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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das andere Buch.
Kleid aufdecken; und wer darff es wagen/ ihm
zwischen die Zähne zu greiffen? Schrecklich stehen
sein Zähn umher. Seine stoltze Schupen sind wie
veste Schilde/ sein Niesen gläntzet wie ein Liecht;
seine Augen sind/ wie die Augen-Liede der Mor-
gen-Röthe. Aus seinem Munde fahren Fa-
ckeln/ und feurige Funcken schiessen heraus.
Aus seiner Nase gehet Rauch/ wie von heissen
Töpffen und Kesseln. Sein Odem ist wie liech-
te Lohe/ und aus seinem Munde gehen Flam-
men. Sein Hertz ist so hart wie ein Stein; und
so vest wie ein Stuck vom untersten Mühl-
Stein. Wenn er sich erhebt/ so entsetzen sich
die Starcken; und wenn er daher bricht/ so ist
keine Genad da. Wenn man zu ihm will mit dem
Schwerdte/ so reget er sich nicht; oder mit
Spiessen/ Geschos/ und Pantzer. Er achtet
Eisen wie Strohe/ und Ertz wie faul Holtz. Un-
ter ihm liegen scharffe Steine; und fähret über
die scharffen Felsen wie über Koth. Er machet/
daß das tieffe Meer siedet/ wie ein Töpffen/ und
rührets in einander/ wie man eine Salbe men-
get. Nach ihme leuchtet der Weg; er machet
die Tieffe gantz grau. Auf Erden ist niemand
zu vergleichen; er ist gemacht ohne Forcht zu
seyn. Er verachtet alles was hoch ist; und ist
ein König/ über alle Stoltzen.
Was nun
dieses für ein Wunder-Geschöpffe seyn müsse/
dessen gleichen nicht auf Erden/ sind zwar schon
in alten Zeiten bey denen Jüdischen Rabbinen:

Und

Das andere Buch.
Kleid aufdecken; und wer darff es wagen/ ihm
zwiſchen die Zähne zu greiffen? Schrecklich ſtehen
ſein Zähn umher. Seine ſtoltze Schupen ſind wie
veſte Schilde/ ſein Nieſen gläntzet wie ein Liecht;
ſeine Augen ſind/ wie die Augen-Liede der Mor-
gen-Röthe. Aus ſeinem Munde fahren Fa-
ckeln/ und feurige Funcken ſchieſſen heraus.
Aus ſeiner Naſe gehet Rauch/ wie von heiſſen
Töpffen und Keſſeln. Sein Odem iſt wie liech-
te Lohe/ und aus ſeinem Munde gehen Flam-
men. Sein Hertz iſt ſo hart wie ein Stein; und
ſo veſt wie ein Stuck vom unterſten Mühl-
Stein. Wenn er ſich erhebt/ ſo entſetzen ſich
die Starcken; und wenn er daher bricht/ ſo iſt
keine Genad da. Wenn man zu ihm will mit dem
Schwerdte/ ſo reget er ſich nicht; oder mit
Spieſſen/ Geſchos/ und Pantzer. Er achtet
Eiſen wie Strohe/ und Ertz wie faul Holtz. Un-
ter ihm liegen ſcharffe Steine; und fähret über
die ſcharffen Felſen wie über Koth. Er machet/
daß das tieffe Meer ſiedet/ wie ein Töpffen/ und
rührets in einander/ wie man eine Salbe men-
get. Nach ihme leuchtet der Weg; er machet
die Tieffe gantz grau. Auf Erden iſt niemand
zu vergleichen; er iſt gemacht ohne Forcht zu
ſeyn. Er verachtet alles was hoch iſt; und iſt
ein König/ über alle Stoltzen.
Was nun
dieſes für ein Wunder-Geſchöpffe ſeyn müſſe/
deſſen gleichen nicht auf Erden/ ſind zwar ſchon
in alten Zeiten bey denen Jüdiſchen Rabbinen:

Und
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[560/0696] Das andere Buch. Kleid aufdecken; und wer darff es wagen/ ihm zwiſchen die Zähne zu greiffen? Schrecklich ſtehen ſein Zähn umher. Seine ſtoltze Schupen ſind wie veſte Schilde/ ſein Nieſen gläntzet wie ein Liecht; ſeine Augen ſind/ wie die Augen-Liede der Mor- gen-Röthe. Aus ſeinem Munde fahren Fa- ckeln/ und feurige Funcken ſchieſſen heraus. Aus ſeiner Naſe gehet Rauch/ wie von heiſſen Töpffen und Keſſeln. Sein Odem iſt wie liech- te Lohe/ und aus ſeinem Munde gehen Flam- men. Sein Hertz iſt ſo hart wie ein Stein; und ſo veſt wie ein Stuck vom unterſten Mühl- Stein. Wenn er ſich erhebt/ ſo entſetzen ſich die Starcken; und wenn er daher bricht/ ſo iſt keine Genad da. Wenn man zu ihm will mit dem Schwerdte/ ſo reget er ſich nicht; oder mit Spieſſen/ Geſchos/ und Pantzer. Er achtet Eiſen wie Strohe/ und Ertz wie faul Holtz. Un- ter ihm liegen ſcharffe Steine; und fähret über die ſcharffen Felſen wie über Koth. Er machet/ daß das tieffe Meer ſiedet/ wie ein Töpffen/ und rührets in einander/ wie man eine Salbe men- get. Nach ihme leuchtet der Weg; er machet die Tieffe gantz grau. Auf Erden iſt niemand zu vergleichen; er iſt gemacht ohne Forcht zu ſeyn. Er verachtet alles was hoch iſt; und iſt ein König/ über alle Stoltzen. Was nun dieſes für ein Wunder-Geſchöpffe ſeyn müſſe/ deſſen gleichen nicht auf Erden/ ſind zwar ſchon in alten Zeiten bey denen Jüdiſchen Rabbinen: Und

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/696>, abgerufen am 22.11.2024.