. 1007. Taf. I. Blicca argyroleuca, Greifzähne.
Gattung: Blicca.
19 bis 23 weichen, zertheilten Strahlen beginnt unter dem Ende der Rückenflosse1)
D. 3/8, P. 1/15, V. 2/8, A. 3/19—23, C. 19, Squ. 9—10/45—48/5—6.
Die Blicca Björkna, welche nur eine Grösse von 8 bis 12 Zoll erreicht, sieht in ihrer Körperform dem Abramis Brama sehr ähnlich, daher in vielen Gegenden Mitteleuropa’s dieser Fisch keinen besonderen Namen führt, indem derselbe für einen noch nicht ausgewachsenen Brachsen gehalten und als »junger Brachsen« oder »Halbbrachsen« bezeichnet wird; es führen zwar Schrank, Perty, Koch, Fürnrohr und andere in ihren verschiedenen Faunen Blicca Björkna unter dem Namen »Güster« auf, allein dieser norddeutsche, von Bloch entlehnte Name ist hier in Süddeutschland gänzlich unbekannt. Die Bezeichnung »Frauenfisch«, welche Schrank (a. a. O.) ausserdem noch für diesen Fisch hervorhebt, beruht jedenfalls auf einer Verwechslung. Ebenso ist der von Bujack (a. a. O.) für die preussische Güster aufgeführte Name »Blicke« unrichtig dem Klein (Nr. 93: V. pag. 62) nachgeschrieben, schon Bock (Nr. 95: IV. pag. 683) hat es hervorgehoben, dass der Name »Blicke« in Preussen niemals gehört werde, was ich bestätigen kann. Bock (a. a. O. pag. 681) beschreibt die Blicca ganz richtig unter dem schon von Wulff (Nr. 94: pag. 50. n. 67) gekannten Volksnamen »Gieben«, den auch ich bei meinem letzten Aufenthalt in Preussen aus dem Munde einiger Fischer ver- nommen habe.
Die kürzere Afterflosse und die verhältnissmässig grösseren Augen des Halbbrachsen verrathen auf den ersten Blick, dass dieser Fisch nicht blos als ein junger Brachsen anzusehen ist, sondern zu einer besonderen Abramiden— Form gerechnet werden muss. Der Körper des Halbbrachsen ist sehr stark seitlich zusammengedrückt, variirt aber in der Höhe des Rückens, indem bei manchen Individuen die Rückenkante unmittelbar hinter dem Scheitel durch ihre plötzliche Erhebung einen Absatz gegen die von der mässig gewölbten Schnauze fast geradlinig aufsteigende Stirne bildet, während bei anderen das Stirnprofil ohne Absatz in den nur wenig gewölbten Rücken übergeht.
Auch in der Färbung lässt sich ein constanter Unterschied zwischen dem Halbbrachsen und dem gemeinen Brachsen auffinden. Der Rücken des er- steren ist mehr bräunlich, der des letzteren mehr bläulich gefärbt, wobei die Seiten des Halbbrachsen um vieles silberglänzender erscheinen als die des gemeinen Brachsen. Ferner besitzen die Afterflosse und die paarigen Flossen des Halbbrachsen, welche wie alle seine übrigen Flossen, dunkelgrau gefärbt sind, eine röthliche Basis, und zeichnet sich sehr häufig die Afterflosse noch durch eine schwarze Färbung aus, welche theils die vordere Spitze derselben
1) Vergl. Heckel: Die Fische Syriens. pag. 1007. Taf. I. Blicca argyroleuca, Greifzähne.
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D. 3/8, P. 1/15, V. 2/8, A. 3/19—23, C. 19, Squ. 9—10/45—48/5—6.
Die Blicca Björkna, welche nur eine Grösse von 8 bis 12 Zoll erreicht,
sieht in ihrer Körperform dem Abramis Brama sehr ähnlich, daher in vielen
Gegenden Mitteleuropa’s dieser Fisch keinen besonderen Namen führt, indem
derselbe für einen noch nicht ausgewachsenen Brachsen gehalten und als
»junger Brachsen« oder »Halbbrachsen« bezeichnet wird; es führen zwar
Schrank, Perty, Koch, Fürnrohr und andere in ihren verschiedenen Faunen
Blicca Björkna unter dem Namen »Güster« auf, allein dieser norddeutsche,
von Bloch entlehnte Name ist hier in Süddeutschland gänzlich unbekannt.
Die Bezeichnung »Frauenfisch«, welche Schrank (a. a. O.) ausserdem noch für
diesen Fisch hervorhebt, beruht jedenfalls auf einer Verwechslung. Ebenso
ist der von Bujack (a. a. O.) für die preussische Güster aufgeführte Name
»Blicke« unrichtig dem Klein (Nr. 93: V. pag. 62) nachgeschrieben, schon
Bock (Nr. 95: IV. pag. 683) hat es hervorgehoben, dass der Name »Blicke«
in Preussen niemals gehört werde, was ich bestätigen kann. Bock (a. a. O.
pag. 681) beschreibt die Blicca ganz richtig unter dem schon von Wulff
(Nr. 94: pag. 50. n. 67) gekannten Volksnamen »Gieben«, den auch ich bei
meinem letzten Aufenthalt in Preussen aus dem Munde einiger Fischer ver-
nommen habe.
Die kürzere Afterflosse und die verhältnissmässig grösseren Augen des
Halbbrachsen verrathen auf den ersten Blick, dass dieser Fisch nicht blos als
ein junger Brachsen anzusehen ist, sondern zu einer besonderen Abramiden—
Form gerechnet werden muss. Der Körper des Halbbrachsen ist sehr stark
seitlich zusammengedrückt, variirt aber in der Höhe des Rückens, indem bei
manchen Individuen die Rückenkante unmittelbar hinter dem Scheitel durch
ihre plötzliche Erhebung einen Absatz gegen die von der mässig gewölbten
Schnauze fast geradlinig aufsteigende Stirne bildet, während bei anderen das
Stirnprofil ohne Absatz in den nur wenig gewölbten Rücken übergeht.
Auch in der Färbung lässt sich ein constanter Unterschied zwischen dem
Halbbrachsen und dem gemeinen Brachsen auffinden. Der Rücken des er-
steren ist mehr bräunlich, der des letzteren mehr bläulich gefärbt, wobei die
Seiten des Halbbrachsen um vieles silberglänzender erscheinen als die des
gemeinen Brachsen. Ferner besitzen die Afterflosse und die paarigen Flossen
des Halbbrachsen, welche wie alle seine übrigen Flossen, dunkelgrau gefärbt
sind, eine röthliche Basis, und zeichnet sich sehr häufig die Afterflosse noch
durch eine schwarze Färbung aus, welche theils die vordere Spitze derselben
1) Vergl. Heckel: Die Fische Syriens. pag. 1007. Taf. I. Blicca argyroleuca, Greifzähne.
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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/152>, abgerufen am 07.07.2024.
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