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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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Gürtel auf der Strasse im Wasser waden mussten. Es
war kein Ausweg. Gehts nicht, so schwimmt man,
dachte ich; und mein Schneider tornisterte hinter mir
her. Den Morgen nahm ich ein Boot herüber nach
Luzern, ohne weiter den Ort besehen zu haben, wo
Tell den Apfel abgeschossen hatte. Nicht weit von
der Abfahrt stürzt rechts ein Wasserfall von sehr ho¬
hen Felsen herab, nicht weit von Tells Kapelle, und
man erzählte mir, dass oben in den Alpen ein be¬
trächtlicher See von dem Wasser der noch höhern
Berge wäre, der hier herab flösse. Schade dass man
nicht Zeit hat hinauf zu klettern; die Parthie sieht von
unten aus schon sehr romantisch, und oben muss
man eine der herrlichsten Aussichten nach der Reuss
und den Waldstädtersee haben. Die Fahrt ist bekannt,
und Du findest sie in den meisten Schweizerreisen. In
dem seligen Republikchen Gersau frühstückten wir,
und die Herren beklagten sich bitter, dass ihnen die
Franzosen ihre geliebte Autonomie genommen hatten.
Die ganze Fahrt auf dem Wasser herab bis nach Lu¬
zern ist eine der schönsten; links und rechts liegen
die kleinen Kantone und höher die Schneealpen, in
welche man zuweilen weit weit hineinsieht. Der Pi¬
latusberg vor Luzern ist nur ein Zwerg, der den Vor¬
hof der Riesen bewacht. In Luzern fand ich im
Wirthshause unter der guten Gesellschaft einige Freun¬
de von Johannes Müller, die mit vieler Wärme von
ihm sprachen. Nachdem ich die Brücken und den
Fluss beschaut hatte, ging ich zum General Pfeiffer
um seine wächserne Schweiz zu sehen. Die Sache ist
bekannt genug, aber kein so unnützes Spielwerk, wie

Gürtel auf der Straſse im Wasser waden muſsten. Es
war kein Ausweg. Gehts nicht, so schwimmt man,
dachte ich; und mein Schneider tornisterte hinter mir
her. Den Morgen nahm ich ein Boot herüber nach
Luzern, ohne weiter den Ort besehen zu haben, wo
Tell den Apfel abgeschossen hatte. Nicht weit von
der Abfahrt stürzt rechts ein Wasserfall von sehr ho¬
hen Felsen herab, nicht weit von Tells Kapelle, und
man erzählte mir, daſs oben in den Alpen ein be¬
trächtlicher See von dem Wasser der noch höhern
Berge wäre, der hier herab flösse. Schade daſs man
nicht Zeit hat hinauf zu klettern; die Parthie sieht von
unten aus schon sehr romantisch, und oben muſs
man eine der herrlichsten Aussichten nach der Reuſs
und den Waldstädtersee haben. Die Fahrt ist bekannt,
und Du findest sie in den meisten Schweizerreisen. In
dem seligen Republikchen Gersau frühstückten wir,
und die Herren beklagten sich bitter, daſs ihnen die
Franzosen ihre geliebte Autonomie genommen hatten.
Die ganze Fahrt auf dem Wasser herab bis nach Lu¬
zern ist eine der schönsten; links und rechts liegen
die kleinen Kantone und höher die Schneealpen, in
welche man zuweilen weit weit hineinsieht. Der Pi¬
latusberg vor Luzern ist nur ein Zwerg, der den Vor¬
hof der Riesen bewacht. In Luzern fand ich im
Wirthshause unter der guten Gesellschaft einige Freun¬
de von Johannes Müller, die mit vieler Wärme von
ihm sprachen. Nachdem ich die Brücken und den
Fluſs beschaut hatte, ging ich zum General Pfeiffer
um seine wächserne Schweiz zu sehen. Die Sache ist
bekannt genug, aber kein so unnützes Spielwerk, wie

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[422 /0450] Gürtel auf der Straſse im Wasser waden muſsten. Es war kein Ausweg. Gehts nicht, so schwimmt man, dachte ich; und mein Schneider tornisterte hinter mir her. Den Morgen nahm ich ein Boot herüber nach Luzern, ohne weiter den Ort besehen zu haben, wo Tell den Apfel abgeschossen hatte. Nicht weit von der Abfahrt stürzt rechts ein Wasserfall von sehr ho¬ hen Felsen herab, nicht weit von Tells Kapelle, und man erzählte mir, daſs oben in den Alpen ein be¬ trächtlicher See von dem Wasser der noch höhern Berge wäre, der hier herab flösse. Schade daſs man nicht Zeit hat hinauf zu klettern; die Parthie sieht von unten aus schon sehr romantisch, und oben muſs man eine der herrlichsten Aussichten nach der Reuſs und den Waldstädtersee haben. Die Fahrt ist bekannt, und Du findest sie in den meisten Schweizerreisen. In dem seligen Republikchen Gersau frühstückten wir, und die Herren beklagten sich bitter, daſs ihnen die Franzosen ihre geliebte Autonomie genommen hatten. Die ganze Fahrt auf dem Wasser herab bis nach Lu¬ zern ist eine der schönsten; links und rechts liegen die kleinen Kantone und höher die Schneealpen, in welche man zuweilen weit weit hineinsieht. Der Pi¬ latusberg vor Luzern ist nur ein Zwerg, der den Vor¬ hof der Riesen bewacht. In Luzern fand ich im Wirthshause unter der guten Gesellschaft einige Freun¬ de von Johannes Müller, die mit vieler Wärme von ihm sprachen. Nachdem ich die Brücken und den Fluſs beschaut hatte, ging ich zum General Pfeiffer um seine wächserne Schweiz zu sehen. Die Sache ist bekannt genug, aber kein so unnützes Spielwerk, wie

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 422 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/450>, abgerufen am 22.11.2024.