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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Von der Natur.
haben sollen. Doch es soll dem Leser etwas
vorgestellt werden/ er habe nur acht und fasse es.
Sehet/ wo von dem Wesen aller Wesen geredet
wird/ da wird von GOtt gesprochen/ denn von
GOtt/ und durch GOtt ist alles/ wie Johannes
zeuget/ da er sagt: Ohne ihn ist nichts gemacht/
was gemacht ist. Nun fragt die Vernunfft:
Wor aus/ oder wie hat GOtt Gutes und Böses
erschaffen/ Peyn und Quaal/ Leben und Tod?
Jst dann in GOtt ein solcher Wille/ der Böses
machet? Hier nun hebt die Vernunfft an zu
Speculiren/ und will dis fassen/ gehet aber nur
von aussen um den Zirckel herum/ das Centrum
kan sie nicht bereichen/ denn sie ist ausserhalb/ und
nicht im Wort des Lebens Zirckel. Der Mensch
sehe sich nur selber an/ was er ist; Und darnach
betrachte er auch die äussere Welt mit ihrem Re-
giment/ worinn diese bestehe: So wird er fin-
den/ daß mit seinem äusseren Geist und Wesen/
er mit solcher vereinbahret sey. Er ist eine kleine
Welt aus der grossen; Und sein äusseres Liecht
ist ein Chaos der Sonnen und des Gestirns: son-
sten könte er von dem Liecht der Sonne nicht se-
hen. Sein Leib ist Feuer/ Lufft/ Wasser und
Erde/ darinn liegt auch die metallische Eigen-
schafft; dann wessen die Sonne mit dem Gestirn
ein Geist ist; dessen ist die Erde mit den andern
Elementen ein Leib/ Wesen/ und coagulirte
Krafft. Was das Obere ist: Eben dasselbe ist
auch das Untere; Und alle Geschöpffe dieser

Welt
B

Von der Natur.
haben ſollen. Doch es ſoll dem Leſer etwas
vorgeſtellt werden/ er habe nur acht und faſſe es.
Sehet/ wo von dem Weſen aller Weſen geredet
wird/ da wird von GOtt geſprochen/ denn von
GOtt/ und durch GOtt iſt alles/ wie Johannes
zeuget/ da er ſagt: Ohne ihn iſt nichts gemacht/
was gemacht iſt. Nun fragt die Vernunfft:
Wor aus/ oder wie hat GOtt Gutes und Böſes
erſchaffen/ Peyn und Quaal/ Leben und Tod?
Jſt dann in GOtt ein ſolcher Wille/ der Böſes
machet? Hier nun hebt die Vernunfft an zu
Speculiren/ und will dis faſſen/ gehet aber nur
von auſſen um den Zirckel herum/ das Centrum
kan ſie nicht bereichen/ denn ſie iſt auſſerhalb/ und
nicht im Wort des Lebens Zirckel. Der Menſch
ſehe ſich nur ſelber an/ was er iſt; Und darnach
betrachte er auch die äuſſere Welt mit ihrem Re-
giment/ worinn dieſe beſtehe: So wird er fin-
den/ daß mit ſeinem äuſſeren Geiſt und Weſen/
er mit ſolcher vereinbahret ſey. Er iſt eine kleine
Welt aus der groſſen; Und ſein äuſſeres Liecht
iſt ein Chaos der Sonnen und des Geſtirns: ſon-
ſten könte er von dem Liecht der Sonne nicht ſe-
hen. Sein Leib iſt Feuer/ Lufft/ Waſſer und
Erde/ darinn liegt auch die metalliſche Eigen-
ſchafft; dann weſſen die Sonne mit dem Geſtirn
ein Geiſt iſt; deſſen iſt die Erde mit den andern
Elementen ein Leib/ Weſen/ und coagulirte
Krafft. Was das Obere iſt: Eben daſſelbe iſt
auch das Untere; Und alle Geſchöpffe dieſer

Welt
B
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[17/0107] Von der Natur. haben ſollen. Doch es ſoll dem Leſer etwas vorgeſtellt werden/ er habe nur acht und faſſe es. Sehet/ wo von dem Weſen aller Weſen geredet wird/ da wird von GOtt geſprochen/ denn von GOtt/ und durch GOtt iſt alles/ wie Johannes zeuget/ da er ſagt: Ohne ihn iſt nichts gemacht/ was gemacht iſt. Nun fragt die Vernunfft: Wor aus/ oder wie hat GOtt Gutes und Böſes erſchaffen/ Peyn und Quaal/ Leben und Tod? Jſt dann in GOtt ein ſolcher Wille/ der Böſes machet? Hier nun hebt die Vernunfft an zu Speculiren/ und will dis faſſen/ gehet aber nur von auſſen um den Zirckel herum/ das Centrum kan ſie nicht bereichen/ denn ſie iſt auſſerhalb/ und nicht im Wort des Lebens Zirckel. Der Menſch ſehe ſich nur ſelber an/ was er iſt; Und darnach betrachte er auch die äuſſere Welt mit ihrem Re- giment/ worinn dieſe beſtehe: So wird er fin- den/ daß mit ſeinem äuſſeren Geiſt und Weſen/ er mit ſolcher vereinbahret ſey. Er iſt eine kleine Welt aus der groſſen; Und ſein äuſſeres Liecht iſt ein Chaos der Sonnen und des Geſtirns: ſon- ſten könte er von dem Liecht der Sonne nicht ſe- hen. Sein Leib iſt Feuer/ Lufft/ Waſſer und Erde/ darinn liegt auch die metalliſche Eigen- ſchafft; dann weſſen die Sonne mit dem Geſtirn ein Geiſt iſt; deſſen iſt die Erde mit den andern Elementen ein Leib/ Weſen/ und coagulirte Krafft. Was das Obere iſt: Eben daſſelbe iſt auch das Untere; Und alle Geſchöpffe dieſer Welt B

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/107>, abgerufen am 24.11.2024.