Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.Der heilige Januarius wird als Jakobiner gewaltig Der heilige Januarius wird als Jakobiner gewaltig <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0386" n="358 "/> <p>Der heilige Januarius wird als Jakobiner gewaltig<lb/> gemiſshandelt, und von den Lazaronen auf alle Weise<lb/> beschimpft: es fehlt wenig daſs er nicht des Patronats<lb/> völlig entsetzt wird. Dafür wird der heilige Antonius<lb/> sehr auf seine Kosten gehoben; und es wird diesem so¬<lb/> gar durch Manifeste vom Hofe fetiert. Doch ist die<lb/> Januariusfarce wieder glücklich von Statten gegangen,<lb/> und er hat endlich wieder ordentlich geblutet. Ich<lb/> habe für dergleichen Dinge wenig Takt, bin also<lb/> nicht dabey gewesen, ob die Schnurre gleich fast unter<lb/> meinen Augen vorging. Einer meiner Freunde er¬<lb/> zählte mir von den furchtbaren Aengstigungen einiger<lb/> jungen Weiber und ihrer heiſsen Andacht, ehe das<lb/> Mirakel kam, und von ihrer ausgelassenen heiligen<lb/> ekstatischen Freude, als es glücklich vollendet war.<lb/> Womit kann man den Menschen nicht noch hinhal¬<lb/> ten, wenn man ihm einmal seine Urbefugnisse ge¬<lb/> nommen hat.</p><lb/> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [358 /0386]
Der heilige Januarius wird als Jakobiner gewaltig
gemiſshandelt, und von den Lazaronen auf alle Weise
beschimpft: es fehlt wenig daſs er nicht des Patronats
völlig entsetzt wird. Dafür wird der heilige Antonius
sehr auf seine Kosten gehoben; und es wird diesem so¬
gar durch Manifeste vom Hofe fetiert. Doch ist die
Januariusfarce wieder glücklich von Statten gegangen,
und er hat endlich wieder ordentlich geblutet. Ich
habe für dergleichen Dinge wenig Takt, bin also
nicht dabey gewesen, ob die Schnurre gleich fast unter
meinen Augen vorging. Einer meiner Freunde er¬
zählte mir von den furchtbaren Aengstigungen einiger
jungen Weiber und ihrer heiſsen Andacht, ehe das
Mirakel kam, und von ihrer ausgelassenen heiligen
ekstatischen Freude, als es glücklich vollendet war.
Womit kann man den Menschen nicht noch hinhal¬
ten, wenn man ihm einmal seine Urbefugnisse ge¬
nommen hat.
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