Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Das erste Buch. Welt sind dasselbe. An einem Stein/ oderErdenklumpen/ siehet man das Obere und Un- tere; Ja! die gantze Welt darinnen; Nur ist es/ daß an jedem Dinge/ etwa eine Eigenschafft die gröste ist/ nach welcher dasselbe auch genennet wird: Die andern Eigenschafften ligen alle mit- einander gleicher Gestalt darinnen/ allein in ver- scheidenen Graden und Centris; Und sind doch alle Grad und Centra, nur ein eintzig Centrum. Es ist nur eine Wurtzel/ aus welcher alles heraus fliesset/ und scheidet sich nur in der Compaction, da es coaguliret wird; sein Urstand aber/ ist wie ein Rauch oder Broden vom grossen Mysterio, des ausgesprochenen Worts. Anlangend nun das Centrum der Natur/ so siehet und befindet man/ daß ein jedes Leben in einer auswürckenden Krafft bestehe: Und daß selbiges in dem Willen lige; dann der Wille ursachet die Ausgeburt der würckenden Kräfften oder Essentien; doch ist hierbey zu begreiffen/ daß gleichsam in dem Willen ein verborgen Feuer lige/ gegen welches der Wille sich erhebet/ und dasselbe also erwecken und anzünden will. Dann ein jeder Wille ohne die erweckte feurige Essentien in einem Unver- mögen stehet; und gleich wie das Leben in einem Saamen/ bevor es zu seinen Wachsthum kom- met/ ohne Empfinden/ Verstand oder Wesen- heit gleichsam im Tod und Ohnmacht beschlos- sen liget/ und einem Schatten ohne Wesen sich gleichet. Dahero auch ohne Wesenheit stumm/ still/
Das erſte Buch. Welt ſind daſſelbe. An einem Stein/ oderErdenklumpen/ ſiehet man das Obere und Un- tere; Ja! die gantze Welt darinnen; Nur iſt es/ daß an jedem Dinge/ etwa eine Eigenſchafft die gröſte iſt/ nach welcher daſſelbe auch genennet wird: Die andern Eigenſchafften ligen alle mit- einander gleicher Geſtalt darinnen/ allein in ver- ſcheidenen Graden und Centris; Und ſind doch alle Grad und Centra, nur ein eintzig Centrum. Es iſt nur eine Wurtzel/ aus welcher alles heraus flieſſet/ und ſcheidet ſich nur in der Compaction, da es coaguliret wird; ſein Urſtand aber/ iſt wie ein Rauch oder Broden vom groſſen Myſterio, des ausgeſprochenen Worts. Anlangend nun das Centrum der Natur/ ſo ſiehet und befindet man/ daß ein jedes Leben in einer auswürckenden Krafft beſtehe: Und daß ſelbiges in dem Willen lige; dann der Wille urſachet die Ausgeburt der würckenden Kräfften oder Eſſentien; doch iſt hierbey zu begreiffen/ daß gleichſam in dem Willen ein verborgen Feuer lige/ gegen welches der Wille ſich erhebet/ und daſſelbe alſo erwecken und anzünden will. Dann ein jeder Wille ohne die erweckte feurige Eſſentien in einem Unver- mögen ſtehet; und gleich wie das Leben in einem Saamen/ bevor es zu ſeinen Wachsthum kom- met/ ohne Empfinden/ Verſtand oder Weſen- heit gleichſam im Tod und Ohnmacht beſchloſ- ſen liget/ und einem Schatten ohne Weſen ſich gleichet. Dahero auch ohne Weſenheit ſtumm/ ſtill/
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Das erſte Buch.
Welt ſind daſſelbe. An einem Stein/ oder
Erdenklumpen/ ſiehet man das Obere und Un-
tere; Ja! die gantze Welt darinnen; Nur iſt es/
daß an jedem Dinge/ etwa eine Eigenſchafft die
gröſte iſt/ nach welcher daſſelbe auch genennet
wird: Die andern Eigenſchafften ligen alle mit-
einander gleicher Geſtalt darinnen/ allein in ver-
ſcheidenen Graden und Centris; Und ſind doch
alle Grad und Centra, nur ein eintzig Centrum.
Es iſt nur eine Wurtzel/ aus welcher alles heraus
flieſſet/ und ſcheidet ſich nur in der Compaction,
da es coaguliret wird; ſein Urſtand aber/ iſt wie
ein Rauch oder Broden vom groſſen Myſterio,
des ausgeſprochenen Worts. Anlangend nun
das Centrum der Natur/ ſo ſiehet und befindet
man/ daß ein jedes Leben in einer auswürckenden
Krafft beſtehe: Und daß ſelbiges in dem Willen
lige; dann der Wille urſachet die Ausgeburt
der würckenden Kräfften oder Eſſentien; doch
iſt hierbey zu begreiffen/ daß gleichſam in dem
Willen ein verborgen Feuer lige/ gegen welches
der Wille ſich erhebet/ und daſſelbe alſo erwecken
und anzünden will. Dann ein jeder Wille ohne
die erweckte feurige Eſſentien in einem Unver-
mögen ſtehet; und gleich wie das Leben in einem
Saamen/ bevor es zu ſeinen Wachsthum kom-
met/ ohne Empfinden/ Verſtand oder Weſen-
heit gleichſam im Tod und Ohnmacht beſchloſ-
ſen liget/ und einem Schatten ohne Weſen ſich
gleichet. Dahero auch ohne Weſenheit ſtumm/
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