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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
sehen/ und wird darüber gefangen. Die Ursa-
chen/ wie das zu gehe? Sind bey dem Kirchero
in seiner Musurgia zu lesen.

12. Verwunderlich ist es/ daß die Häute
der Meer-Kälber oder See-Hunde/ die mit
schwartz grauen Haaren bewachsen/ und ein sehr
hartes Leder haben/ nach deme sie nicht allein
zubereitet/ sondern auch schon zu Riemen/ Gür-
tel/ Nestel/ Daschen/ und dergleichen zerschnit-
ten sind/ dennoch diese natürlich ihnen einge-
pflantzte Art behalten/ daß sie sich allerdings
nach des Meeres Ab- und Zulauffen richten.
Dann wann das Meer stille/ und nicht im Zufluß
ist/ werden die Haar dieser Thieren/ auch gantz
glatt auf einander liegen; so bald aber das Meer
anlaufft und die völlige Flut vorhanden/ richten
sie sich empor. Es leben sonsten diese Thiere
beydes auf dem Land und im Wasser/ und fres-
sen Fische. Sie werffen zwar zu Lande ihre
Jungen/ führen sie aber am zwölfften Tag nach
der Geburt ins Meer; an dessen Strand oder
Ufer/ und denen angelegenen Ländereyen sie sich
pflegen aufzuhalten: Auch je zu Zeiten die Ae-
cker/ Baum-Gärten/ und Wein-Berge durch-
graben/ und verwüsten. Wann sie aber gezäh-
met werden/ legen sie ihre Wildigkeit ab; und
nehmen allerhand Unterweisung gelernig an;
werden in den Schau-spielen abgerichtet/ die Zu-
seher/ mit dem Angesicht und der Stimme zu
grüssen; auch so man ihnen bey ihrem Namen

rufft/
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Von der Natur.
ſehen/ und wird darüber gefangen. Die Urſa-
chen/ wie das zu gehe? Sind bey dem Kirchero
in ſeiner Muſurgia zu leſen.

12. Verwunderlich iſt es/ daß die Häute
der Meer-Kälber oder See-Hunde/ die mit
ſchwartz grauen Haaren bewachſen/ und ein ſehr
hartes Leder haben/ nach deme ſie nicht allein
zubereitet/ ſondern auch ſchon zu Riemen/ Gür-
tel/ Neſtel/ Daſchen/ und dergleichen zerſchnit-
ten ſind/ dennoch dieſe natürlich ihnen einge-
pflantzte Art behalten/ daß ſie ſich allerdings
nach des Meeres Ab- und Zulauffen richten.
Dann wann das Meer ſtille/ und nicht im Zufluß
iſt/ werden die Haar dieſer Thieren/ auch gantz
glatt auf einander liegen; ſo bald aber das Meer
anlaufft und die völlige Flut vorhanden/ richten
ſie ſich empor. Es leben ſonſten dieſe Thiere
beydes auf dem Land und im Waſſer/ und freſ-
ſen Fiſche. Sie werffen zwar zu Lande ihre
Jungen/ führen ſie aber am zwölfften Tag nach
der Geburt ins Meer; an deſſen Strand oder
Ufer/ und denen angelegenen Ländereyen ſie ſich
pflegen aufzuhalten: Auch je zu Zeiten die Ae-
cker/ Baum-Gärten/ und Wein-Berge durch-
graben/ und verwüſten. Wann ſie aber gezäh-
met werden/ legen ſie ihre Wildigkeit ab; und
nehmen allerhand Unterweiſung gelernig an;
werden in den Schau-ſpielen abgerichtet/ die Zu-
ſeher/ mit dem Angeſicht und der Stimme zu
grüſſen; auch ſo man ihnen bey ihrem Namen

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[569/0705] Von der Natur. ſehen/ und wird darüber gefangen. Die Urſa- chen/ wie das zu gehe? Sind bey dem Kirchero in ſeiner Muſurgia zu leſen. 12. Verwunderlich iſt es/ daß die Häute der Meer-Kälber oder See-Hunde/ die mit ſchwartz grauen Haaren bewachſen/ und ein ſehr hartes Leder haben/ nach deme ſie nicht allein zubereitet/ ſondern auch ſchon zu Riemen/ Gür- tel/ Neſtel/ Daſchen/ und dergleichen zerſchnit- ten ſind/ dennoch dieſe natürlich ihnen einge- pflantzte Art behalten/ daß ſie ſich allerdings nach des Meeres Ab- und Zulauffen richten. Dann wann das Meer ſtille/ und nicht im Zufluß iſt/ werden die Haar dieſer Thieren/ auch gantz glatt auf einander liegen; ſo bald aber das Meer anlaufft und die völlige Flut vorhanden/ richten ſie ſich empor. Es leben ſonſten dieſe Thiere beydes auf dem Land und im Waſſer/ und freſ- ſen Fiſche. Sie werffen zwar zu Lande ihre Jungen/ führen ſie aber am zwölfften Tag nach der Geburt ins Meer; an deſſen Strand oder Ufer/ und denen angelegenen Ländereyen ſie ſich pflegen aufzuhalten: Auch je zu Zeiten die Ae- cker/ Baum-Gärten/ und Wein-Berge durch- graben/ und verwüſten. Wann ſie aber gezäh- met werden/ legen ſie ihre Wildigkeit ab; und nehmen allerhand Unterweiſung gelernig an; werden in den Schau-ſpielen abgerichtet/ die Zu- ſeher/ mit dem Angeſicht und der Stimme zu grüſſen; auch ſo man ihnen bey ihrem Namen rufft/ N n v

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/705>, abgerufen am 25.11.2024.