ain Jüd. Man hat mir zu Hause wohl manches Kom¬ pliment über meine Sprache gemacht; aber ein solches war nicht darunter.
Von der Gegend von Weissenburg kann ich mili¬ tärisch nichts sagen, da es noch ziemlich finster war, als wir dort durchgingen. Landau ist weiter nichts als Festung, und alles was in der Stadt steht, scheint bloss auf diesen einzigen Zweck Beziehung zu haben. Wir kamen in Mainz gegen Morgen an und man schickte mich in den Mainzer Hof, welcher, wie ich höre, für den besten Gasthof gilt. In Mainz sieht man noch mehr Spuren von Revolutionsverwüstungen als an irgend einem andern Orte. Der Krieg hat verhält¬ nissmässig weniger geschadet. Ich hielt mich nur ei¬ nen Tag auf um einige Männer zu sehen, an die ich von Oberlin Addresse hatte. Auch unser Bergrath Werner von Freyberg war hier und geht, wie ich hö¬ re, nach Paris. Sein Name ist in ganz Frankreich in hohem Ansehen.
Den andern Tag rollte ich mit der kaiserlichen Diligence durch einen der schönsten Striche Deutsch¬ lands hierher.
Auf meinem Wege von Paris hierher fragte man mich oft mit ziemlicher Neugierde nach Zeitungen aus der Hauptstadt, und nahm die Nachrichten immer mit verschiedener Stimmung auf. Sehr oft hörte ich vorzüglich die Bemerkung über den Konsul wieder¬ holen: Mais pourtant il n'est pas aime; besonders von Militären. Das ist begreiflich. Es giebt Regimenter und ganze Korps, die ihn nie gesehen haben und die doch auch für die Republik brave Männer gewesen
ain Jüd. Man hat mir zu Hause wohl manches Kom¬ pliment über meine Sprache gemacht; aber ein solches war nicht darunter.
Von der Gegend von Weiſsenburg kann ich mili¬ tärisch nichts sagen, da es noch ziemlich finster war, als wir dort durchgingen. Landau ist weiter nichts als Festung, und alles was in der Stadt steht, scheint bloſs auf diesen einzigen Zweck Beziehung zu haben. Wir kamen in Mainz gegen Morgen an und man schickte mich in den Mainzer Hof, welcher, wie ich höre, für den besten Gasthof gilt. In Mainz sieht man noch mehr Spuren von Revolutionsverwüstungen als an irgend einem andern Orte. Der Krieg hat verhält¬ niſsmäſsig weniger geschadet. Ich hielt mich nur ei¬ nen Tag auf um einige Männer zu sehen, an die ich von Oberlin Addresse hatte. Auch unser Bergrath Werner von Freyberg war hier und geht, wie ich hö¬ re, nach Paris. Sein Name ist in ganz Frankreich in hohem Ansehen.
Den andern Tag rollte ich mit der kaiserlichen Diligence durch einen der schönsten Striche Deutsch¬ lands hierher.
Auf meinem Wege von Paris hierher fragte man mich oft mit ziemlicher Neugierde nach Zeitungen aus der Hauptstadt, und nahm die Nachrichten immer mit verschiedener Stimmung auf. Sehr oft hörte ich vorzüglich die Bemerkung über den Konsul wieder¬ holen: Mais pourtant il n'est pas aimé; besonders von Militären. Das ist begreiflich. Es giebt Regimenter und ganze Korps, die ihn nie gesehen haben und die doch auch für die Republik brave Männer gewesen
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[478 /0506]
ain Jüd. Man hat mir zu Hause wohl manches Kom¬
pliment über meine Sprache gemacht; aber ein solches
war nicht darunter.
Von der Gegend von Weiſsenburg kann ich mili¬
tärisch nichts sagen, da es noch ziemlich finster war,
als wir dort durchgingen. Landau ist weiter nichts
als Festung, und alles was in der Stadt steht, scheint
bloſs auf diesen einzigen Zweck Beziehung zu haben.
Wir kamen in Mainz gegen Morgen an und man
schickte mich in den Mainzer Hof, welcher, wie ich
höre, für den besten Gasthof gilt. In Mainz sieht man
noch mehr Spuren von Revolutionsverwüstungen als
an irgend einem andern Orte. Der Krieg hat verhält¬
niſsmäſsig weniger geschadet. Ich hielt mich nur ei¬
nen Tag auf um einige Männer zu sehen, an die ich
von Oberlin Addresse hatte. Auch unser Bergrath
Werner von Freyberg war hier und geht, wie ich hö¬
re, nach Paris. Sein Name ist in ganz Frankreich in
hohem Ansehen.
Den andern Tag rollte ich mit der kaiserlichen
Diligence durch einen der schönsten Striche Deutsch¬
lands hierher.
Auf meinem Wege von Paris hierher fragte man
mich oft mit ziemlicher Neugierde nach Zeitungen aus
der Hauptstadt, und nahm die Nachrichten immer
mit verschiedener Stimmung auf. Sehr oft hörte ich
vorzüglich die Bemerkung über den Konsul wieder¬
holen: Mais pourtant il n'est pas aimé; besonders von
Militären. Das ist begreiflich. Es giebt Regimenter
und ganze Korps, die ihn nie gesehen haben und die
doch auch für die Republik brave Männer gewesen
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 478 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/506>, abgerufen am 23.11.2024.
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