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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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Laufenburg, wo ich die Nacht blieb, ist ein ärmlicher
Ort, wo der Rhein einen zweyten kleinern nicht so
gefährlichen Fall bildet: doch ist auch dieser Schuss
zwischen den Felsen sehr malerisch. Weiter hin ste¬
hen in den Dörfern noch Franzosen bis zum Austrag
der Sache, und die Einwohner sind in Verzweiflung
über den Druck von allen Seiten. Bloss unsere gerin¬
ge Anzahl verhindert uns, sagte man mir laut, ge¬
waltsame Mittel zu unserer Befreyung zu versuchen.
Die Franzosen müssen hier sehr schlechte abscheuliche
Mannszucht halten: denn ich habe wiederholt erzählen
hören, dass sie durchreisende Weiber mit Gewalt hin¬
auf in den Wald zur Misshandlung schleppen. An
den eingebohrnen wagen sie sich nicht zu vergreifen,
weil sie unfehlbar todtgeschlagen würden, es entstän¬
de daraus was wolle: diese Unordnungen fürchten sie
doch. Jeder Einquartierte muss täglich zwey Pfund
Brot, ein Pfund Fleisch und eine Flasche Wein erhal¬
ten. Seit einiger Zeit müssen die Wirthe für den
Wein zehn Kreuzer täglich bezahlen: dafür werden
dem Soldaten Kittel angeschafft. Da ist denn doch
die grosse Nation verächtlich klein. Das ist heute den
26sten Juny unseres Jahres 1802; und der Komman¬
dant der Truppen mag seine Ehre retten, wenn er
kann: ich sage was ich vielfältig gehört habe.

Die Gegend am Rhein herunter ist fast durchaus
schön, und besonders bey Rheinfelden. In Basel am
Thore lud man mich zum Kriegsdienst der Spanier
ein, die hier für junges Volk von allen Nationen
freye Werbung hatten, aufgenommen die Franzosen
und Schweizer. Mir war das nicht unlieb, ob ich

Laufenburg, wo ich die Nacht blieb, ist ein ärmlicher
Ort, wo der Rhein einen zweyten kleinern nicht so
gefährlichen Fall bildet: doch ist auch dieser Schuſs
zwischen den Felsen sehr malerisch. Weiter hin ste¬
hen in den Dörfern noch Franzosen bis zum Austrag
der Sache, und die Einwohner sind in Verzweiflung
über den Druck von allen Seiten. Bloſs unsere gerin¬
ge Anzahl verhindert uns, sagte man mir laut, ge¬
waltsame Mittel zu unserer Befreyung zu versuchen.
Die Franzosen müssen hier sehr schlechte abscheuliche
Mannszucht halten: denn ich habe wiederholt erzählen
hören, daſs sie durchreisende Weiber mit Gewalt hin¬
auf in den Wald zur Miſshandlung schleppen. An
den eingebohrnen wagen sie sich nicht zu vergreifen,
weil sie unfehlbar todtgeschlagen würden, es entstän¬
de daraus was wolle: diese Unordnungen fürchten sie
doch. Jeder Einquartierte muſs täglich zwey Pfund
Brot, ein Pfund Fleisch und eine Flasche Wein erhal¬
ten. Seit einiger Zeit müssen die Wirthe für den
Wein zehn Kreuzer täglich bezahlen: dafür werden
dem Soldaten Kittel angeschafft. Da ist denn doch
die groſse Nation verächtlich klein. Das ist heute den
26sten Juny unseres Jahres 1802; und der Komman¬
dant der Truppen mag seine Ehre retten, wenn er
kann: ich sage was ich vielfältig gehört habe.

Die Gegend am Rhein herunter ist fast durchaus
schön, und besonders bey Rheinfelden. In Basel am
Thore lud man mich zum Kriegsdienst der Spanier
ein, die hier für junges Volk von allen Nationen
freye Werbung hatten, aufgenommen die Franzosen
und Schweizer. Mir war das nicht unlieb, ob ich

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[437 /0465] Laufenburg, wo ich die Nacht blieb, ist ein ärmlicher Ort, wo der Rhein einen zweyten kleinern nicht so gefährlichen Fall bildet: doch ist auch dieser Schuſs zwischen den Felsen sehr malerisch. Weiter hin ste¬ hen in den Dörfern noch Franzosen bis zum Austrag der Sache, und die Einwohner sind in Verzweiflung über den Druck von allen Seiten. Bloſs unsere gerin¬ ge Anzahl verhindert uns, sagte man mir laut, ge¬ waltsame Mittel zu unserer Befreyung zu versuchen. Die Franzosen müssen hier sehr schlechte abscheuliche Mannszucht halten: denn ich habe wiederholt erzählen hören, daſs sie durchreisende Weiber mit Gewalt hin¬ auf in den Wald zur Miſshandlung schleppen. An den eingebohrnen wagen sie sich nicht zu vergreifen, weil sie unfehlbar todtgeschlagen würden, es entstän¬ de daraus was wolle: diese Unordnungen fürchten sie doch. Jeder Einquartierte muſs täglich zwey Pfund Brot, ein Pfund Fleisch und eine Flasche Wein erhal¬ ten. Seit einiger Zeit müssen die Wirthe für den Wein zehn Kreuzer täglich bezahlen: dafür werden dem Soldaten Kittel angeschafft. Da ist denn doch die groſse Nation verächtlich klein. Das ist heute den 26sten Juny unseres Jahres 1802; und der Komman¬ dant der Truppen mag seine Ehre retten, wenn er kann: ich sage was ich vielfältig gehört habe. Die Gegend am Rhein herunter ist fast durchaus schön, und besonders bey Rheinfelden. In Basel am Thore lud man mich zum Kriegsdienst der Spanier ein, die hier für junges Volk von allen Nationen freye Werbung hatten, aufgenommen die Franzosen und Schweizer. Mir war das nicht unlieb, ob ich

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 437 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/465>, abgerufen am 25.11.2024.