und merkantilische Metamorphosen gemacht, bis er zu seiner jetzigen Würde gedieh. Der Himmel lasse ihm meine Unzen zur Besserung bekommen!
Das Gebäude des botanischen Gartens hinter der Flora am Hafen ist nun fertig. Der Franzose Julieu hat es gezeichnet und ein Palermitaner es nach dem Riss aufgeführt. Die Sicilianer sind mit der Ausfüh¬ rung aber nicht mit der Idee zufrieden. Wo man rechts und links, auf der Insel und dem festen Lan¬ de, noch so viele schöne Monumente griechischer Kunst hat, ist man freylich etwas schwierig. Die Säu¬ len sind nicht rein und oben und unten verziert. Der Saal ist nach der Anlage des Linneischen in Schwe¬ den, und vielleicht einer der prächtigsten dieser Art. Rund umher stehen die Büsten der grossen Männer des Fachs in Nischen, von Theophrast bis zu Büffon. Dem Zeichner des Gebäudes hat man die Ehre ange¬ than, sein Gesicht unter einem andern alten Namen mit darunter zu setzen; eine eigene sonderbare Art von Belohnung.
Der alte Cassero oder Carso, in allen italiänischen Städten von Bedeutung die Hauptstrasse, hat jetzt sei¬ nen Namen verändert und heisst Toledo nach der Hauptstrasse von Neapel; vermuthlich dem anwesen¬ den Hofe eine Schmeicheley zu machen. Uebrigens muss der Hof eben nicht ausserordentlich geliebt seyn; denn ich habe oft gehört, dass man nie so schlechtes Wetter auf der Insel gehabt habe, als die vier Jahre, so lange der Hof hier sey.
Die Polizey scheint hier nicht sehr genau zu seyn, oder berechnet Dinge nicht, die es doch wohl
und merkantilische Metamorphosen gemacht, bis er zu seiner jetzigen Würde gedieh. Der Himmel lasse ihm meine Unzen zur Besserung bekommen!
Das Gebäude des botanischen Gartens hinter der Flora am Hafen ist nun fertig. Der Franzose Julieu hat es gezeichnet und ein Palermitaner es nach dem Riſs aufgeführt. Die Sicilianer sind mit der Ausfüh¬ rung aber nicht mit der Idee zufrieden. Wo man rechts und links, auf der Insel und dem festen Lan¬ de, noch so viele schöne Monumente griechischer Kunst hat, ist man freylich etwas schwierig. Die Säu¬ len sind nicht rein und oben und unten verziert. Der Saal ist nach der Anlage des Linneischen in Schwe¬ den, und vielleicht einer der prächtigsten dieser Art. Rund umher stehen die Büsten der groſsen Männer des Fachs in Nischen, von Theophrast bis zu Büffon. Dem Zeichner des Gebäudes hat man die Ehre ange¬ than, sein Gesicht unter einem andern alten Namen mit darunter zu setzen; eine eigene sonderbare Art von Belohnung.
Der alte Cassero oder Carso, in allen italiänischen Städten von Bedeutung die Hauptstraſse, hat jetzt sei¬ nen Namen verändert und heiſst Toledo nach der Hauptstraſse von Neapel; vermuthlich dem anwesen¬ den Hofe eine Schmeicheley zu machen. Uebrigens muſs der Hof eben nicht auſserordentlich geliebt seyn; denn ich habe oft gehört, daſs man nie so schlechtes Wetter auf der Insel gehabt habe, als die vier Jahre, so lange der Hof hier sey.
Die Polizey scheint hier nicht sehr genau zu seyn, oder berechnet Dinge nicht, die es doch wohl
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und merkantilische Metamorphosen gemacht, bis er
zu seiner jetzigen Würde gedieh. Der Himmel lasse
ihm meine Unzen zur Besserung bekommen!
Das Gebäude des botanischen Gartens hinter der
Flora am Hafen ist nun fertig. Der Franzose Julieu
hat es gezeichnet und ein Palermitaner es nach dem
Riſs aufgeführt. Die Sicilianer sind mit der Ausfüh¬
rung aber nicht mit der Idee zufrieden. Wo man
rechts und links, auf der Insel und dem festen Lan¬
de, noch so viele schöne Monumente griechischer
Kunst hat, ist man freylich etwas schwierig. Die Säu¬
len sind nicht rein und oben und unten verziert. Der
Saal ist nach der Anlage des Linneischen in Schwe¬
den, und vielleicht einer der prächtigsten dieser Art.
Rund umher stehen die Büsten der groſsen Männer
des Fachs in Nischen, von Theophrast bis zu Büffon.
Dem Zeichner des Gebäudes hat man die Ehre ange¬
than, sein Gesicht unter einem andern alten Namen
mit darunter zu setzen; eine eigene sonderbare Art
von Belohnung.
Der alte Cassero oder Carso, in allen italiänischen
Städten von Bedeutung die Hauptstraſse, hat jetzt sei¬
nen Namen verändert und heiſst Toledo nach der
Hauptstraſse von Neapel; vermuthlich dem anwesen¬
den Hofe eine Schmeicheley zu machen. Uebrigens
muſs der Hof eben nicht auſserordentlich geliebt seyn;
denn ich habe oft gehört, daſs man nie so schlechtes
Wetter auf der Insel gehabt habe, als die vier Jahre,
so lange der Hof hier sey.
Die Polizey scheint hier nicht sehr genau zu
seyn, oder berechnet Dinge nicht, die es doch wohl
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/351>, abgerufen am 25.11.2024.
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