Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. war es überall glatt; hinten aber rauch/ mitschwartzen Haaren bewachsen. Das Ange- sicht schiene einem Menschlichen Angesicht gleich/ aber die Nase/ die platt und krumm stunde/ bildete ein altes geruntzeltes und zahn-loses Weib ab. Es hatte Ohren wie ein Mensch/ die Brü- ste stunden erhaben. Auf dem Bauch war ein eingefallener Nabel: Und die andern Glieder gleicheten sich allerdings den Menschlichen Gliedmassen. Der Elebogen hatte auch seine geziemende Zusammenfügung; die Hände ihre Finger/ und der Daume seine formliche Gestalt. Die Beine/ Waden/ und Füsse/ rechtmässige Knöchel. Es gieng öffters aufrecht daher/ konte auch ein ziemlich Gewicht von der Erden empor heben/ und von einem Ort zum andern tragen. Wann es trincken wolte/ fassete es mit der einen Hand das Geschirr/ mit der an- dern aber den Deckel. Sehr behend legte es sich schlaffen/ den Kopff auf ein Küssen; und deckete mit der Decke sich artlich zu. Viel wunder- seltzame Dinge wissen die Moren von diesem Thier zuerzehlen/ die um Kürtze willen/ über gan- gen werden. Idem Dapper. 38. Jn der Barbari am Gebürg Atlas, Name Q q iiij
Von der Natur. war es überall glatt; hinten aber rauch/ mitſchwartzen Haaren bewachſen. Das Ange- ſicht ſchiene einem Menſchlichen Angeſicht gleich/ aber die Naſe/ die platt und krumm ſtunde/ bildete ein altes geruntzeltes und zahn-loſes Weib ab. Es hatte Ohren wie ein Menſch/ die Brü- ſte ſtunden erhaben. Auf dem Bauch war ein eingefallener Nabel: Und die andern Glieder gleicheten ſich allerdings den Menſchlichen Gliedmaſſen. Der Elebogen hatte auch ſeine geziemende Zuſammenfügung; die Hände ihre Finger/ und der Daume ſeine formliche Geſtalt. Die Beine/ Waden/ und Füſſe/ rechtmäſſige Knöchel. Es gieng öffters aufrecht daher/ konte auch ein ziemlich Gewicht von der Erden empor heben/ und von einem Ort zum andern tragen. Wann es trincken wolte/ faſſete es mit der einen Hand das Geſchirꝛ/ mit der an- dern aber den Deckel. Sehr behend legte es ſich ſchlaffen/ den Kopff auf ein Küſſen; und deckete mit der Decke ſich artlich zu. Viel wunder- ſeltzame Dinge wiſſen die Moren von dieſem Thier zuerzehlen/ die um Kürtze willen/ über gan- gen werden. Idem Dapper. 38. Jn der Barbari am Gebürg Atlas, Name Q q iiij
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Von der Natur.
war es überall glatt; hinten aber rauch/ mit
ſchwartzen Haaren bewachſen. Das Ange-
ſicht ſchiene einem Menſchlichen Angeſicht
gleich/ aber die Naſe/ die platt und krumm ſtunde/
bildete ein altes geruntzeltes und zahn-loſes Weib
ab. Es hatte Ohren wie ein Menſch/ die Brü-
ſte ſtunden erhaben. Auf dem Bauch war ein
eingefallener Nabel: Und die andern Glieder
gleicheten ſich allerdings den Menſchlichen
Gliedmaſſen. Der Elebogen hatte auch ſeine
geziemende Zuſammenfügung; die Hände ihre
Finger/ und der Daume ſeine formliche Geſtalt.
Die Beine/ Waden/ und Füſſe/ rechtmäſſige
Knöchel. Es gieng öffters aufrecht daher/
konte auch ein ziemlich Gewicht von der Erden
empor heben/ und von einem Ort zum andern
tragen. Wann es trincken wolte/ faſſete es
mit der einen Hand das Geſchirꝛ/ mit der an-
dern aber den Deckel. Sehr behend legte es ſich
ſchlaffen/ den Kopff auf ein Küſſen; und deckete
mit der Decke ſich artlich zu. Viel wunder-
ſeltzame Dinge wiſſen die Moren von dieſem
Thier zuerzehlen/ die um Kürtze willen/ über gan-
gen werden. Idem Dapper.
38. Jn der Barbari am Gebürg Atlas,
lebet ein Thier von Farbe/ und der Geſtalt nach/
wie ein weiſſes Lamm/ nur der Kopff gleichet ſich
etlicher maſſen einem Wolff/ doch iſt er nicht ſo
lange; hat ſehr ſcharffe Zähne/ und trägt feine
Wolle wie ein Lamm. Dieſes Thier/ deſſen
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Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/771>, abgerufen am 16.07.2024. |