Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
bedecken. Dieses Fell ist zwar mit Adern und
Fäserlein überzogen/ und bewachsen/ wie ande-
re Fleder-Mäuse auch haben; es ist aber wie
gedacht/ auswendig haarigt/ wie ein Caninichen-
Fell/ greis- und schwartz-aschen farbicht/ gar sel-
tzam anzusehen. Es hat auch diese Haut keine
Falten/ wodurch die Fugen sich zusammen ziehen
und ausdähnen können. Sie halten sich auf in
dücken Gebüschen/ leben von den Früchten; und
wann man sie an den Bäumen siehet hencken/
vermeinet man daß es nur Säcke und keine
Thier seyen; sie fliegen auch von einem Baum
zum andern/ und ferner; und wann sie Unrath
oder nachstellen anderer Raub-Thier vermer-
cken/ wickeln sie sich in solch ihr umhabendes
Fell/ und bleiben also sicher. Jn China werden
sie in der Speis genossen und hoch gehalten/ weil
ihr Fleisch einen bessern Geschmack als das Hün-
ner-Fleisch haben solle. Beschreibung des
Käiser-Reichs Sina. Olf. Dappers.

23. Jn Persien in der Landschafft Ker-
man,
welches der Alten Caramania ist/ bey der
Haupt-Stadt gleiches Namens/ sind eine beson-
dere Art Schafe/ diese/ wann sie die Wäide vom
Jenner biß in May-Monat genossen/ werffen
ihre Wolle/ welche über aus zart und köstlich/ von
selbsten ab/ also daß unvonnöthen/ daß man
sie schäre. Diese Wolle so von Natur Aschen-
grau/ kan wegen ihrer Subtile nicht wol gefär-
bet werden. Man pflegt sie in Ballen in weit

entle-
P p v

Von der Natur.
bedecken. Dieſes Fell iſt zwar mit Adern und
Fäſerlein überzogen/ und bewachſen/ wie ande-
re Fleder-Mäuſe auch haben; es iſt aber wie
gedacht/ auswendig haarigt/ wie ein Caninichen-
Fell/ greis- und ſchwartz-aſchen farbicht/ gar ſel-
tzam anzuſehen. Es hat auch dieſe Haut keine
Falten/ wodurch die Fugen ſich zuſammen ziehen
und ausdähnen können. Sie halten ſich auf in
dücken Gebüſchen/ leben von den Früchten; und
wann man ſie an den Bäumen ſiehet hencken/
vermeinet man daß es nur Säcke und keine
Thier ſeyen; ſie fliegen auch von einem Baum
zum andern/ und ferner; und wann ſie Unrath
oder nachſtellen anderer Raub-Thier vermer-
cken/ wickeln ſie ſich in ſolch ihr umhabendes
Fell/ und bleiben alſo ſicher. Jn China werden
ſie in der Speis genoſſen und hoch gehalten/ weil
ihr Fleiſch einen beſſern Geſchmack als das Hün-
ner-Fleiſch haben ſolle. Beſchreibung des
Käiſer-Reichs Sina. Olf. Dappers.

23. Jn Perſien in der Landſchafft Ker-
man,
welches der Alten Caramania iſt/ bey der
Haupt-Stadt gleiches Namens/ ſind eine beſon-
dere Art Schafe/ dieſe/ wann ſie die Wäide vom
Jenner biß in May-Monat genoſſen/ werffen
ihre Wolle/ welche über aus zart und köſtlich/ von
ſelbſten ab/ alſo daß unvonnöthen/ daß man
ſie ſchäre. Dieſe Wolle ſo von Natur Aſchen-
grau/ kan wegen ihrer Subtile nicht wol gefär-
bet werden. Man pflegt ſie in Ballen in weit

