pen sind, die wir noch übrig haben: und auch dazu fehlt ihnen noch viel. Schlecht sind sie nicht und man sieht sie immer mit Vergnügen; aber für die schöne Arbeit sollten es schönere Pferde seyn. Man hat ihnen die gallischen Hähne zu Wächtern gegeben. Gegen das Kapitol haben diese nicht nöthig zu krähen, wie die Gänse gegen die Gallier schrien; wenn sie nur sonst die wichtigste Weckstunde nicht vorbey lassen.
Die Franzosen haben übrigens nur öffentliche Sammlungen, die vatikanische und kapitolinische, in Kontribution gesetzt. Es ist kein Privateigenthum an¬ gegriffen worden. Die Privatsammlungen machen aber in Rom vielleicht den grössten Theil aus. In der Villa Borghese steht alles wie es war; und der Fechter und der Silen mit dem Bacchus sind Werke, die an klassischem Werth in Paris ihres gleichen suchen. Die schönsten Basreliefs sind noch in Rom in dem Garten Borghese und auf dem Kapitol und sonst hier und da. Sarkophagen, freylich sehr untergeordnete Kunstwerke, und Badegefässe sind in Rom noch in grosser Menge von ausgesuchter Schönheit: in Paris sind von den letztern nur zwey ärmliche Stücke, die man in Rom kaum aufstellen würde. Uebrigens ist die Gegend um Rom selbst mehr eine Wiege der Kunst. Die Natur hat ihren Zauber hingegossen, den man nicht wegtra¬ gen kann. Man hat zwar die Namen Fraskati und Tivoli nach Paris gebracht und alles schön genug ein¬ gerichtet: aber Fraskati und Tivoli selbst werden für den Maler dort bleiben, wenn man auch alles um¬ her zerstört. Der Fall, die Grotte, die Kaskadellen und die magischen Berge können nicht verrückt wer¬
pen sind, die wir noch übrig haben: und auch dazu fehlt ihnen noch viel. Schlecht sind sie nicht und man sieht sie immer mit Vergnügen; aber für die schöne Arbeit sollten es schönere Pferde seyn. Man hat ihnen die gallischen Hähne zu Wächtern gegeben. Gegen das Kapitol haben diese nicht nöthig zu krähen, wie die Gänse gegen die Gallier schrien; wenn sie nur sonst die wichtigste Weckstunde nicht vorbey lassen.
Die Franzosen haben übrigens nur öffentliche Sammlungen, die vatikanische und kapitolinische, in Kontribution gesetzt. Es ist kein Privateigenthum an¬ gegriffen worden. Die Privatsammlungen machen aber in Rom vielleicht den gröſsten Theil aus. In der Villa Borghese steht alles wie es war; und der Fechter und der Silen mit dem Bacchus sind Werke, die an klassischem Werth in Paris ihres gleichen suchen. Die schönsten Basreliefs sind noch in Rom in dem Garten Borghese und auf dem Kapitol und sonst hier und da. Sarkophagen, freylich sehr untergeordnete Kunstwerke, und Badegefäſse sind in Rom noch in groſser Menge von ausgesuchter Schönheit: in Paris sind von den letztern nur zwey ärmliche Stücke, die man in Rom kaum aufstellen würde. Uebrigens ist die Gegend um Rom selbst mehr eine Wiege der Kunst. Die Natur hat ihren Zauber hingegossen, den man nicht wegtra¬ gen kann. Man hat zwar die Namen Fraskati und Tivoli nach Paris gebracht und alles schön genug ein¬ gerichtet: aber Fraskati und Tivoli selbst werden für den Maler dort bleiben, wenn man auch alles um¬ her zerstört. Der Fall, die Grotte, die Kaskadellen und die magischen Berge können nicht verrückt wer¬
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0501"n="473 "/>
pen sind, die wir noch übrig haben: und auch dazu<lb/>
fehlt ihnen noch viel. Schlecht sind sie nicht und man<lb/>
sieht sie immer mit Vergnügen; aber für die schöne<lb/>
