Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. Söhne möchte in Gnaden gedacht werden;hiermit warff er sich von dem Elephanten hinab/ der ihn mit seiner Schnautze unter die Füsse brachte und zertratt; und gleich darauf hinwi- derum dieser Wildigkeit und Brunst vergas/ auch sich wie sonsten regieren liesse. Der Kö- nig ward über sothane wunderbare Erledigung aus der vor Augen geschwebten unvermeidlichen Lebens-Gefahr sein und seines Königlichen Printzens/ höchstes erfreuet; ließ den Armen zwey hundert tausend Rupies/ (ist eine Müntz/ eines halben Thalers am Wehrt/) austheilen; und bedachte des Elephanten Meisters der so grosmüthig sein Leben für ihne gelassen/ hinter- lassene drey Söhne an seinem Königlichen Hof/ jeden mit besondern Gnaden. Hierbey ist nicht minder denck würdig anzumelden/ daß alle Ele- phanten die in dem Königreichen Achein, Siam, Arachan, Pegu, Boutan, Asem, Cochin, Melni- de; und in Summa alle in gantz Asien und Africa, wann sie einen Elephanten aus der Jnsul Ceilon sehen/ und vor ihne gebracht werden: Sie aus Antrieb der Natur ihme Ehre beweisen/ in deme sie ihre Schnautzen zur Erden niederlas- sen/ und nachmals wider empor heben. Daher kömpt es auch/ daß diese Elephanten aus gedach- ter Jnsul Ceilon vor allen andern theuer bezah- let/ und hoch gehalten werden. J. B. Taver- nier. 29. Mancherley Meinungen von dem Be-
Von der Natur. Söhne möchte in Gnaden gedacht werden;hiermit warff er ſich von dem Elephanten hinab/ der ihn mit ſeiner Schnautze unter die Füſſe brachte und zertratt; und gleich darauf hinwi- derum dieſer Wildigkeit und Brunſt vergas/ auch ſich wie ſonſten regieren lieſſe. Der Kö- nig ward über ſothane wunderbare Erledigung aus der vor Augen geſchwebten unvermeidlichen Lebens-Gefahr ſein und ſeines Königlichen Printzens/ höchſtes erfreuet; ließ den Armen zwey hundert tauſend Rupies/ (iſt eine Müntz/ eines halben Thalers am Wehrt/) austheilen; und bedachte des Elephanten Meiſters der ſo grosmüthig ſein Leben für ihne gelaſſen/ hinter- laſſene drey Söhne an ſeinem Königlichen Hof/ jeden mit beſondern Gnaden. Hierbey iſt nicht minder denck würdig anzumelden/ daß alle Ele- phanten die in dem Königreichen Achein, Siam, Arachan, Pegu, Boutan, Aſem, Cochin, Melni- de; und in Summa alle in gantz Aſien und Africa, wann ſie einen Elephanten aus der Jnſul Ceilon ſehen/ und vor ihne gebracht werden: Sie aus Antrieb der Natur ihme Ehre beweiſen/ in deme ſie ihre Schnautzen zur Erden niederlaſ- ſen/ und nachmals wider empor heben. Daher kömpt es auch/ daß dieſe Elephanten aus gedach- ter Jnſul Ceilon vor allen andern theuer bezah- let/ und hoch gehalten werden. J. B. Taver- nier. 29. Mancherley Meinungen von dem Be-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0757" n="605"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/> Söhne möchte in Gnaden gedacht werden;<lb/> hiermit warff er ſich von dem Elephanten hinab/<lb/> der ihn mit ſeiner Schnautze unter die Füſſe<lb/> brachte und zertratt; und gleich darauf hinwi-<lb/> derum dieſer Wildigkeit und Brunſt vergas/<lb/> auch ſich wie ſonſten regieren lieſſe. Der Kö-<lb/> nig ward über ſothane wunderbare Erledigung<lb/> aus der vor Augen geſchwebten unvermeidlichen<lb/> Lebens-Gefahr ſein und ſeines Königlichen<lb/> Printzens/ höchſtes erfreuet; ließ den Armen<lb/> zwey hundert tauſend Rupies/ (iſt eine Müntz/<lb/> eines halben Thalers am Wehrt/) austheilen;<lb/> und bedachte des Elephanten Meiſters der ſo<lb/> grosmüthig ſein Leben für ihne gelaſſen/ hinter-<lb/> laſſene drey Söhne an ſeinem Königlichen Hof/<lb/> jeden mit beſondern Gnaden. Hierbey iſt nicht<lb/> minder denck würdig anzumelden/ daß alle Ele-<lb/> phanten die in dem Königreichen <hi rendition="#aq">Achein, Siam,<lb/> Arachan, Pegu, Boutan, Aſem, Cochin, Melni-<lb/> de;</hi> und in Summa alle in gantz <hi rendition="#aq">Aſi</hi>en und<lb/><hi rendition="#aq">Africa,</hi> wann ſie einen Elephanten aus der Jnſul<lb/><hi rendition="#aq">Ceilon</hi> ſehen/ und vor ihne gebracht werden: Sie<lb/> aus Antrieb der Natur ihme Ehre beweiſen/ in<lb/> deme ſie ihre Schnautzen zur Erden niederlaſ-<lb/> ſen/ und nachmals wider empor heben. Daher<lb/> kömpt es auch/ daß dieſe Elephanten aus gedach-<lb/> ter Jnſul <hi rendition="#aq">Ceilon</hi> vor allen andern theuer bezah-<lb/> let/ und hoch gehalten werden. <hi rendition="#aq">J. B. Taver-<lb/> nier.</hi></p><lb/> <p>29. Mancherley Meinungen von dem<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [605/0757]
Von der Natur.
Söhne möchte in Gnaden gedacht werden;
hiermit warff er ſich von dem Elephanten hinab/
der ihn mit ſeiner Schnautze unter die Füſſe
brachte und zertratt; und gleich darauf hinwi-
derum dieſer Wildigkeit und Brunſt vergas/
auch ſich wie ſonſten regieren lieſſe. Der Kö-
nig ward über ſothane wunderbare Erledigung
aus der vor Augen geſchwebten unvermeidlichen
Lebens-Gefahr ſein und ſeines Königlichen
Printzens/ höchſtes erfreuet; ließ den Armen
zwey hundert tauſend Rupies/ (iſt eine Müntz/
eines halben Thalers am Wehrt/) austheilen;
und bedachte des Elephanten Meiſters der ſo
grosmüthig ſein Leben für ihne gelaſſen/ hinter-
laſſene drey Söhne an ſeinem Königlichen Hof/
jeden mit beſondern Gnaden. Hierbey iſt nicht
minder denck würdig anzumelden/ daß alle Ele-
phanten die in dem Königreichen Achein, Siam,
Arachan, Pegu, Boutan, Aſem, Cochin, Melni-
de; und in Summa alle in gantz Aſien und
Africa, wann ſie einen Elephanten aus der Jnſul
Ceilon ſehen/ und vor ihne gebracht werden: Sie
aus Antrieb der Natur ihme Ehre beweiſen/ in
deme ſie ihre Schnautzen zur Erden niederlaſ-
ſen/ und nachmals wider empor heben. Daher
kömpt es auch/ daß dieſe Elephanten aus gedach-
ter Jnſul Ceilon vor allen andern theuer bezah-
let/ und hoch gehalten werden. J. B. Taver-
nier.
29. Mancherley Meinungen von dem
Be-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/757 |
Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/757>, abgerufen am 16.07.2024. |