20 weichen zertheilten Strahlen beginnt hinter dem Ende der Rückenflosse; hinter dieser erscheint der Rücken ge- kielt.
D. 3/8, P. 1/15, V. 2/9--10, A. 3/17--21, Squ. 9--10/58--60/5--6.
Aus der oben angeführten Diagnose des Rüsslings geht hervor, dass die- ser Fisch mit der Russnase sehr leicht verwechselt werden kann, indem der- selbe fast nur durch geringere Dimensionen der bei A. Vimba hervorgehobenen Charaktere verschieden ist. Es ist daher verzeihlich, dass Agassiz, Perty und Weber diese beiden Fischarten mit einander verwechselt haben. Die Schnauze des Seerüssling springt viel weniger hervor, sein Rücken ist weni- ger hoch und sein ganzer Körper um vieles länger gestreckt als bei der Russ- oder Blaunase. Durch die lange hervorragende Schnauze erhält also der ganze Kopf von A. Vimba ein viel längeres Ansehen, wogegen durch den we- niger gestreckten Körper desselben Fisches der Schwanz gedrungener und höher erscheint als bei A. melanops. Wäre es mir in Bayern möglich gewesen, Uebergänge von der einen Form in die andere herauszufinden, so hätte ich keinen Anstand genommen, beide zu einer Art zu verschmelzen, und zwar schon um deshalb, weil ich nicht im Stande war, in den Schlundknochen und deren Zähnen, in der Färbung und Zeichnung des Leibes einen Unterschied zwischen beiden Arten ausfindig zu machen. Auch in der Pracht und in dem Glanze des Hochzeitskleides beider Geschlechter stimmt A. melanops mit A. Vimba überein, wovon ich mich Ende Mai und Anfang Juni an vielen fri- schen Exemplaren des Seerüssling überzeugen konnte, während diese Farben- veränderung den bisherigen Beobachtern dieses Fisches gänzlich entgangen zu sein scheint. Der von Weber (a. a. O.) colorirt abgebildete Seerüssling er- scheint ganz blass und entfärbt, wie er im Herbst und Winter vorkömmt. Die durch Nordmann1) veranlasste colorirte Abbildung dieses Abramiden zeigt schon eine etwas dunklere Färbung, da der Fisch, nach welchem die Abbildung gefertigt wurde, im Anfang Mai, also schon ziemlich nahe vor dem Eintritt seiner Laichzeit, gefangen worden war. Der weissliche, feinkörnige Hautausschlag liess sich auf dem Scheitel und auf den Schuppen der männ- lichen Seerüsslinge während der Laichzeit ganz in derselben Weise wie bei der Russnase unterscheiden. Wenn Nordmann2) von kleinen warzenartigen schwarzen Puncten spricht, womit er ein männliches Individuum von A. me- lanops bedeckt gefunden hat, und dieselben mit den von Heckel3) erwähnten, die schwärzliche Schattirung veranlassenden schwarzbraunen Pünctchen ver-
1) S. Nordmann's Observations sur la Faune pontique, in Demidoff's Voyage dans la Russie meridionale. T. III. 1840. pag. 510. Pl. XXII. Fig. 2.
2) Ebenda pag. 510.
3) S. dessen: Ichthyolog. Beiträge (Nr. 116: a. a. O.) pag. 155.
Familie: Cyprinoidei.
20 weichen zertheilten Strahlen beginnt hinter dem Ende der Rückenflosse; hinter dieser erscheint der Rücken ge- kielt.
