Schlundknochen und Schlundzähne (nach Heckel und Kner).
Die Barbe, welche eine Grösse von 2 Fuss erreichen kann, lässt sich durch ihre hervorragende Schnauze, durch ihre sehr aufgewulsteten Lippen und starke Bartfäden leicht erkennen. Der Rücken dieses Fisches zeigt eine graugrünliche Färbung mit helleren Seiten und mit weisslichem Bauche. Die Schuppen geben einen blass mes- singgelben Glanz von sich. Der her- vorragende Theil der Schuppen stellt eine stumpfe Spitze dar. Die Schuppen- taschen sind häufig an ihrer Basis geschwärzt, wodurch die Haut des Fisches ein geflecktes oder gegittertes Ansehen erhält. Die Flossen mit Ausnahme der Rückenflosse besitzen eine blassrothe Färbung, die Schwanzflosse ist immer von einem feinen schwärzlichen Saume eingefasst, die Rückenflosse dagegen erscheint gleichmässig dunkelgrau. Die Verbindungshäute der Strahlen aller Flossen zeigen öfter schwärzliche, unregelmässige Marmorflecke; am häufig- sten nimmt man dergleichen Flecke an der Rückenflosse wahr.
Sowohl in den Seen wie in den Flüssen der verschiedenen mitteleuro- päischen Wasser-Gebiete kömmt die Barbe allgemein verbreitet vor. Die- selbe nährt sich theils von animalischen, theils von vegetabilischen Substan- zen. Als Laichzeit der Barbe wird der Monat Mai und Juni angegeben. Zur Zeit der Brunst erheben sich auf dem Scheitel der männlichen Individuen eine Menge kleiner Körner, welche sich nach dem Rücken hin zu vielen kurzen Längsreihen ordnen und auf den Schuppen des Rückens selbst innig mit ein- ander verschmelzen und so eine Längsleiste darstellen, welche oft noch zwei kurze Leisten neben sich hat. Es ist auffallend, dass, obgleich von jeher vor dem Genusse des Rogens der Barbe gewarnt wird und immer wieder neue unangenehme Erfahrungen über die Erbrechen und Durchfall erregenden Eigen- schaften dieses Nahrungsmittels gemacht werden1), sich bis jetzt niemand die Aufgabe gestellt hat, den Rogen dieses gemeinen Fisches wegen seiner giftigen Wirkung wissenschaftlich zu prüfen.
1) Schon Gesner (Fischbuch. 1575. Fol. 171) war mit dieser giftigen Eigenschaft des Barben-Rogens bekannt. Ueber mehrere vor einigen Jahren im Nassauischen vorge- kommene, nach dem Genusse von Barben-Eiern eingetretene Vergiftungsfälle berichtete Dr. A. v. Franque in der deutschen Klinik, 1858. pag. 133.
Familie: Cyprinoidei.
[Abbildung]
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Fig. 8.
Schlundknochen und Schlundzähne (nach Heckel und Kner).
Die Barbe, welche eine Grösse von 2 Fuss erreichen kann, lässt sich durch ihre hervorragende Schnauze, durch ihre sehr aufgewulsteten Lippen und starke Bartfäden leicht erkennen. Der Rücken dieses Fisches zeigt eine graugrünliche Färbung mit helleren Seiten und mit weisslichem Bauche. Die Schuppen geben einen blass mes- singgelben Glanz von sich. Der her- vorragende Theil der Schuppen stellt eine stumpfe Spitze dar. Die Schuppen- taschen sind häufig an ihrer Basis geschwärzt, wodurch die Haut des Fisches ein geflecktes oder gegittertes Ansehen erhält. Die Flossen mit Ausnahme der Rückenflosse besitzen eine blassrothe Färbung, die Schwanzflosse ist immer von einem feinen schwärzlichen Saume eingefasst, die Rückenflosse dagegen erscheint gleichmässig dunkelgrau. Die Verbindungshäute der Strahlen aller Flossen zeigen öfter schwärzliche, unregelmässige Marmorflecke; am häufig- sten nimmt man dergleichen Flecke an der Rückenflosse wahr.
