Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Das andere Buch.
bieren: Sie setzen es mit der Spitze auf die Er-
de/ hangen neben dasselbe einen Degen mit dem
Gefäs an einen Tratt oder Faden vest ange-
macht/ neben dasselbe/ mit der Schärff unter sich/
und also/ daß das Horn berühret/ und doch das
Degen-Gefässe ungehindert sich umträhen
möge. Jst nun das Horn gut/ und zu rechter
Zeit gefället: So trähet der Degen von selbsten
sich um: Wo nicht/ so bleibt er unbeweglich.
Die Knochen dieses Thieres geraspelt/ oder auf
einem Stein zerrieben/ und mit Wasser zu einem
Pap gemacht/ und übergelegt/ curiren alle peynli-
che Gebrechen/ denn sie alles böse so innwendig/
heraus ziehen/ und heylen. Idem.

37. Jn erst-gedachtem Königreich An-
gola,
siehet man eine Art Thiere in ziemlicher
Anzahl/ welche die Moren Quojas Morrou;
die Jndianer aber/ Ourang Outang, ein Busch
oder Wald-Mensch nennen/ wie es denn auch
dem Menschen gar sehr gleichet; und dahero
der gemeine Wahn unter den Moren entstan-
den/ daß es von Menschen und Affen seinen Ur-
sprung habe. Dem Printzen von Oranien in
Holland/ war ein solch Thier einsten verehret/
so ein Weiblein. Jn der Länge war es einem
drey Jährigen: Der dücke nach aber/ einem
sechs jährigen Kind zu vergleichen; weder
fett noch schlanck/ sondern starck vom Leibe/ mit
dück-untersetzten Gliedmassen/ und starcken
Mäuslein/ hurtig und behend. Von vornen

war

Das andere Buch.
bieren: Sie ſetzen es mit der Spitze auf die Er-
de/ hangen neben daſſelbe einen Degen mit dem
Gefäs an einen Tratt oder Faden veſt ange-
macht/ neben daſſelbe/ mit der Schärff unter ſich/
und alſo/ daß das Horn berühret/ und doch das
Degen-Gefäſſe ungehindert ſich umträhen
möge. Jſt nun das Horn gut/ und zu rechter
Zeit gefället: So trähet der Degen von ſelbſten
ſich um: Wo nicht/ ſo bleibt er unbeweglich.
Die Knochen dieſes Thieres geraſpelt/ oder auf
einem Stein zerrieben/ und mit Waſſer zu einem
Pap gemacht/ und übeꝛgelegt/ curiren alle peynli-
che Gebrechen/ denn ſie alles böſe ſo innwendig/
heraus ziehen/ und heylen. Idem.

37. Jn erſt-gedachtem Königreich An-
gola,
ſiehet man eine Art Thiere in ziemlicher
Anzahl/ welche die Moren Quojas Morrou;
die Jndianer aber/ Ourang Outang, ein Buſch
oder Wald-Menſch nennen/ wie es denn auch
dem Menſchen gar ſehr gleichet; und dahero
der gemeine Wahn unter den Moren entſtan-
den/ daß es von Menſchen und Affen ſeinen Ur-
ſprung habe. Dem Printzen von Oranien in
Holland/ war ein ſolch Thier einſten verehret/
ſo ein Weiblein. Jn der Länge war es einem
drey Jährigen: Der dücke nach aber/ einem
ſechs jährigen Kind zu vergleichen; weder
fett noch ſchlanck/ ſondern ſtarck vom Leibe/ mit
dück-unterſetzten Gliedmaſſen/ und ſtarcken
Mäuslein/ hurtig und behend. Von vornen

