und disputiren zu erhaschen vermeinen. Ex gentili illa Philosophia, quam vulgo sic vendi- tant, quid boni inde exsurget, nisi perpetuae anxietatum & disputationum in scrutiniis du- biis latebrae, schreibet abermal ein Gelehrter: Me fontem vivum derelinquunt, & fodiunt hinc inde cisternas, klaget GOtt schon in Zei- ten des Propheten Jeremiae/ ergo, via ipsorum (qua quisque semetipsum in suo proprio quae- rit commodo & prudentia semper) mera stul- titia est. Zu allen Zeiten der Welt/ haben sich unter allerley Völcker weis Leute und einige Na- turkündiger gefunden/ die nicht allein jeder vor sich in geheim der Erforschung des Geistes dieser Welt der Natur obgelegen; sondern sie haben auch sich zusammen gehalten/ gewisse Collegia gestifftet/ und in solchen mit hindansetzung aller anderer weltlichen Geschäfften einig und allein diesem ihrem Vorhaben nachgesetzet. Also lie- set man/ daß bey denen uralten Egyptern/ ein sonderlich Collegium der Könige/ Priester und Philosophen gewesen/ die unter den von ihnen ersonnenen Hieroglyphicis, die Geheimnis der Religion/ und Gottes-Dienst; also auch die Arcana, Kräfften/ und Vermögen der Natur/ vor dem gemeinen Pöbel verborgen gehalten. Diesen allein war bewust/ was Apis, Osyris, Isis, Tryphon, Anubis, Theut, Mercurius, und Orus, bedeuteten. Wie nun unwidersprechlich zu erweisen/ daß die Egypter aller heidnischen
Re-
Von der Natur.
und diſputiren zu erhaſchen vermeinen. Ex gentili illa Philoſophia, quam vulgò ſic vendi- tant, quid boni inde exſurget, niſi perpetuæ anxietatum & diſputationum in ſcrutiniis du- biis latebræ, ſchreibet abermal ein Gelehrter: Me fontem vivum derelinquunt, & fodiunt hinc inde ciſternas, klaget GOtt ſchon in Zei- ten des Propheten Jeremiæ/ ergò, via ipſorum (qua quisque ſemetipſum in ſuo proprio quæ- rit commodo & prudentia ſemper) mera ſtul- titia eſt. Zu allen Zeiten der Welt/ haben ſich unter allerley Völcker weiſ Leute und einige Na- turkündiger gefunden/ die nicht allein jeder vor ſich in geheim der Erforſchung des Geiſtes dieſer Welt der Natur obgelegen; ſondern ſie haben auch ſich zuſammen gehalten/ gewiſſe Collegia geſtifftet/ und in ſolchen mit hindanſetzung aller anderer weltlichen Geſchäfften einig und allein dieſem ihrem Vorhaben nachgeſetzet. Alſo lie- ſet man/ daß bey denen uralten Egyptern/ ein ſonderlich Collegium der Könige/ Prieſter und Philoſophen geweſen/ die unter den von ihnen erſonnenen Hieroglyphicis, die Geheimnis der Religion/ und Gottes-Dienſt; alſo auch die Arcana, Kräfften/ und Vermögen der Natur/ vor dem gemeinen Pöbel verborgen gehalten. Dieſen allein war bewuſt/ was Apis, Oſyris, Iſis, Tryphon, Anubis, Theut, Mercurius, und Orus, bedeuteten. Wie nun unwiderſprechlich zu erweiſen/ daß die Egypter aller heidniſchen
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Von der Natur.
und diſputiren zu erhaſchen vermeinen. Ex
gentili illa Philoſophia, quam vulgò ſic vendi-
tant, quid boni inde exſurget, niſi perpetuæ
anxietatum & diſputationum in ſcrutiniis du-
biis latebræ, ſchreibet abermal ein Gelehrter:
Me fontem vivum derelinquunt, & fodiunt
hinc inde ciſternas, klaget GOtt ſchon in Zei-
ten des Propheten Jeremiæ/ ergò, via ipſorum
(qua quisque ſemetipſum in ſuo proprio quæ-
rit commodo & prudentia ſemper) mera ſtul-
titia eſt. Zu allen Zeiten der Welt/ haben ſich
unter allerley Völcker weiſ Leute und einige Na-
turkündiger gefunden/ die nicht allein jeder vor
ſich in geheim der Erforſchung des Geiſtes dieſer
Welt der Natur obgelegen; ſondern ſie haben
auch ſich zuſammen gehalten/ gewiſſe Collegia
geſtifftet/ und in ſolchen mit hindanſetzung aller
anderer weltlichen Geſchäfften einig und allein
dieſem ihrem Vorhaben nachgeſetzet. Alſo lie-
ſet man/ daß bey denen uralten Egyptern/ ein
ſonderlich Collegium der Könige/ Prieſter und
Philoſophen geweſen/ die unter den von ihnen
erſonnenen Hieroglyphicis, die Geheimnis der
Religion/ und Gottes-Dienſt; alſo auch die
Arcana, Kräfften/ und Vermögen der Natur/
vor dem gemeinen Pöbel verborgen gehalten.
Dieſen allein war bewuſt/ was Apis, Oſyris,
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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/135>, abgerufen am 27.11.2024.
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