Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.An den Leser. solche unzerbrochen in eine Raritäten-Kammerzubringen/ die auch nur von einer eintzigen der- gleichen Grösse/ Castanienan gefüllet würde: Oder man könte die Schalen oder Rinde zum Gehäuß einer Kunst-Kammer erwählen/ und darinnen solche anrichten/ in gewiese Zimmer ab- und eintheilen. Diß wäre dann eine rechte Wunder-Kammer. Jn solche dienete auch ein Ast/ oder doch wenigst ein Zweige von dem jeni- gen Baum/ der einem Spannier Roccus Mar- tinus genandt/ von einem in die Brust eingestos- senen Dorn/ ist heraus gewachsen. Jtem/ ei- nige Aepffel von Sodom/ wie die am Ufer des Todten Meers wachsen/ von aussen schön roth anzusehen/ inwendig aber/ voller Aschen und Staube sind. Deßgleichen die Frücht von dem jenigen Negel-Baum in der Jnsul Macian, vor dem alle umbherstehende Bäume sich biegen/ und wann er beginnet zu blühen/ sie an Stund ihre Blüh abwerffen. Also auch einige Zweige von den seltenen Baum in Ost-Jndien/ dessen Wurtzel in zween Theil zertheilet/ davon das Holtz und Blätter des Jenigen/ so gegen We- sten sihet/ ein strenges Gifft führen: Wie da- hingegen der Theil gegen Osten ein herrlich An- tidotum Wider-Gifft/ befunden wird. Nicht weniger/ etliche Früchte des jenigen Wunder- Baums in der Canarischen Jnsul Ferro, den die Spannier Santo nennen. Noch vieler an- derer dergleichen Bäume und Früchten zuge- schwei-
An den Leſer. ſolche unzerbrochen in eine Raritäten-Kammerzubringen/ die auch nur von einer eintzigen der- gleichen Gröſſe/ Caſtanienan gefüllet würde: Oder man könte die Schalen oder Rinde zum Gehäuß einer Kunſt-Kammer erwählen/ und darinnen ſolche anrichten/ in gewieſe Zimmer ab- und eintheilen. Diß wäre dann eine rechte Wunder-Kammer. Jn ſolche dienete auch ein Aſt/ oder doch wenigſt ein Zweige von dem jeni- gen Baum/ der einem Spannier Roccus Mar- tinus genandt/ von einem in die Bruſt eingeſtoſ- ſenen Dorn/ iſt heraus gewachſen. Jtem/ ei- nige Aepffel von Sodom/ wie die am Ufer des Todten Meers wachſen/ von auſſen ſchön roth anzuſehen/ inwendig aber/ voller Aſchen und Staube ſind. Deßgleichen die Frücht von dem jenigen Negel-Baum in der Jnſul Macian, vor dem alle umbherſtehende Bäume ſich biegen/ und wann er beginnet zu blühen/ ſie an Stund ihre Blüh abwerffen. Alſo auch einige Zweige von den ſeltenen Baum in Oſt-Jndien/ deſſen Wurtzel in zween Theil zertheilet/ davon das Holtz und Blätter des Jenigen/ ſo gegen We- ſten ſihet/ ein ſtrenges Gifft führen: Wie da- hingegen der Theil gegen Oſten ein herꝛlich An- tidotum Wider-Gifft/ befunden wird. Nicht weniger/ etliche Früchte des jenigen Wunder- Baums in der Canariſchen Jnſul Ferro, den die Spannier Santo nennen. Noch vieler an- derer dergleichen Bäume und Früchten zuge- ſchwei-
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An den Leſer.
ſolche unzerbrochen in eine Raritäten-Kammer
zubringen/ die auch nur von einer eintzigen der-
gleichen Gröſſe/ Caſtanienan gefüllet würde:
Oder man könte die Schalen oder Rinde zum
Gehäuß einer Kunſt-Kammer erwählen/ und
darinnen ſolche anrichten/ in gewieſe Zimmer ab-
und eintheilen. Diß wäre dann eine rechte
Wunder-Kammer. Jn ſolche dienete auch ein
Aſt/ oder doch wenigſt ein Zweige von dem jeni-
gen Baum/ der einem Spannier Roccus Mar-
tinus genandt/ von einem in die Bruſt eingeſtoſ-
ſenen Dorn/ iſt heraus gewachſen. Jtem/ ei-
nige Aepffel von Sodom/ wie die am Ufer des
Todten Meers wachſen/ von auſſen ſchön roth
anzuſehen/ inwendig aber/ voller Aſchen und
Staube ſind. Deßgleichen die Frücht von dem
jenigen Negel-Baum in der Jnſul Macian, vor
dem alle umbherſtehende Bäume ſich biegen/
und wann er beginnet zu blühen/ ſie an Stund
ihre Blüh abwerffen. Alſo auch einige Zweige
von den ſeltenen Baum in Oſt-Jndien/ deſſen
Wurtzel in zween Theil zertheilet/ davon das
Holtz und Blätter des Jenigen/ ſo gegen We-
ſten ſihet/ ein ſtrenges Gifft führen: Wie da-
hingegen der Theil gegen Oſten ein herꝛlich An-
tidotum Wider-Gifft/ befunden wird. Nicht
weniger/ etliche Früchte des jenigen Wunder-
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Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/71>, abgerufen am 17.02.2025. |