Nimm die zwölf Tafeln, Freund, und lies Was zum Gesetz die Blutigen ersannen; Was ihre Zehner kühn ersannen, Durch die man frech die Menschheit von sich stiess.
Wer zählet die Proskriptionen,
Die der Triumvir niederschrieb, In denen er durch Henker ohne Schonen Die Bande von einander hieb, Die das Palladium der Menschlichkeit zu retten Uns brüderlich zusammen ketten. Durch sie ward Latium in allen Hainen roth Bis in die Grotten der Najaden, Und mit dem Grimm des Schrecklichen beladen, Des Fluchs der Erde, gingen in den Tod An Einem Tage Myriaden: Und gegen Sullas Henkergeist Ist zu der neuen Zeiten Ehre, Der Aftergallier, der Blutmensch Robespierre, Ein Genius der mild und menschlich heisst.
Man würgte stolz, und hatte man
Mit Spott und Hohn die Unthat frech gethan, So stieg man hier auf diesen Hügel Und heiligte den Schreckenstag, Der unter seiner Schande Siegel Nun in der Weltgeschichte lag. Man schickte, ohne zu erröthen, Den Liktor mit dem Beil und liess
Nimm die zwölf Tafeln, Freund, und lies Was zum Gesetz die Blutigen ersannen; Was ihre Zehner kühn ersannen, Durch die man frech die Menschheit von sich stieſs.
Wer zählet die Proskriptionen,
Die der Triumvir niederschrieb, In denen er durch Henker ohne Schonen Die Bande von einander hieb, Die das Palladium der Menschlichkeit zu retten Uns brüderlich zusammen ketten. Durch sie ward Latium in allen Hainen roth Bis in die Grotten der Najaden, Und mit dem Grimm des Schrecklichen beladen, Des Fluchs der Erde, gingen in den Tod An Einem Tage Myriaden: Und gegen Sullas Henkergeist Ist zu der neuen Zeiten Ehre, Der Aftergallier, der Blutmensch Robespierre, Ein Genius der mild und menschlich heiſst.
Man würgte stolz, und hatte man
Mit Spott und Hohn die Unthat frech gethan, So stieg man hier auf diesen Hügel Und heiligte den Schreckenstag, Der unter seiner Schande Siegel Nun in der Weltgeschichte lag. Man schickte, ohne zu erröthen, Den Liktor mit dem Beil und lieſs
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Nimm die zwölf Tafeln, Freund, und lies
Was zum Gesetz die Blutigen ersannen;
Was ihre Zehner kühn ersannen,
Durch die man frech die Menschheit von sich stieſs.
Wer zählet die Proskriptionen,
Die der Triumvir niederschrieb,
In denen er durch Henker ohne Schonen
Die Bande von einander hieb,
Die das Palladium der Menschlichkeit zu retten
Uns brüderlich zusammen ketten.
Durch sie ward Latium in allen Hainen roth
Bis in die Grotten der Najaden,
Und mit dem Grimm des Schrecklichen beladen,
Des Fluchs der Erde, gingen in den Tod
An Einem Tage Myriaden:
Und gegen Sullas Henkergeist
Ist zu der neuen Zeiten Ehre,
Der Aftergallier, der Blutmensch Robespierre,
Ein Genius der mild und menschlich heiſst.
Man würgte stolz, und hatte man
Mit Spott und Hohn die Unthat frech gethan,
So stieg man hier auf diesen Hügel
Und heiligte den Schreckenstag,
Der unter seiner Schande Siegel
Nun in der Weltgeschichte lag.
Man schickte, ohne zu erröthen,
Den Liktor mit dem Beil und lieſs
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 375 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/403>, abgerufen am 16.02.2025.
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