Sowohl in den Seen wie in den Flüssen der verschiedenen mitteleuro- päischen Wasser-Gebiete kömmt die Barbe allgemein verbreitet vor. Die- selbe nährt sich theils von animalischen, theils von vegetabilischen Substan- zen. Als Laichzeit der Barbe wird der Monat Mai und Juni angegeben. Zur Zeit der Brunst erheben sich auf dem Scheitel der männlichen Individuen eine Menge kleiner Körner, welche sich nach dem Rücken hin zu vielen kurzen Längsreihen ordnen und auf den Schuppen des Rückens selbst innig mit ein- ander verschmelzen und so eine Längsleiste darstellen, welche oft noch zwei kurze Leisten neben sich hat. Es ist auffallend, dass, obgleich von jeher vor dem Genusse des Rogens der Barbe gewarnt wird und immer wieder neue unangenehme Erfahrungen über die Erbrechen und Durchfall erregenden Eigen- schaften dieses Nahrungsmittels gemacht werden1), sich bis jetzt niemand die Aufgabe gestellt hat, den Rogen dieses gemeinen Fisches wegen seiner giftigen Wirkung wissenschaftlich zu prüfen.
1) Schon Gesner (Fischbuch. 1575. Fol. 171) war mit dieser giftigen Eigenschaft des Barben-Rogens bekannt. Ueber mehrere vor einigen Jahren im Nassauischen vorge- kommene, nach dem Genusse von Barben-Eiern eingetretene Vergiftungsfälle berichtete Dr. A. v. Franque in der deutschen Klinik, 1858. pag. 133.
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Familie: Cyprinoidei.
[Abbildung]
[Abbildung Fig. 8.
Schlundknochen und Schlundzähne
(nach Heckel und Kner). ]
Die Barbe, welche eine Grösse von
2 Fuss erreichen kann, lässt sich durch
ihre hervorragende Schnauze, durch
ihre sehr aufgewulsteten Lippen und
starke Bartfäden leicht erkennen.
Der Rücken dieses Fisches zeigt eine
graugrünliche Färbung mit helleren
Seiten und mit weisslichem Bauche.
Die Schuppen geben einen blass mes-
singgelben Glanz von sich. Der her-
vorragende Theil der Schuppen stellt eine stumpfe Spitze dar. Die Schuppen-
taschen sind häufig an ihrer Basis geschwärzt, wodurch die Haut des Fisches
ein geflecktes oder gegittertes Ansehen erhält. Die Flossen mit Ausnahme der
Rückenflosse besitzen eine blassrothe Färbung, die Schwanzflosse ist immer
von einem feinen schwärzlichen Saume eingefasst, die Rückenflosse dagegen
erscheint gleichmässig dunkelgrau. Die Verbindungshäute der Strahlen aller
Flossen zeigen öfter schwärzliche, unregelmässige Marmorflecke; am häufig-
sten nimmt man dergleichen Flecke an der Rückenflosse wahr.
Sowohl in den Seen wie in den Flüssen der verschiedenen mitteleuro-
päischen Wasser-Gebiete kömmt die Barbe allgemein verbreitet vor. Die-
selbe nährt sich theils von animalischen, theils von vegetabilischen Substan-
zen. Als Laichzeit der Barbe wird der Monat Mai und Juni angegeben. Zur
Zeit der Brunst erheben sich auf dem Scheitel der männlichen Individuen eine
Menge kleiner Körner, welche sich nach dem Rücken hin zu vielen kurzen
Längsreihen ordnen und auf den Schuppen des Rückens selbst innig mit ein-
ander verschmelzen und so eine Längsleiste darstellen, welche oft noch zwei
kurze Leisten neben sich hat. Es ist auffallend, dass, obgleich von jeher
vor dem Genusse des Rogens der Barbe gewarnt wird und immer wieder neue
unangenehme Erfahrungen über die Erbrechen und Durchfall erregenden Eigen-
schaften dieses Nahrungsmittels gemacht werden 1), sich bis jetzt niemand
die Aufgabe gestellt hat, den Rogen dieses gemeinen Fisches wegen seiner
giftigen Wirkung wissenschaftlich zu prüfen.
1) Schon Gesner (Fischbuch. 1575. Fol. 171) war mit dieser giftigen Eigenschaft
des Barben-Rogens bekannt. Ueber mehrere vor einigen Jahren im Nassauischen vorge-
kommene, nach dem Genusse von Barben-Eiern eingetretene Vergiftungsfälle berichtete
Dr. A. v. Franque in der deutschen Klinik, 1858. pag. 133.
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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/123>, abgerufen am 07.07.2024.
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