war
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0768" n="614"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das andere Buch.</hi></fw><lb/>
bieren: Sie &#x017F;etzen es mit der Spitze auf die Er-<lb/>
de/ hangen neben da&#x017F;&#x017F;elbe einen Degen mit dem<lb/>
Gefäs an einen Tratt oder Faden ve&#x017F;t ange-<lb/>
macht/ neben da&#x017F;&#x017F;elbe/ mit der Schärff unter &#x017F;ich/<lb/>
und al&#x017F;o/ daß das Horn berühret/ und doch das<lb/>
Degen-Gefä&#x017F;&#x017F;e ungehindert &#x017F;ich umträhen<lb/>
möge. J&#x017F;t nun das Horn gut/ und zu rechter<lb/>
Zeit gefället: So trähet der Degen von &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ich um: Wo nicht/ &#x017F;o bleibt er unbeweglich.<lb/>
Die Knochen die&#x017F;es Thieres gera&#x017F;pelt/ oder auf<lb/>
einem Stein zerrieben/ und mit Wa&#x017F;&#x017F;er zu einem<lb/>
Pap gemacht/ und übe&#xA75B;gelegt/ <hi rendition="#aq">curir</hi>en alle peynli-<lb/>
che Gebrechen/ denn &#x017F;ie alles bö&#x017F;e &#x017F;o innwendig/<lb/>
heraus ziehen/ und heylen. <hi rendition="#aq">Idem.</hi></p><lb/>
            <p>37. Jn er&#x017F;t-gedachtem Königreich <hi rendition="#aq">An-<lb/>
gola,</hi> &#x017F;iehet man eine Art Thiere in ziemlicher<lb/>
Anzahl/ welche die Moren <hi rendition="#aq">Quojas Morrou;</hi><lb/>
die Jndianer aber/ <hi rendition="#aq">Ourang Outang,</hi> ein Bu&#x017F;ch<lb/>
oder Wald-Men&#x017F;ch nennen/ wie es denn auch<lb/>
dem Men&#x017F;chen gar &#x017F;ehr gleichet; und dahero<lb/>
der gemeine Wahn unter den Moren ent&#x017F;tan-<lb/>
den/ daß es von Men&#x017F;chen und Affen &#x017F;einen Ur-<lb/>
&#x017F;prung habe. Dem Printzen von Oranien in<lb/>
Holland/ war ein &#x017F;olch Thier ein&#x017F;ten verehret/<lb/>
&#x017F;o ein Weiblein. Jn der Länge war es einem<lb/>
drey Jährigen: Der dücke nach aber/ einem<lb/>
&#x017F;echs jährigen Kind zu vergleichen; weder<lb/>
fett noch &#x017F;chlanck/ &#x017F;ondern &#x017F;tarck vom Leibe/ mit<lb/>
dück-unter&#x017F;etzten Gliedma&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;tarcken<lb/>
Mäuslein/ hurtig und behend. Von vornen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">war</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[614/0768] Das andere Buch. bieren: Sie ſetzen es mit der Spitze auf die Er- de/ hangen neben daſſelbe einen Degen mit dem Gefäs an einen Tratt oder Faden veſt ange- macht/ neben daſſelbe/ mit der Schärff unter ſich/ und alſo/ daß das Horn berühret/ und doch das Degen-Gefäſſe ungehindert ſich umträhen möge. Jſt nun das Horn gut/ und zu rechter Zeit gefället: So trähet der Degen von ſelbſten ſich um: Wo nicht/ ſo bleibt er unbeweglich. Die Knochen dieſes Thieres geraſpelt/ oder auf einem Stein zerrieben/ und mit Waſſer zu einem Pap gemacht/ und übeꝛgelegt/ curiren alle peynli- che Gebrechen/ denn ſie alles böſe ſo innwendig/ heraus ziehen/ und heylen. Idem. 37. Jn erſt-gedachtem Königreich An- gola, ſiehet man eine Art Thiere in ziemlicher Anzahl/ welche die Moren Quojas Morrou; die Jndianer aber/ Ourang Outang, ein Buſch oder Wald-Menſch nennen/ wie es denn auch dem Menſchen gar ſehr gleichet; und dahero der gemeine Wahn unter den Moren entſtan- den/ daß es von Menſchen und Affen ſeinen Ur- ſprung habe. Dem Printzen von Oranien in Holland/ war ein ſolch Thier einſten verehret/ ſo ein Weiblein. Jn der Länge war es einem drey Jährigen: Der dücke nach aber/ einem ſechs jährigen Kind zu vergleichen; weder fett noch ſchlanck/ ſondern ſtarck vom Leibe/ mit dück-unterſetzten Gliedmaſſen/ und ſtarcken Mäuslein/ hurtig und behend. Von vornen war

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/768
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/768>, abgerufen am 24.11.2024.