Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Das andere Buch.
Welt so weit dieselbe für jetzo noch bekandt ist/
nur an dreyen Orten/ und zwar nirgend sonders
überflüssig gefunden. Der erste Ort ist das
Königreich Pegu in Ost-Jndien; der andere/
die Jnsul Ceylon: der dritte/ das Königreich
Böhmen. Jn diesem Land giebt es in einem
Berg-werck eine Art Kisel- oder Feuer-Steine in
Grösse eines Eyes; unter Zeiten auch wol so
groß als eine Faust. Wann solche zerschlagen
werden/ findet man innwendig die Rubin ver-
schiedener Grösse/ von 1. 2. 3. 4. 5. und mehr
Carat, die geben weder an Härte noch Schönheit
denen aus Pegu etwas nach. Diß aber ist hier-
bey auch zu melden/ daß jederweilen unter hun-
dert Steinen kaum zween sind/ bey deren Zer-
schlagen/ Rubin gefunden werden. Erstgenand-
ter Tavernier.

12. Zu Reichen-Hall in Tyrol/ im
Saltz-Berg-werck daselbst/ geschahe einsten/ daß
in einem gar tieffen Berg-Schacht bey ableiten
des Wassers/ die Grub-Knechte einen gantzen
noch unangebrochenen Menschlichen Cörper
angetroffen/ welcher ausser Zweifel schon vor ge-
raumer Zeit diß Orts sich mochte verfallen ha-
ben. Die Haut war weis-gläntzend/ anzusehen/
ob wäre sie überschneyet; die Augen waren of-
fen/ und noch gantz lebhafft: So waren auch die
Haar auf dem Haupt/ und anderer Orten des
Leibs/ noch unversehrt: Der Cörper selbst aber
starrete/ als wäre er steinern. Er ward dem Hr.

Chur-

Das andere Buch.
Welt ſo weit dieſelbe für jetzo noch bekandt iſt/
nur an dreyen Orten/ und zwar nirgend ſonders
überflüſſig gefunden. Der erſte Ort iſt das
Königreich Pegu in Oſt-Jndien; der andere/
die Jnſul Ceylon: der dritte/ das Königreich
Böhmen. Jn dieſem Land giebt es in einem
Berg-werck eine Art Kiſel- oder Feuer-Steine in
Gröſſe eines Eyes; unter Zeiten auch wol ſo
groß als eine Fauſt. Wann ſolche zerſchlagen
werden/ findet man innwendig die Rubin ver-
ſchiedener Gröſſe/ von 1. 2. 3. 4. 5. und mehr
Carat, die geben weder an Härte noch Schönheit
denen aus Pegu etwas nach. Diß aber iſt hier-
bey auch zu melden/ daß jederweilen unter hun-
dert Steinen kaum zween ſind/ bey deren Zer-
ſchlagen/ Rubin gefunden werden. Erſtgenand-
ter Tavernier.

12. Zu Reichen-Hall in Tyrol/ im
Saltz-Berg-werck daſelbſt/ geſchahe einſten/ daß
in einem gar tieffen Berg-Schacht bey ableiten
des Waſſers/ die Grub-Knechte einen gantzen
noch unangebrochenen Menſchlichen Cörper
angetroffen/ welcher auſſer Zweifel ſchon vor ge-
raumer Zeit diß Orts ſich mochte verfallen ha-
ben. Die Haut war weis-gläntzend/ anzuſehen/
ob wäre ſie überſchneyet; die Augen waren of-
fen/ und noch gantz lebhafft: So waren auch die
Haar auf dem Haupt/ und anderer Orten des
Leibs/ noch unverſehrt: Der Cörper ſelbſt aber
ſtarrete/ als wäre er ſteinern. Er ward dem Hr.

