Rücksicht der Franzosen Recht hatte, ist eine an¬ dere Frage: ab er in seiner Freude bey der furchtba¬ ren Krise des Vaterlandes lag ein grosser Sinn, der wohl beherzigt zu werden verdiente, und der auch vielleicht den Frieden mehr beschleunigt hat als die verlornen Schlachten.
Die Leute jagen uns hier Angst ein, dass rund umher in der Gegend Räuber und Mörder streifen. Das könnten sie nun wohl bleiben lassen; denn fort müssen wir. In Leutmeritz sollen über hundert sitzen, und in Prag nicht viel weniger. Die Auflö¬ sung der militärischen Korps ist immer von solchen Uebeln begleitet, so wie bey uns die Einrichtungen gewöhnlich sind. Ich gehe getrost vorwärts und ver¬ lasse mich etwas auf einen guten, schwerbezwingten Knotenstock, mit dem ich tüchtig schlagen und noch einige Zoll in die Rippen nachstossen kann. Freund Schnorr wird auch das seinige thun, und so müssen es schon drey gut bewaffnete entschlossene Kerle seyn, die uns anfallen wollen. Wir sehen nicht aus als ob wir viel bey uns trügen, und auch wohl nicht, als ob wir das wenige das wir tragen so leicht hergeben würden.
Znaym.
Wir nahmen den Segen unsrer Freunde mit uns und pilgerten von Prag aus weiter. Wo ich nichts gesehen habe, kann ich Dir natürlicher Weise nichts
Rücksicht der Franzosen Recht hatte, ist eine an¬ dere Frage: ab er in seiner Freude bey der furchtba¬ ren Krise des Vaterlandes lag ein groſser Sinn, der wohl beherzigt zu werden verdiente, und der auch vielleicht den Frieden mehr beschleunigt hat als die verlornen Schlachten.
Die Leute jagen uns hier Angst ein, daſs rund umher in der Gegend Räuber und Mörder streifen. Das könnten sie nun wohl bleiben lassen; denn fort müssen wir. In Leutmeritz sollen über hundert sitzen, und in Prag nicht viel weniger. Die Auflö¬ sung der militärischen Korps ist immer von solchen Uebeln begleitet, so wie bey uns die Einrichtungen gewöhnlich sind. Ich gehe getrost vorwärts und ver¬ lasse mich etwas auf einen guten, schwerbezwingten Knotenstock, mit dem ich tüchtig schlagen und noch einige Zoll in die Rippen nachstoſsen kann. Freund Schnorr wird auch das seinige thun, und so müssen es schon drey gut bewaffnete entschlossene Kerle seyn, die uns anfallen wollen. Wir sehen nicht aus als ob wir viel bey uns trügen, und auch wohl nicht, als ob wir das wenige das wir tragen so leicht hergeben würden.
Znaym.
Wir nahmen den Segen unsrer Freunde mit uns und pilgerten von Prag aus weiter. Wo ich nichts gesehen habe, kann ich Dir natürlicher Weise nichts
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0044"n="18"/>
Rücksicht der Franzosen Recht hatte, ist eine an¬<lb/>
dere Frage: ab er in seiner Freude bey der furchtba¬<lb/>
ren Krise des Vaterlandes lag ein groſser Sinn, der<lb/>
wohl beherzigt zu werden verdiente, und der auch<lb/>
vielleicht den Frieden mehr beschleunigt hat als die<lb/>
verlornen Schlachten.</p><lb/><p>Die Leute jagen uns hier Angst ein, daſs rund<lb/>
umher in der Gegend Räuber und Mörder streifen.<lb/>
Das könnten sie nun wohl bleiben lassen; denn<lb/>
fort müssen wir. In Leutmeritz sollen über hundert<lb/>
sitzen, und in Prag nicht viel weniger. Die Auflö¬<lb/>
sung der militärischen Korps ist immer von solchen<lb/>
Uebeln begleitet, so wie bey uns die Einrichtungen<lb/>
gewöhnlich sind. Ich gehe getrost vorwärts und ver¬<lb/>
lasse mich etwas auf einen guten, schwerbezwingten<lb/>
Knotenstock, mit dem ich tüchtig schlagen und noch<lb/>
einige Zoll in die Rippen nachstoſsen kann. Freund<lb/>
Schnorr wird auch das seinige thun, und so müssen<lb/>
es schon drey gut bewaffnete entschlossene Kerle seyn,<lb/>
die uns anfallen wollen. Wir sehen nicht aus als ob<lb/>
wir viel bey uns trügen, und auch wohl nicht, als ob<lb/>
wir das wenige das wir tragen so leicht hergeben<lb/>
würden<choice><sic>,</sic><corr>.</corr></choice></p><lb/></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/><div><dateline><hirendition="#right"><hirendition="#g">Znaym</hi>.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>ir nahmen den Segen unsrer Freunde mit uns<lb/>
und pilgerten von Prag aus weiter. Wo ich nichts<lb/>
gesehen habe, kann ich Dir natürlicher Weise nichts<lb/></p></div></body></text></TEI>
[18/0044]
Rücksicht der Franzosen Recht hatte, ist eine an¬
dere Frage: ab er in seiner Freude bey der furchtba¬
ren Krise des Vaterlandes lag ein groſser Sinn, der
wohl beherzigt zu werden verdiente, und der auch
vielleicht den Frieden mehr beschleunigt hat als die
verlornen Schlachten.
Die Leute jagen uns hier Angst ein, daſs rund
umher in der Gegend Räuber und Mörder streifen.
Das könnten sie nun wohl bleiben lassen; denn
fort müssen wir. In Leutmeritz sollen über hundert
sitzen, und in Prag nicht viel weniger. Die Auflö¬
sung der militärischen Korps ist immer von solchen
Uebeln begleitet, so wie bey uns die Einrichtungen
gewöhnlich sind. Ich gehe getrost vorwärts und ver¬
lasse mich etwas auf einen guten, schwerbezwingten
Knotenstock, mit dem ich tüchtig schlagen und noch
einige Zoll in die Rippen nachstoſsen kann. Freund
Schnorr wird auch das seinige thun, und so müssen
es schon drey gut bewaffnete entschlossene Kerle seyn,
die uns anfallen wollen. Wir sehen nicht aus als ob
wir viel bey uns trügen, und auch wohl nicht, als ob
wir das wenige das wir tragen so leicht hergeben
würden.
Znaym.
Wir nahmen den Segen unsrer Freunde mit uns
und pilgerten von Prag aus weiter. Wo ich nichts
gesehen habe, kann ich Dir natürlicher Weise nichts
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/44>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.