Arbeit sollten es schönere Pferde seyn. Man hat ihnen<lb/>
die gallischen Hähne zu Wächtern gegeben. Gegen das<lb/>
Kapitol haben diese nicht nöthig zu krähen, wie die<lb/>
Gänse gegen die Gallier schrien; wenn sie nur sonst<lb/>
die wichtigste Weckstunde nicht vorbey lassen.</p><lb/><p>Die Franzosen haben übrigens nur öffentliche<lb/>
Sammlungen, die vatikanische und kapitolinische, in<lb/>
Kontribution gesetzt. Es ist kein Privateigenthum an¬<lb/>
gegriffen worden. Die Privatsammlungen machen<lb/>
aber in Rom vielleicht den gröſsten Theil aus. In der<lb/>
Villa Borghese steht alles wie es war; und der Fechter<lb/>
und der Silen mit dem Bacchus sind Werke, die an<lb/>
klassischem Werth in Paris ihres gleichen suchen. Die<lb/>
schönsten Basreliefs sind noch in Rom in dem Garten<lb/>
Borghese und auf dem Kapitol und sonst hier und da.<lb/>
Sarkophagen, freylich sehr untergeordnete Kunstwerke,<lb/>
und Badegefäſse sind in Rom noch in groſser Menge<lb/>
von ausgesuchter Schönheit: in Paris sind von den<lb/>
letztern nur zwey ärmliche Stücke, die man in Rom<lb/>
kaum aufstellen würde. Uebrigens ist die Gegend um<lb/>
Rom selbst mehr eine Wiege der Kunst. Die Natur<lb/>
hat ihren Zauber hingegossen, den man nicht wegtra¬<lb/>
gen kann. Man hat zwar die Namen Fraskati und<lb/>
Tivoli nach Paris gebracht und alles schön genug ein¬<lb/>
gerichtet: aber Fraskati und Tivoli selbst werden für<lb/>
den Maler dort bleiben, wenn man auch alles um¬<lb/>
her zerstört. Der Fall, die Grotte, die Kaskadellen<lb/>
und die magischen Berge können nicht verrückt wer¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[473 /0501]
pen sind, die wir noch übrig haben: und auch dazu
fehlt ihnen noch viel. Schlecht sind sie nicht und man
sieht sie immer mit Vergnügen; aber für die schöne
Arbeit sollten es schönere Pferde seyn. Man hat ihnen
die gallischen Hähne zu Wächtern gegeben. Gegen das
Kapitol haben diese nicht nöthig zu krähen, wie die
Gänse gegen die Gallier schrien; wenn sie nur sonst
die wichtigste Weckstunde nicht vorbey lassen.
Die Franzosen haben übrigens nur öffentliche
Sammlungen, die vatikanische und kapitolinische, in
Kontribution gesetzt. Es ist kein Privateigenthum an¬
gegriffen worden. Die Privatsammlungen machen
aber in Rom vielleicht den gröſsten Theil aus. In der
Villa Borghese steht alles wie es war; und der Fechter
und der Silen mit dem Bacchus sind Werke, die an
klassischem Werth in Paris ihres gleichen suchen. Die
schönsten Basreliefs sind noch in Rom in dem Garten
Borghese und auf dem Kapitol und sonst hier und da.
Sarkophagen, freylich sehr untergeordnete Kunstwerke,
und Badegefäſse sind in Rom noch in groſser Menge
von ausgesuchter Schönheit: in Paris sind von den
letztern nur zwey ärmliche Stücke, die man in Rom
kaum aufstellen würde. Uebrigens ist die Gegend um
Rom selbst mehr eine Wiege der Kunst. Die Natur
hat ihren Zauber hingegossen, den man nicht wegtra¬
gen kann. Man hat zwar die Namen Fraskati und
Tivoli nach Paris gebracht und alles schön genug ein¬
gerichtet: aber Fraskati und Tivoli selbst werden für
den Maler dort bleiben, wenn man auch alles um¬
her zerstört. Der Fall, die Grotte, die Kaskadellen
und die magischen Berge können nicht verrückt wer¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 473 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/501>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.