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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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den Namen tragen und von ihren Gipfeln eine herrli¬
che Aussicht geben. Man hat eine starke Viertelstunde
nöthig sie zu ersteigen, und von ihnen sieht man noch
jetzt den ganzen ungeheuern Lavastrom der hier aus¬
brach, alles umwälzte und zernichtete, einen grossen
Theil der Stadt zerstörte und tief hinter derselben sich
als eine hohe Felsenwand in der See stemmte. Ich
weiss wohl, dass Stollberg anderer Meinung ist; aber
ich habe es hier so von vielen Einwohnern gehört,
unter denen auch manche ziemlich unterrichtete Män¬
ner waren. Als ich herunter stieg, begegnete ich zwey
Engländern von der Parthie aus Nikolosi, die den nehm¬
lichen Spaziergang hierher gemacht hatten. Ihrer wa¬
ren fünfe, lauter Offiziere von der Garnison aus Mal¬
ta, die von Neapel kamen und unterwegs den Berg
mit sehen wollten; ein Major, ein Hauptmann und
drey Lieutenants. Sie freuten sich noch einen zur
Parthie zu bekommen, und ich holte flugs meinen
Sack vom Mönche und zog herunter zu den Englän¬
dern ins Wirthshaus nach Nikolosi, wo schon vorher
mein Führer einquartiert war. Der Mönch machte
ein finsteres Gesicht, murrte etwas durch die Zähne,
vermuthlich einige Flüche über uns Ketzer alle: ich
dankte und ging.

Hier trieben wir nun, die fünf Britten und Dein
Freund, unser Wesen sehr erbaulich. Die Engländer hat¬
ten den Wirth vom goldenen Löwen aus Katanien mit¬
gebracht; ich trat zur Gesellschaft, man schaffte mir
ein Bett so gut als möglich, und wir legten uns nieder
und schliefen nicht viel. Die Herren erzählten ihre
Abenteuer, militärische und galante, von der Themse

den Namen tragen und von ihren Gipfeln eine herrli¬
che Aussicht geben. Man hat eine starke Viertelstunde
nöthig sie zu ersteigen, und von ihnen sieht man noch
jetzt den ganzen ungeheuern Lavastrom der hier aus¬
brach, alles umwälzte und zernichtete, einen groſsen
Theil der Stadt zerstörte und tief hinter derselben sich
als eine hohe Felsenwand in der See stemmte. Ich
weiſs wohl, daſs Stollberg anderer Meinung ist; aber
ich habe es hier so von vielen Einwohnern gehört,
unter denen auch manche ziemlich unterrichtete Män¬
ner waren. Als ich herunter stieg, begegnete ich zwey
Engländern von der Parthie aus Nikolosi, die den nehm¬
lichen Spaziergang hierher gemacht hatten. Ihrer wa¬
ren fünfe, lauter Offiziere von der Garnison aus Mal¬
ta, die von Neapel kamen und unterwegs den Berg
mit sehen wollten; ein Major, ein Hauptmann und
drey Lieutenants. Sie freuten sich noch einen zur
Parthie zu bekommen, und ich holte flugs meinen
Sack vom Mönche und zog herunter zu den Englän¬
dern ins Wirthshaus nach Nikolosi, wo schon vorher
mein Führer einquartiert war. Der Mönch machte
ein finsteres Gesicht, murrte etwas durch die Zähne,
vermuthlich einige Flüche über uns Ketzer alle: ich
dankte und ging.

Hier trieben wir nun, die fünf Britten und Dein
Freund, unser Wesen sehr erbaulich. Die Engländer hat¬
ten den Wirth vom goldenen Löwen aus Katanien mit¬
gebracht; ich trat zur Gesellschaft, man schaffte mir
ein Bett so gut als möglich, und wir legten uns nieder
und schliefen nicht viel. Die Herren erzählten ihre
Abenteuer, militärische und galante, von der Themse

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[284/0310] den Namen tragen und von ihren Gipfeln eine herrli¬ che Aussicht geben. Man hat eine starke Viertelstunde nöthig sie zu ersteigen, und von ihnen sieht man noch jetzt den ganzen ungeheuern Lavastrom der hier aus¬ brach, alles umwälzte und zernichtete, einen groſsen Theil der Stadt zerstörte und tief hinter derselben sich als eine hohe Felsenwand in der See stemmte. Ich weiſs wohl, daſs Stollberg anderer Meinung ist; aber ich habe es hier so von vielen Einwohnern gehört, unter denen auch manche ziemlich unterrichtete Män¬ ner waren. Als ich herunter stieg, begegnete ich zwey Engländern von der Parthie aus Nikolosi, die den nehm¬ lichen Spaziergang hierher gemacht hatten. Ihrer wa¬ ren fünfe, lauter Offiziere von der Garnison aus Mal¬ ta, die von Neapel kamen und unterwegs den Berg mit sehen wollten; ein Major, ein Hauptmann und drey Lieutenants. Sie freuten sich noch einen zur Parthie zu bekommen, und ich holte flugs meinen Sack vom Mönche und zog herunter zu den Englän¬ dern ins Wirthshaus nach Nikolosi, wo schon vorher mein Führer einquartiert war. Der Mönch machte ein finsteres Gesicht, murrte etwas durch die Zähne, vermuthlich einige Flüche über uns Ketzer alle: ich dankte und ging. Hier trieben wir nun, die fünf Britten und Dein Freund, unser Wesen sehr erbaulich. Die Engländer hat¬ ten den Wirth vom goldenen Löwen aus Katanien mit¬ gebracht; ich trat zur Gesellschaft, man schaffte mir ein Bett so gut als möglich, und wir legten uns nieder und schliefen nicht viel. Die Herren erzählten ihre Abenteuer, militärische und galante, von der Themse

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/310>, abgerufen am 22.11.2024.