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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das andere Buch.
umständig zu lesen. Ein Florentiner/ Namens
Giacomo Baratti, welcher im Jahr 1655. mit
einem Patriarchen aus Gran Cairo in Aegypten
in Abessinia an des Käysers Hof-Lager ange-
langt/ schreibet unter andern auch von der Be-
schaffenheit dieses Gebürgs folgenden Jnn-
halts: Es ist das Königreich Amhara in seinem
Gezirck voller Berge und Thal; hat auch viel
Holtz-Wachs und Wälder; der Grund ist ü-
beraus fruchtbar/ und das Volck sehr beschei-
den; die Geistliche andächtig/ und der Adel ta-
pffer. Unten am Gebürg sind viel kleine Dörf-
fer: Jn Mitte aber desselben stehet ein starckes
Castell/ welches einer Stadt gleichet/ dann der
äusserste Wall hält bey zwo Meilen in sich.
Hier werden die Königliche Kinder/ neben des
Käysers/ als Geisel ihrer Treu/ verwahret/
auch in allen anständigen Ubungen erzogen;
und ist keine andere Unbequemlichkeit allda/ dann
daß sie rings umher nichts als Berge sehen.
Der Bischoff von Amhara führete ihn in das
Castell/ des Käysers Kinder waren dazumal noch
sehr jung/ und der ältiste Printz etwa bey vier
Jahren. Die lustigen Gärten und Spatzier-
Gänge waren mit mancherley anmuthigen
Brunnen und Bächlein durchwässert/ und oben
mit unbekandten grünen Laube überzogen.
Die Jugend hat zwar die Freyheit ausser des
Walls mit Jagen und andern Ubungen sich zu-
ergötzen; dörffen aber so lange ihre Eltern le-

ben

Das andere Buch.
umſtändig zu leſen. Ein Florentiner/ Namens
Giacomo Baratti, welcher im Jahr 1655. mit
einem Patriarchen aus Gran Cairo in Aegypten
in Abeſſinia an des Käyſers Hof-Lager ange-
langt/ ſchreibet unter andern auch von der Be-
ſchaffenheit dieſes Gebürgs folgenden Jnn-
halts: Es iſt das Königreich Amhara in ſeinem
Gezirck voller Berge und Thal; hat auch viel
Holtz-Wachs und Wälder; der Grund iſt ü-
beraus fruchtbar/ und das Volck ſehr beſchei-
den; die Geiſtliche andächtig/ und der Adel ta-
pffer. Unten am Gebürg ſind viel kleine Dörf-
fer: Jn Mitte aber deſſelben ſtehet ein ſtarckes
Caſtell/ welches einer Stadt gleichet/ dann der
äuſſerſte Wall hält bey zwo Meilen in ſich.
Hier werden die Königliche Kinder/ neben des
Käyſers/ als Geiſel ihrer Treu/ verwahret/
auch in allen anſtändigen Ubungen erzogen;
und iſt keine andere Unbequemlichkeit allda/ dann
daß ſie rings umher nichts als Berge ſehen.
Der Biſchoff von Amhara führete ihn in das
Caſtell/ des Käyſers Kinder waren dazumal noch
ſehr jung/ und der ältiſte Printz etwa bey vier
Jahren. Die luſtigen Gärten und Spatzier-
Gänge waren mit mancherley anmuthigen
Brunnen und Bächlein durchwäſſert/ und oben
mit unbekandten grünen Laube überzogen.
Die Jugend hat zwar die Freyheit auſſer des
Walls mit Jagen und andern Ubungen ſich zu-
ergötzen; dörffen aber ſo lange ihre Eltern le-

ben
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[424/0538] Das andere Buch. umſtändig zu leſen. Ein Florentiner/ Namens Giacomo Baratti, welcher im Jahr 1655. mit einem Patriarchen aus Gran Cairo in Aegypten in Abeſſinia an des Käyſers Hof-Lager ange- langt/ ſchreibet unter andern auch von der Be- ſchaffenheit dieſes Gebürgs folgenden Jnn- halts: Es iſt das Königreich Amhara in ſeinem Gezirck voller Berge und Thal; hat auch viel Holtz-Wachs und Wälder; der Grund iſt ü- beraus fruchtbar/ und das Volck ſehr beſchei- den; die Geiſtliche andächtig/ und der Adel ta- pffer. Unten am Gebürg ſind viel kleine Dörf- fer: Jn Mitte aber deſſelben ſtehet ein ſtarckes Caſtell/ welches einer Stadt gleichet/ dann der äuſſerſte Wall hält bey zwo Meilen in ſich. Hier werden die Königliche Kinder/ neben des Käyſers/ als Geiſel ihrer Treu/ verwahret/ auch in allen anſtändigen Ubungen erzogen; und iſt keine andere Unbequemlichkeit allda/ dann daß ſie rings umher nichts als Berge ſehen. Der Biſchoff von Amhara führete ihn in das Caſtell/ des Käyſers Kinder waren dazumal noch ſehr jung/ und der ältiſte Printz etwa bey vier Jahren. Die luſtigen Gärten und Spatzier- Gänge waren mit mancherley anmuthigen Brunnen und Bächlein durchwäſſert/ und oben mit unbekandten grünen Laube überzogen. Die Jugend hat zwar die Freyheit auſſer des Walls mit Jagen und andern Ubungen ſich zu- ergötzen; dörffen aber ſo lange ihre Eltern le- ben

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/538>, abgerufen am 25.11.2024.