Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das erste Buch. sich/ das ist: Er ziehet sich selber in sich/ und fin-det sich selber in sich; sein in sich ziehen macht in ihm eine Beschattung oder Finsternis/ welche in der Freyheit als im Nichts nicht ist/ dann der Freyheit Willen/ beschattet sich selber mit der Begierde Wesen/ dann die Begierde macht We- sen/ und nicht der Wille/ so dann der Wille also mit seiner Begierde nur im Finstern stehen/ so ist das seine Widerwärtigkeit/ und schöpffet ihm in sich einen andern Willen von der Finsternis hinwiderum auszugehen in die Freyheit/ als in das Nichts/ und mag doch ausser sich die Frey- heit nicht erreichen/ dann die Begierde gehet aus sich und machet Quaal und Finsternis; so muß der Wille (zu verstehen der andere Geschöpffe Willen) in sich gehen/ und ist doch kein Abtren- nen/ dann in sich für der Begierde ist die Freyheit als das Nichts; so mag doch auch der Wille nicht ein Nichts seyn/ denn er begehret sich in dem Nichts zu offenbahren; und mag doch auch keine Offenbahrung geschehen/ als nur durch das We- sen der Begierde; und jemehr der widergefaste Wille der Offenbahrung begehret/ jemehr und strenger zeucht die Begierde in sich/ und macht in sich drey Gestalten/ als das Begehren/ das ist Herbe/ und gibet Härtigkeit/ denn es ist ein Ein- schliessen/ davon die Kälte urständet; und das Ziehen machet Stachel und Rügung in der Här- tigkeit eine Feindung wider der Herbe an sich gezogene Härtigkeit/ das Ziehen ist eine andere Ge-
Das erſte Buch. ſich/ das iſt: Er ziehet ſich ſelber in ſich/ und fin-det ſich ſelber in ſich; ſein in ſich ziehen macht in ihm eine Beſchattung oder Finſternis/ welche in der Freyheit als im Nichts nicht iſt/ dann der Freyheit Willen/ beſchattet ſich ſelber mit der Begierde Weſen/ dann die Begierde macht We- ſen/ und nicht der Wille/ ſo dann der Wille alſo mit ſeiner Begierde nur im Finſtern ſtehen/ ſo iſt das ſeine Widerwärtigkeit/ und ſchöpffet ihm in ſich einen andern Willen von der Finſternis hinwiderum auszugehen in die Freyheit/ als in das Nichts/ und mag doch auſſer ſich die Frey- heit nicht erreichen/ dann die Begierde gehet aus ſich und machet Quaal und Finſternis; ſo muß der Wille (zu verſtehen der andere Geſchöpffe Willen) in ſich gehen/ und iſt doch kein Abtren- nen/ dann in ſich für der Begierde iſt die Freyheit als das Nichts; ſo mag doch auch der Wille nicht ein Nichts ſeyn/ denn er begehret ſich in dem Nichts zu offenbahren; und mag doch auch keine Offenbahrung geſchehen/ als nur duꝛch das We- ſen der Begierde; und jemehr der widergefaſte Wille der Offenbahrung begehret/ jemehr und ſtrenger zeucht die Begierde in ſich/ und macht in ſich drey Geſtalten/ als das Begehren/ das iſt Herbe/ und gibet Härtigkeit/ denn es iſt ein Ein- ſchlieſſen/ davon die Kälte urſtändet; und das Ziehen machet Stachel und Rügung in der Här- tigkeit eine Feindung wider der Herbe an ſich gezogene Härtigkeit/ das Ziehen iſt eine andere Ge-
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Das erſte Buch.
ſich/ das iſt: Er ziehet ſich ſelber in ſich/ und fin-
det ſich ſelber in ſich; ſein in ſich ziehen macht in
ihm eine Beſchattung oder Finſternis/ welche in
der Freyheit als im Nichts nicht iſt/ dann der
Freyheit Willen/ beſchattet ſich ſelber mit der
Begierde Weſen/ dann die Begierde macht We-
ſen/ und nicht der Wille/ ſo dann der Wille alſo
mit ſeiner Begierde nur im Finſtern ſtehen/ ſo iſt
das ſeine Widerwärtigkeit/ und ſchöpffet ihm
in ſich einen andern Willen von der Finſternis
hinwiderum auszugehen in die Freyheit/ als in
das Nichts/ und mag doch auſſer ſich die Frey-
heit nicht erreichen/ dann die Begierde gehet aus
ſich und machet Quaal und Finſternis; ſo muß
der Wille (zu verſtehen der andere Geſchöpffe
Willen) in ſich gehen/ und iſt doch kein Abtren-
nen/ dann in ſich für der Begierde iſt die Freyheit
als das Nichts; ſo mag doch auch der Wille
nicht ein Nichts ſeyn/ denn er begehret ſich in dem
Nichts zu offenbahren; und mag doch auch keine
Offenbahrung geſchehen/ als nur duꝛch das We-
ſen der Begierde; und jemehr der widergefaſte
Wille der Offenbahrung begehret/ jemehr und
ſtrenger zeucht die Begierde in ſich/ und macht
in ſich drey Geſtalten/ als das Begehren/ das iſt
Herbe/ und gibet Härtigkeit/ denn es iſt ein Ein-
ſchlieſſen/ davon die Kälte urſtändet; und das
Ziehen machet Stachel und Rügung in der Här-
tigkeit eine Feindung wider der Herbe an ſich
gezogene Härtigkeit/ das Ziehen iſt eine andere
Ge-
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