Des Aberglaubens Burg empor, In deren dumpfigem Arkane Sich längst schon die Vernunft verlor, Und wo man mit geweihtem Ohr Und Nebelhirn zur neuen Fahne Des alten Unsinns gläubig schwor. Dort steht der Dom, den Blick voll hohen Spotte Mit dem er Menschensinn verhöhnt; Und mächtig stand, am Hügel hingedehnt, Einst hier die Burg des Donnergottes, Wo noch des Tempels Trümmer gähnt: Und war bestimmt, aus welchem Schlunde Des Wahnsinns stygischer Betrug Der armen Welt die grösste Wunde Zur ewigen Erinnrung schlug?
Hier herrschten eisern die Katonen
Mit einem Ungeheur von Recht Und stempelten das menschliche Geschlecht Despotisch nur zu ihren Frohnen; Als wäre von Natur vor ihnen Jeder Knecht, Den Zevs von seinem Kapitole Mit dem Gefolge der Idole Sich nicht zum Lieblingssohn erkohr; Und desto mehr, je mehr er kühn empor Mit seines Wesens Urkraft strebte Und sklavisch nicht, wie vor dem Sturm das Rohr, Beym Zorn der Herrn der Erde bebte. Nur wer von einem Räuber stammte,
Des Aberglaubens Burg empor, In deren dumpfigem Arkane Sich längst schon die Vernunft verlor, Und wo man mit geweihtem Ohr Und Nebelhirn zur neuen Fahne Des alten Unsinns gläubig schwor. Dort steht der Dom, den Blick voll hohen Spotte Mit dem er Menschensinn verhöhnt; Und mächtig stand, am Hügel hingedehnt, Einst hier die Burg des Donnergottes, Wo noch des Tempels Trümmer gähnt: Und war bestimmt, aus welchem Schlunde Des Wahnsinns stygischer Betrug Der armen Welt die gröſste Wunde Zur ewigen Erinnrung schlug?
Hier herrschten eisern die Katonen
Mit einem Ungeheur von Recht Und stempelten das menschliche Geschlecht Despotisch nur zu ihren Frohnen; Als wäre von Natur vor ihnen Jeder Knecht, Den Zevs von seinem Kapitole Mit dem Gefolge der Idole Sich nicht zum Lieblingssohn erkohr; Und desto mehr, je mehr er kühn empor Mit seines Wesens Urkraft strebte Und sklavisch nicht, wie vor dem Sturm das Rohr, Beym Zorn der Herrn der Erde bebte. Nur wer von einem Räuber stammte,
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Des Aberglaubens Burg empor,
In deren dumpfigem Arkane
Sich längst schon die Vernunft verlor,
Und wo man mit geweihtem Ohr
Und Nebelhirn zur neuen Fahne
Des alten Unsinns gläubig schwor.
Dort steht der Dom, den Blick voll hohen Spotte
Mit dem er Menschensinn verhöhnt;
Und mächtig stand, am Hügel hingedehnt,
Einst hier die Burg des Donnergottes,
Wo noch des Tempels Trümmer gähnt:
Und war bestimmt, aus welchem Schlunde
Des Wahnsinns stygischer Betrug
Der armen Welt die gröſste Wunde
Zur ewigen Erinnrung schlug?
Hier herrschten eisern die Katonen
Mit einem Ungeheur von Recht
Und stempelten das menschliche Geschlecht
Despotisch nur zu ihren Frohnen;
Als wäre von Natur vor ihnen Jeder Knecht,
Den Zevs von seinem Kapitole
Mit dem Gefolge der Idole
Sich nicht zum Lieblingssohn erkohr;
Und desto mehr, je mehr er kühn empor
Mit seines Wesens Urkraft strebte
Und sklavisch nicht, wie vor dem Sturm das Rohr,
Beym Zorn der Herrn der Erde bebte.
Nur wer von einem Räuber stammte,
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 373 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/401>, abgerufen am 25.11.2024.
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