Chur-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0558" n="442"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das andere Buch.</hi></fw><lb/>
Welt &#x017F;o weit die&#x017F;elbe für jetzo noch bekandt i&#x017F;t/<lb/>
nur an dreyen Orten/ und zwar nirgend &#x017F;onders<lb/>
überflü&#x017F;&#x017F;ig gefunden. Der er&#x017F;te Ort i&#x017F;t das<lb/>
Königreich <hi rendition="#aq">Pegu</hi> in O&#x017F;t-Jndien; der andere/<lb/>
die Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Ceylon:</hi> der dritte/ das Königreich<lb/>
Böhmen. Jn die&#x017F;em Land giebt es in einem<lb/>
Berg-werck eine Art Ki&#x017F;el- oder Feuer-Steine in<lb/>
Grö&#x017F;&#x017F;e eines Eyes; unter Zeiten auch wol &#x017F;o<lb/>
groß als eine Fau&#x017F;t. Wann &#x017F;olche zer&#x017F;chlagen<lb/>
werden/ findet man innwendig die Rubin ver-<lb/>
&#x017F;chiedener Grö&#x017F;&#x017F;e/ von 1. 2. 3. 4. 5. und mehr<lb/><hi rendition="#aq">Carat,</hi> die geben weder an Härte noch Schönheit<lb/>
denen aus <hi rendition="#aq">Pegu</hi> etwas nach. Diß aber i&#x017F;t hier-<lb/>
bey auch zu melden/ daß jederweilen unter hun-<lb/>
dert Steinen kaum zween &#x017F;ind/ bey deren Zer-<lb/>
&#x017F;chlagen/ Rubin gefunden werden. Er&#x017F;tgenand-<lb/>
ter <hi rendition="#aq">Tavernier.</hi></p><lb/>
            <p>12. Zu Reichen-Hall in Tyrol/ im<lb/>
Saltz-Berg-werck da&#x017F;elb&#x017F;t/ ge&#x017F;chahe ein&#x017F;ten/ daß<lb/>
in einem gar tieffen Berg-Schacht bey ableiten<lb/>
des Wa&#x017F;&#x017F;ers/ die Grub-Knechte einen gantzen<lb/>
noch unangebrochenen Men&#x017F;chlichen Cörper<lb/>
angetroffen/ welcher au&#x017F;&#x017F;er Zweifel &#x017F;chon vor ge-<lb/>
raumer Zeit diß Orts &#x017F;ich mochte verfallen ha-<lb/>
ben. Die Haut war weis-gläntzend/ anzu&#x017F;ehen/<lb/>
ob wäre &#x017F;ie über&#x017F;chneyet; die Augen waren of-<lb/>
fen/ und noch gantz lebhafft: So waren auch die<lb/>
Haar auf dem Haupt/ und anderer Orten des<lb/>
Leibs/ noch unver&#x017F;ehrt: Der Cörper &#x017F;elb&#x017F;t aber<lb/>
&#x017F;tarrete/ als wäre er &#x017F;teinern. Er ward dem Hr.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Chur-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0558] Das andere Buch. Welt ſo weit dieſelbe für jetzo noch bekandt iſt/ nur an dreyen Orten/ und zwar nirgend ſonders überflüſſig gefunden. Der erſte Ort iſt das Königreich Pegu in Oſt-Jndien; der andere/ die Jnſul Ceylon: der dritte/ das Königreich Böhmen. Jn dieſem Land giebt es in einem Berg-werck eine Art Kiſel- oder Feuer-Steine in Gröſſe eines Eyes; unter Zeiten auch wol ſo groß als eine Fauſt. Wann ſolche zerſchlagen werden/ findet man innwendig die Rubin ver- ſchiedener Gröſſe/ von 1. 2. 3. 4. 5. und mehr Carat, die geben weder an Härte noch Schönheit denen aus Pegu etwas nach. Diß aber iſt hier- bey auch zu melden/ daß jederweilen unter hun- dert Steinen kaum zween ſind/ bey deren Zer- ſchlagen/ Rubin gefunden werden. Erſtgenand- ter Tavernier. 12. Zu Reichen-Hall in Tyrol/ im Saltz-Berg-werck daſelbſt/ geſchahe einſten/ daß in einem gar tieffen Berg-Schacht bey ableiten des Waſſers/ die Grub-Knechte einen gantzen noch unangebrochenen Menſchlichen Cörper angetroffen/ welcher auſſer Zweifel ſchon vor ge- raumer Zeit diß Orts ſich mochte verfallen ha- ben. Die Haut war weis-gläntzend/ anzuſehen/ ob wäre ſie überſchneyet; die Augen waren of- fen/ und noch gantz lebhafft: So waren auch die Haar auf dem Haupt/ und anderer Orten des Leibs/ noch unverſehrt: Der Cörper ſelbſt aber ſtarrete/ als wäre er ſteinern. Er ward dem Hr. Chur-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/558
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/558>, abgerufen am 22.11.2024.