D. 3/8, P. 1/15, V. 2/9—10, A. 3/17—21, Squ. 9—10/58—60/5—6.
Aus der oben angeführten Diagnose des Rüsslings geht hervor, dass die- ser Fisch mit der Russnase sehr leicht verwechselt werden kann, indem der- selbe fast nur durch geringere Dimensionen der bei A. Vimba hervorgehobenen Charaktere verschieden ist. Es ist daher verzeihlich, dass Agassiz, Perty und Weber diese beiden Fischarten mit einander verwechselt haben. Die Schnauze des Seerüssling springt viel weniger hervor, sein Rücken ist weni- ger hoch und sein ganzer Körper um vieles länger gestreckt als bei der Russ- oder Blaunase. Durch die lange hervorragende Schnauze erhält also der ganze Kopf von A. Vimba ein viel längeres Ansehen, wogegen durch den we- niger gestreckten Körper desselben Fisches der Schwanz gedrungener und höher erscheint als bei A. melanops. Wäre es mir in Bayern möglich gewesen, Uebergänge von der einen Form in die andere herauszufinden, so hätte ich keinen Anstand genommen, beide zu einer Art zu verschmelzen, und zwar schon um deshalb, weil ich nicht im Stande war, in den Schlundknochen und deren Zähnen, in der Färbung und Zeichnung des Leibes einen Unterschied zwischen beiden Arten ausfindig zu machen. Auch in der Pracht und in dem Glanze des Hochzeitskleides beider Geschlechter stimmt A. melanops mit A. Vimba überein, wovon ich mich Ende Mai und Anfang Juni an vielen fri- schen Exemplaren des Seerüssling überzeugen konnte, während diese Farben- veränderung den bisherigen Beobachtern dieses Fisches gänzlich entgangen zu sein scheint. Der von Weber (a. a. O.) colorirt abgebildete Seerüssling er- scheint ganz blass und entfärbt, wie er im Herbst und Winter vorkömmt. Die durch Nordmann1) veranlasste colorirte Abbildung dieses Abramiden zeigt schon eine etwas dunklere Färbung, da der Fisch, nach welchem die Abbildung gefertigt wurde, im Anfang Mai, also schon ziemlich nahe vor dem Eintritt seiner Laichzeit, gefangen worden war. Der weissliche, feinkörnige Hautausschlag liess sich auf dem Scheitel und auf den Schuppen der männ- lichen Seerüsslinge während der Laichzeit ganz in derselben Weise wie bei der Russnase unterscheiden. Wenn Nordmann2) von kleinen warzenartigen schwarzen Puncten spricht, womit er ein männliches Individuum von A. me- lanops bedeckt gefunden hat, und dieselben mit den von Heckel3) erwähnten, die schwärzliche Schattirung veranlassenden schwarzbraunen Pünctchen ver-
1) S. Nordmann’s Observations sur la Faune pontique, in Demidoff’s Voyage dans la Russie méridionale. T. III. 1840. pag. 510. Pl. XXII. Fig. 2.
2) Ebenda pag. 510.
3) S. dessen: Ichthyolog. Beiträge (Nr. 116: a. a. O.) pag. 155.
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der Rückenflosse; hinter dieser erscheint der Rücken ge-
kielt.
D. 3/8, P. 1/15, V. 2/9—10, A. 3/17—21, Squ. 9—10/58—60/5—6.
Aus der oben angeführten Diagnose des Rüsslings geht hervor, dass die-
ser Fisch mit der Russnase sehr leicht verwechselt werden kann, indem der-
selbe fast nur durch geringere Dimensionen der bei A. Vimba hervorgehobenen
Charaktere verschieden ist. Es ist daher verzeihlich, dass Agassiz, Perty
und Weber diese beiden Fischarten mit einander verwechselt haben. Die
Schnauze des Seerüssling springt viel weniger hervor, sein Rücken ist weni-
ger hoch und sein ganzer Körper um vieles länger gestreckt als bei der Russ-
oder Blaunase. Durch die lange hervorragende Schnauze erhält also der
ganze Kopf von A. Vimba ein viel längeres Ansehen, wogegen durch den we-
niger gestreckten Körper desselben Fisches der Schwanz gedrungener und
höher erscheint als bei A. melanops. Wäre es mir in Bayern möglich gewesen,
Uebergänge von der einen Form in die andere herauszufinden, so hätte ich
keinen Anstand genommen, beide zu einer Art zu verschmelzen, und zwar
schon um deshalb, weil ich nicht im Stande war, in den Schlundknochen und
deren Zähnen, in der Färbung und Zeichnung des Leibes einen Unterschied
zwischen beiden Arten ausfindig zu machen. Auch in der Pracht und in dem
Glanze des Hochzeitskleides beider Geschlechter stimmt A. melanops mit
A. Vimba überein, wovon ich mich Ende Mai und Anfang Juni an vielen fri-
schen Exemplaren des Seerüssling überzeugen konnte, während diese Farben-
veränderung den bisherigen Beobachtern dieses Fisches gänzlich entgangen
zu sein scheint. Der von Weber (a. a. O.) colorirt abgebildete Seerüssling er-
scheint ganz blass und entfärbt, wie er im Herbst und Winter vorkömmt.
Die durch Nordmann 1) veranlasste colorirte Abbildung dieses Abramiden
zeigt schon eine etwas dunklere Färbung, da der Fisch, nach welchem die
Abbildung gefertigt wurde, im Anfang Mai, also schon ziemlich nahe vor dem
Eintritt seiner Laichzeit, gefangen worden war. Der weissliche, feinkörnige
Hautausschlag liess sich auf dem Scheitel und auf den Schuppen der männ-
lichen Seerüsslinge während der Laichzeit ganz in derselben Weise wie bei
der Russnase unterscheiden. Wenn Nordmann 2) von kleinen warzenartigen
schwarzen Puncten spricht, womit er ein männliches Individuum von A. me-
lanops bedeckt gefunden hat, und dieselben mit den von Heckel 3) erwähnten,
die schwärzliche Schattirung veranlassenden schwarzbraunen Pünctchen ver-
1) S. Nordmann’s Observations sur la Faune pontique, in Demidoff’s Voyage dans la
Russie méridionale. T. III. 1840. pag. 510. Pl. XXII. Fig. 2.
2) Ebenda pag. 510.
3) S. dessen: Ichthyolog. Beiträge (Nr. 116: a. a. O.) pag. 155.
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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/141>, abgerufen am 29.07.2024.
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