Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. Gestürms von den Reisenden also genandtwird/) ein Mann ziemlicher Länge/ der redete sie an/ und begehrte von ihnen/ daß sie solten zu ruck kehren/ und einen Brieff den er ihnen zu Handen stellete/ seinem Bruder Ludwig über- bringen. Sie wurden hierüber hefftig bestür- tzet/ fragten doch gleichwol wer er wäre? Jch bin Galeatius Sfortia antwortet der Geist; und so gesagt/ verschwand er. Die Kauff-Leute kehreten zuruck nach Meyland/ und fürters auf Vigevano, allwo der Hertzog damals ware/ und überlieferten den empfangenen Brieff/ wurden aber über so ungewöhnlicher Begebenheit ge- fänglich verwahret/ auch so gar ihnen die scharffe Frage vorgestellet. Nachdemmaln aber sie in ihrer Aussage beständig verharreten/ endlich wie- der erlassen. Einer aus des Hertzogs Räthen Namens Vincentius Galeatius nam den Brieff zu handen/ der war auf Pappier geschrieben/ und zusammen geleget/ auf Art und Form wie die aus Rom überkommende Brieffe pflegen zu seyn; und mit einem dünnen Messingen Drath/ (allermassen in Pest-Zeiten noch jetzo/ man die Brieffe pflegt zu beschliessen/) zugemachet. Da- rinnen stunde folgender Jnnhalt: Ludwig/ Lud- wig/ siehe dich wol für/ die Venediger und Fran- tzosen werden sich verbinden/ und dich ruiniren. Aber/ so du mir wirst drey tausend Kronen ver- schaffen/ will ich trachten die Gemüther zu be- sänfftigen. A Dio. die Unterschrifft lautete: Der F f iiij
Von der Natur. Geſtürms von den Reiſenden alſo genandtwird/) ein Mann ziemlicher Länge/ der redete ſie an/ und begehrte von ihnen/ daß ſie ſolten zu ruck kehren/ und einen Brieff den er ihnen zu Handen ſtellete/ ſeinem Bruder Ludwig über- bringen. Sie wurden hierüber hefftig beſtür- tzet/ fragten doch gleichwol wer er wäre? Jch bin Galeatius Sfortia antwortet der Geiſt; und ſo geſagt/ verſchwand er. Die Kauff-Leute kehreten zuruck nach Meyland/ und fürters auf Vigevano, allwo der Hertzog damals ware/ und überlieferten den empfangenen Brieff/ wurden aber über ſo ungewöhnlicher Begebenheit ge- fänglich verwahret/ auch ſo gar ihnen die ſcharffe Frage vorgeſtellet. Nachdemmaln aber ſie in ihrer Auſſage beſtändig verharreten/ endlich wie- der erlaſſen. Einer aus des Hertzogs Räthen Namens Vincentius Galeatius nam den Brieff zu handen/ der war auf Pappier geſchrieben/ und zuſammen geleget/ auf Art und Form wie die aus Rom überkommende Brieffe pflegen zu ſeyn; und mit einem dünnen Meſſingen Drath/ (allermaſſen in Peſt-Zeiten noch jetzo/ man die Brieffe pflegt zu beſchlieſſen/) zugemachet. Da- rinnen ſtunde folgender Jnnhalt: Ludwig/ Lud- wig/ ſiehe dich wol für/ die Venediger und Fran- tzoſen werden ſich verbinden/ und dich ruiniren. Aber/ ſo du mir wirſt drey tauſend Kronen ver- ſchaffen/ will ich trachten die Gemüther zu be- ſänfftigen. A Dio. die Unterſchrifft lautete: Der F f iiij
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Von der Natur.
Geſtürms von den Reiſenden alſo genandt
wird/) ein Mann ziemlicher Länge/ der redete
ſie an/ und begehrte von ihnen/ daß ſie ſolten zu
ruck kehren/ und einen Brieff den er ihnen zu
Handen ſtellete/ ſeinem Bruder Ludwig über-
bringen. Sie wurden hierüber hefftig beſtür-
tzet/ fragten doch gleichwol wer er wäre? Jch
bin Galeatius Sfortia antwortet der Geiſt; und
ſo geſagt/ verſchwand er. Die Kauff-Leute
kehreten zuruck nach Meyland/ und fürters auf
Vigevano, allwo der Hertzog damals ware/ und
überlieferten den empfangenen Brieff/ wurden
aber über ſo ungewöhnlicher Begebenheit ge-
fänglich verwahret/ auch ſo gar ihnen die ſcharffe
Frage vorgeſtellet. Nachdemmaln aber ſie in
ihrer Auſſage beſtändig verharreten/ endlich wie-
der erlaſſen. Einer aus des Hertzogs Räthen
Namens Vincentius Galeatius nam den Brieff
zu handen/ der war auf Pappier geſchrieben/ und
zuſammen geleget/ auf Art und Form wie die
aus Rom überkommende Brieffe pflegen zu
ſeyn; und mit einem dünnen Meſſingen Drath/
(allermaſſen in Peſt-Zeiten noch jetzo/ man die
Brieffe pflegt zu beſchlieſſen/) zugemachet. Da-
rinnen ſtunde folgender Jnnhalt: Ludwig/ Lud-
wig/ ſiehe dich wol für/ die Venediger und Fran-
tzoſen werden ſich verbinden/ und dich ruiniren.
Aber/ ſo du mir wirſt drey tauſend Kronen ver-
ſchaffen/ will ich trachten die Gemüther zu be-
ſänfftigen. A Dio. die Unterſchrifft lautete:
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Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/573>, abgerufen am 16.07.2024. |