Als besäss es noch nicht mein herrliches Aehrengebinde, Nicht den friedlichen Oelbaum, nicht die erfreuliche Traube; Ünd noch nicht der Hesperiden goldene Früchte. Zeus Kronion, Du Retter, rette Trinakriens Schöne Dass sie nicht endlich ganz mit der letzten Trümmer ver¬ gehe.
Von Termini aus kann der König wieder fahren. Indessen hätte der Minister, der den Weg gebaut hat, ihn mit weniger Kosten vermuthlich besser und dauer¬ hafter machen können. Die Wasserableitung ist nicht sonderlich beachtet. In der Bagaria sah ich von aus¬ sen noch einige sublime Grotesken des sublim grotes¬ ken Fürsten von Palagonia, die nun nach seinem To¬ de nach und nach alle weggeschafft werden. Ich hatte weder Zeit noch Lust das innere Heiligthum der Un¬ geheuer zu sehen. Wenn indessen seine drollige Durchlaucht nur etwas zur Verschönerung der Gegend umher beygetragen hat, so will ich ihm die Misshand¬ lung der Mythologie, der ich übrigens selbst nicht ausserordentlich hold bin, sehr gern verzeihen. Die ganze Gegend um die Stadt, vorzüglich nach Palermo zu, ist die bebauteste und ordentlichste, die man in Sicilien sehen kann, wenn es gleich keine der schön¬ sten und reichsten ist.
Mir war es wirklich nicht wohl, als ich wieder in die Nachbarschaft von Palermo kam, wo ich mich nun schon als etwas heimisch betrachtete. Mein Ein¬ zug in die Residenz war, als ob ich ihn noch bey dem
Als besäſs es noch nicht mein herrliches Aehrengebinde, Nicht den friedlichen Oelbaum, nicht die erfreuliche Traube; Ünd noch nicht der Hesperiden goldene Früchte. Zeus Kronion, Du Retter, rette Trinakriens Schöne Daſs sie nicht endlich ganz mit der letzten Trümmer ver¬ gehe.
Von Termini aus kann der König wieder fahren. Indessen hätte der Minister, der den Weg gebaut hat, ihn mit weniger Kosten vermuthlich besser und dauer¬ hafter machen können. Die Wasserableitung ist nicht sonderlich beachtet. In der Bagaria sah ich von aus¬ sen noch einige sublime Grotesken des sublim grotes¬ ken Fürsten von Palagonia, die nun nach seinem To¬ de nach und nach alle weggeschafft werden. Ich hatte weder Zeit noch Lust das innere Heiligthum der Un¬ geheuer zu sehen. Wenn indessen seine drollige Durchlaucht nur etwas zur Verschönerung der Gegend umher beygetragen hat, so will ich ihm die Miſshand¬ lung der Mythologie, der ich übrigens selbst nicht auſserordentlich hold bin, sehr gern verzeihen. Die ganze Gegend um die Stadt, vorzüglich nach Palermo zu, ist die bebauteste und ordentlichste, die man in Sicilien sehen kann, wenn es gleich keine der schön¬ sten und reichsten ist.
Mir war es wirklich nicht wohl, als ich wieder in die Nachbarschaft von Palermo kam, wo ich mich nun schon als etwas heimisch betrachtete. Mein Ein¬ zug in die Residenz war, als ob ich ihn noch bey dem
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Als besäſs es noch nicht mein herrliches Aehrengebinde,
Nicht den friedlichen Oelbaum, nicht die erfreuliche
Traube;
Ünd noch nicht der Hesperiden goldene Früchte.
Zeus Kronion, Du Retter, rette Trinakriens Schöne
Daſs sie nicht endlich ganz mit der letzten Trümmer ver¬
gehe.
Von Termini aus kann der König wieder fahren.
Indessen hätte der Minister, der den Weg gebaut hat,
ihn mit weniger Kosten vermuthlich besser und dauer¬
hafter machen können. Die Wasserableitung ist nicht
sonderlich beachtet. In der Bagaria sah ich von aus¬
sen noch einige sublime Grotesken des sublim grotes¬
ken Fürsten von Palagonia, die nun nach seinem To¬
de nach und nach alle weggeschafft werden. Ich hatte
weder Zeit noch Lust das innere Heiligthum der Un¬
geheuer zu sehen. Wenn indessen seine drollige
Durchlaucht nur etwas zur Verschönerung der Gegend
umher beygetragen hat, so will ich ihm die Miſshand¬
lung der Mythologie, der ich übrigens selbst nicht
auſserordentlich hold bin, sehr gern verzeihen. Die
ganze Gegend um die Stadt, vorzüglich nach Palermo
zu, ist die bebauteste und ordentlichste, die man in
Sicilien sehen kann, wenn es gleich keine der schön¬
sten und reichsten ist.
Mir war es wirklich nicht wohl, als ich wieder
in die Nachbarschaft von Palermo kam, wo ich mich
nun schon als etwas heimisch betrachtete. Mein Ein¬
zug in die Residenz war, als ob ich ihn noch bey dem
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/341>, abgerufen am 22.11.2024.
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