entle-
P p v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0753" n="601"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
bedecken. Die&#x017F;es Fell i&#x017F;t zwar mit Adern und<lb/>&#x017F;erlein überzogen/ und bewach&#x017F;en/ wie ande-<lb/>
re Fleder-Mäu&#x017F;e auch haben; es i&#x017F;t aber wie<lb/>
gedacht/ auswendig haarigt/ wie ein Caninichen-<lb/>
Fell/ greis- und &#x017F;chwartz-a&#x017F;chen farbicht/ gar &#x017F;el-<lb/>
tzam anzu&#x017F;ehen. Es hat auch die&#x017F;e Haut keine<lb/>
Falten/ wodurch die Fugen &#x017F;ich zu&#x017F;ammen ziehen<lb/>
und ausdähnen können. Sie halten &#x017F;ich auf in<lb/>
dücken Gebü&#x017F;chen/ leben von den Früchten; und<lb/>
wann man &#x017F;ie an den Bäumen &#x017F;iehet hencken/<lb/>
vermeinet man daß es nur Säcke und keine<lb/>
Thier &#x017F;eyen; &#x017F;ie fliegen auch von einem Baum<lb/>
zum andern/ und ferner; und wann &#x017F;ie Unrath<lb/>
oder nach&#x017F;tellen anderer Raub-Thier vermer-<lb/>
cken/ wickeln &#x017F;ie &#x017F;ich in &#x017F;olch ihr umhabendes<lb/>
Fell/ und bleiben al&#x017F;o &#x017F;icher. Jn <hi rendition="#aq">China</hi> werden<lb/>
&#x017F;ie in der Speis geno&#x017F;&#x017F;en und hoch gehalten/ weil<lb/>
ihr Flei&#x017F;ch einen be&#x017F;&#x017F;ern Ge&#x017F;chmack als das Hün-<lb/>
ner-Flei&#x017F;ch haben &#x017F;olle. Be&#x017F;chreibung des<lb/>
Käi&#x017F;er-Reichs <hi rendition="#aq">Sina. Olf. Dappers.</hi></p><lb/>
            <p>23. Jn Per&#x017F;ien in der Land&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">Ker-<lb/>
man,</hi> welches der Alten <hi rendition="#aq">Caramania</hi> i&#x017F;t/ bey der<lb/>
Haupt-Stadt gleiches Namens/ &#x017F;ind eine be&#x017F;on-<lb/>
dere Art Schafe/ die&#x017F;e/ wann &#x017F;ie die Wäide vom<lb/>
Jenner biß in May-Monat geno&#x017F;&#x017F;en/ werffen<lb/>
ihre Wolle/ welche über aus zart und kö&#x017F;tlich/ von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten ab/ al&#x017F;o daß unvonnöthen/ daß man<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;chäre. Die&#x017F;e Wolle &#x017F;o von Natur A&#x017F;chen-<lb/>
grau/ kan wegen ihrer Subtile nicht wol gefär-<lb/>
bet werden. Man pflegt &#x017F;ie in Ballen in weit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p v</fw><fw place="bottom" type="catch">entle-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[601/0753] Von der Natur. bedecken. Dieſes Fell iſt zwar mit Adern und Fäſerlein überzogen/ und bewachſen/ wie ande- re Fleder-Mäuſe auch haben; es iſt aber wie gedacht/ auswendig haarigt/ wie ein Caninichen- Fell/ greis- und ſchwartz-aſchen farbicht/ gar ſel- tzam anzuſehen. Es hat auch dieſe Haut keine Falten/ wodurch die Fugen ſich zuſammen ziehen und ausdähnen können. Sie halten ſich auf in dücken Gebüſchen/ leben von den Früchten; und wann man ſie an den Bäumen ſiehet hencken/ vermeinet man daß es nur Säcke und keine Thier ſeyen; ſie fliegen auch von einem Baum zum andern/ und ferner; und wann ſie Unrath oder nachſtellen anderer Raub-Thier vermer- cken/ wickeln ſie ſich in ſolch ihr umhabendes Fell/ und bleiben alſo ſicher. Jn China werden ſie in der Speis genoſſen und hoch gehalten/ weil ihr Fleiſch einen beſſern Geſchmack als das Hün- ner-Fleiſch haben ſolle. Beſchreibung des Käiſer-Reichs Sina. Olf. Dappers. 23. Jn Perſien in der Landſchafft Ker- man, welches der Alten Caramania iſt/ bey der Haupt-Stadt gleiches Namens/ ſind eine beſon- dere Art Schafe/ dieſe/ wann ſie die Wäide vom Jenner biß in May-Monat genoſſen/ werffen ihre Wolle/ welche über aus zart und köſtlich/ von ſelbſten ab/ alſo daß unvonnöthen/ daß man ſie ſchäre. Dieſe Wolle ſo von Natur Aſchen- grau/ kan wegen ihrer Subtile nicht wol gefär- bet werden. Man pflegt ſie in Ballen in weit entle- P p v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/753
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/753>, abgerufen am 23.11.2024.