Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Von der Natur. demnach meistes zu Fuß verrichtet werden.Ehe man dessen Gipffel bestiegen/ hat man stets dunckel/ tauigt/ und nasses Wetter; auf der Höhe aber/ empfindet man eine durchdringende Kälte: auch wol Reiff/ und Frost/ ob es schon mitten im Sommer ist. Oeffters/ wird man plötzlich mit Wolcken und Nebel dergestalt gleichsam eingehüllet/ daß wegen Finsternis und Dunckel/ ein Mensch den andern nicht sehen kan; wann aber solche sich aus einander geben/ oder in die Höhe ziehen: So scheinet es anders nicht/ als wann man vom Himmel herunter auf die Welt sehe/ da das Gesicht/ die Weite umher/ nicht wol begreiffen mag; dann auf einen Blick siehet man viele Länder und Fürstenthum in Teutschland/ als da sind: Ober- und Nieder- Sachsen/ Meissen/ Thüringen/ und Magde- burg/ der Näheren zu geschweigen. Wann nun also man im besten Schauen begriffen ist/ kompt plötzlich eine dücke finstere Wolcke/ die alles bedecket/ und dem Gesicht hinwiederum entziehet. So bald aber solche abweichet/ siehet man durch dieselbe so wol unter sich nach der Er- den/ als über sich in der Lufft/ gleich wie ein bren- nend Feuer/ welches man durch einen Rauch zu sehen pfleget; die Ursach ist/ weil mitler Zeit/ da man mit der Wolcke umgeben/ es so unterhalb/ als oben gegen dem Himmel gantz klar und helle von dem Sonnen-schein ist. Auf dem Berg/ giebt
Von der Natur. demnach meiſtes zu Fuß verrichtet werden.Ehe man deſſen Gipffel beſtiegen/ hat man ſtets dunckel/ tauigt/ und naſſes Wetter; auf der Höhe aber/ empfindet man eine durchdringende Kälte: auch wol Reiff/ und Froſt/ ob es ſchon mitten im Sommer iſt. Oeffters/ wird man plötzlich mit Wolcken und Nebel dergeſtalt gleichſam eingehüllet/ daß wegen Finſternis und Dunckel/ ein Menſch den andern nicht ſehen kan; wann aber ſolche ſich aus einander geben/ oder in die Höhe ziehen: So ſcheinet es anders nicht/ als wann man vom Himmel herunter auf die Welt ſehe/ da das Geſicht/ die Weite umher/ nicht wol begreiffen mag; dann auf einen Blick ſiehet man viele Länder und Fürſtenthum in Teutſchland/ als da ſind: Ober- und Nieder- Sachſen/ Meiſſen/ Thüringen/ und Magde- burg/ der Näheren zu geſchweigen. Wann nun alſo man im beſten Schauen begriffen iſt/ kompt plötzlich eine dücke finſtere Wolcke/ die alles bedecket/ und dem Geſicht hinwiederum entziehet. So bald aber ſolche abweichet/ ſiehet man durch dieſelbe ſo wol unter ſich nach der Er- den/ als über ſich in der Lufft/ gleich wie ein bren- nend Feuer/ welches man durch einen Rauch zu ſehen pfleget; die Urſach iſt/ weil mitler Zeit/ da man mit der Wolcke umgeben/ es ſo unterhalb/ als oben gegen dem Himmel gantz klar und helle von dem Sonnen-ſchein iſt. Auf dem Berg/ giebt
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Von der Natur.
demnach meiſtes zu Fuß verrichtet werden.
Ehe man deſſen Gipffel beſtiegen/ hat man ſtets
dunckel/ tauigt/ und naſſes Wetter; auf der
Höhe aber/ empfindet man eine durchdringende
Kälte: auch wol Reiff/ und Froſt/ ob es ſchon
mitten im Sommer iſt. Oeffters/ wird man
plötzlich mit Wolcken und Nebel dergeſtalt
gleichſam eingehüllet/ daß wegen Finſternis und
Dunckel/ ein Menſch den andern nicht ſehen
kan; wann aber ſolche ſich aus einander geben/
oder in die Höhe ziehen: So ſcheinet es anders
nicht/ als wann man vom Himmel herunter auf
die Welt ſehe/ da das Geſicht/ die Weite umher/
nicht wol begreiffen mag; dann auf einen
Blick ſiehet man viele Länder und Fürſtenthum
in Teutſchland/ als da ſind: Ober- und Nieder-
Sachſen/ Meiſſen/ Thüringen/ und Magde-
burg/ der Näheren zu geſchweigen. Wann
nun alſo man im beſten Schauen begriffen iſt/
kompt plötzlich eine dücke finſtere Wolcke/ die
alles bedecket/ und dem Geſicht hinwiederum
entziehet. So bald aber ſolche abweichet/ ſiehet
man durch dieſelbe ſo wol unter ſich nach der Er-
den/ als über ſich in der Lufft/ gleich wie ein bren-
nend Feuer/ welches man durch einen Rauch zu
ſehen pfleget; die Urſach iſt/ weil mitler Zeit/ da
man mit der Wolcke umgeben/ es ſo unterhalb/
als oben gegen dem Himmel gantz klar und helle
von dem Sonnen-ſchein iſt. Auf dem Berg/
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