Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das andere Buch. weges breit/ sey kein Sand/ sondern an stattdessen eine lautere Asche/ daß man zu Pferd biß über die Knochen sich verfalle. Ein Stein- Wurff weit vom Lande im Wasser stehe noch ein überblieben Stuck Mauer von der Stadt Sodom/ ohngefehr 15. Klaffter lang/ gantz schwartz und verbrand; Und weilen dis Orts das Meer nicht tieff/ wäre neben andern er hinein geritten/ und hätte zum Gedächtniß etliche Steine abgebrochen; diese/ wann sie ins Feuer geleget/ oder nur über ein Liecht gehalten würden/ glim- meten wie Kohlen/ geben aber darbenebenst ei- nen abscheulichen Stanck und Dampff von sich/ noch weit übler als Pech und Schwefel; ob auch schon diese Steine nicht angeglimmet/ sondern man nur dieselbe mit einem Tuch oder zwischen den Händen reibet/ so stincken sie jedoch gar übel. Von Morgen habe dieses Meer auch etliche ste- hende/ faule Wasser/ darinnen ein gar schönes von der Natur selbst auf verscheidene Arten ge- mahltes Rohr/ dem Spanischen gleichend/ in grosser Menge zu finden/ und weit und breit ver- schicket werde. So sey auch kein Meer-Was- ser unter der Sonnen/ welches so sehr gesaltzen als dieses/ daraus auch das allerschönste und weiseste Saltz in Menge gemacht/ und mit sol- chem alle umliegende Länder versehen werden. Jenseit des Jordans/ wo er in dieses das Todte- Meer einfalle/ in dem gleich angräntzenden stei- nig-
Das andere Buch. weges breit/ ſey kein Sand/ ſondern an ſtattdeſſen eine lautere Aſche/ daß man zu Pferd biß über die Knochen ſich verfalle. Ein Stein- Wurff weit vom Lande im Waſſer ſtehe noch ein überblieben Stuck Mauer von der Stadt Sodom/ ohngefehr 15. Klaffter lang/ gantz ſchwartz und verbrand; Und weilen dis Orts das Meer nicht tieff/ wäre neben andern er hinein gerittẽ/ und hätte zum Gedächtniß etliche Steine abgebrochen; dieſe/ wann ſie ins Feuer geleget/ oder nur über ein Liecht gehalten würden/ glim- meten wie Kohlen/ geben aber darbenebenſt ei- nen abſcheulichen Stanck und Dampff von ſich/ noch weit übler als Pech und Schwefel; ob auch ſchon dieſe Steine nicht angeglimmet/ ſondern man nur dieſelbe mit einem Tuch oder zwiſchen den Händen reibet/ ſo ſtincken ſie jedoch gar übel. Von Morgen habe dieſes Meer auch etliche ſte- hende/ faule Waſſer/ darinnen ein gar ſchönes von der Natur ſelbſt auf verſcheidene Arten ge- mahltes Rohr/ dem Spaniſchen gleichend/ in groſſer Menge zu finden/ und weit und breit ver- ſchicket werde. So ſey auch kein Meer-Waſ- ſer unter der Sonnen/ welches ſo ſehr geſaltzen als dieſes/ daraus auch das allerſchönſte und weiſeſte Saltz in Menge gemacht/ und mit ſol- chem alle umliegende Länder verſehen werden. Jenſeit des Jordans/ wo er in dieſes das Todte- Meer einfalle/ in dem gleich angräntzenden ſtei- nig-
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Das andere Buch.
weges breit/ ſey kein Sand/ ſondern an ſtatt
deſſen eine lautere Aſche/ daß man zu Pferd biß
über die Knochen ſich verfalle. Ein Stein-
Wurff weit vom Lande im Waſſer ſtehe noch
ein überblieben Stuck Mauer von der Stadt
Sodom/ ohngefehr 15. Klaffter lang/ gantz
ſchwartz und verbrand; Und weilen dis Orts
das Meer nicht tieff/ wäre neben andern er hinein
gerittẽ/ und hätte zum Gedächtniß etliche Steine
abgebrochen; dieſe/ wann ſie ins Feuer geleget/
oder nur über ein Liecht gehalten würden/ glim-
meten wie Kohlen/ geben aber darbenebenſt ei-
nen abſcheulichen Stanck und Dampff von ſich/
noch weit übler als Pech und Schwefel; ob auch
ſchon dieſe Steine nicht angeglimmet/ ſondern
man nur dieſelbe mit einem Tuch oder zwiſchen
den Händen reibet/ ſo ſtincken ſie jedoch gar übel.
Von Morgen habe dieſes Meer auch etliche ſte-
hende/ faule Waſſer/ darinnen ein gar ſchönes
von der Natur ſelbſt auf verſcheidene Arten ge-
mahltes Rohr/ dem Spaniſchen gleichend/ in
groſſer Menge zu finden/ und weit und breit ver-
ſchicket werde. So ſey auch kein Meer-Waſ-
ſer unter der Sonnen/ welches ſo ſehr geſaltzen
als dieſes/ daraus auch das allerſchönſte und
weiſeſte Saltz in Menge gemacht/ und mit ſol-
chem alle umliegende Länder verſehen werden.
Jenſeit des Jordans/ wo er in dieſes das Todte-
Meer einfalle/ in dem gleich angräntzenden ſtei-
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Zitationshilfe: | Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/454>, abgerufen am 16.02.2025. |