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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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mein Vorgesetzter, hat ihn nicht unterschrieben; er
geht mich also nichts an. Das ist schlimm für mich,
sagte ich: Ja wohl! sagte er. Was soll ich nun thun?
fragte ich: Was Sie wollen; antwortete er. Er besann
sich indessen doch etwas; man trug eben das Essen
auf. Er fragte mich, ob ich mit essen wollte; und
ich machte natürlich gar keine Umstände, weil
ich ziemlich hungrig war. Wir setzten uns und über
Tische ward mein Wirth freundlicher. Mein Maule¬
sel mit dem Führer wurde nach dem nächsten Orte
Nikolosi geschickt und mir Quartier und Pflege gesi¬
chert. Man meldete, dass eine fremde sehr vornehme
Gesellschaft ankommen würde, die auch auf den Berg
steigen wollte: das war mir lieb. Wir assen dreyer¬
ley Fische. Denke Dir, ein Layenbruder der Bene¬
diktiner in der höchsten Wohnung am Aetna zur Fa¬
sten dreyerley Fische! Denn über diesem Kloster sind
nur noch einige Häuser links hinüber, und weiter
nichts mehr in der Waldregion bis hinauf an die alte
Geisshöhle. Ich spreche von dieser Seite; die andern
Pfade kenne ich nicht. Es kam ein anderer Herr, der
uns trinken half. Dieser schien ein etwas besseres
Stück von Geistlichen zu seyn. Mein Wirth zog den
Brief aus der Tasche und liess ihn den andern vorle¬
sen: da ergab sich mir denn erst, dass der Herr
Layenbruder wohl gar nicht lesen konnte. Der Brief
lautete ungefähr, dass der Pater Sekretär ihm im Na¬
men und auf Befehl des Abtes schreibe, dem deut¬
schen reisenden Herrn, der von dem Minister sehr
empfohlen wäre, nach Würden bestens zu bewirthen.
Von meiner Entfernung war nun gar nicht mehr die

mein Vorgesetzter, hat ihn nicht unterschrieben; er
geht mich also nichts an. Das ist schlimm für mich,
sagte ich: Ja wohl! sagte er. Was soll ich nun thun?
fragte ich: Was Sie wollen; antwortete er. Er besann
sich indessen doch etwas; man trug eben das Essen
auf. Er fragte mich, ob ich mit essen wollte; und
ich machte natürlich gar keine Umstände, weil
ich ziemlich hungrig war. Wir setzten uns und über
Tische ward mein Wirth freundlicher. Mein Maule¬
sel mit dem Führer wurde nach dem nächsten Orte
Nikolosi geschickt und mir Quartier und Pflege gesi¬
chert. Man meldete, daſs eine fremde sehr vornehme
Gesellschaft ankommen würde, die auch auf den Berg
steigen wollte: das war mir lieb. Wir aſsen dreyer¬
ley Fische. Denke Dir, ein Layenbruder der Bene¬
diktiner in der höchsten Wohnung am Aetna zur Fa¬
sten dreyerley Fische! Denn über diesem Kloster sind
nur noch einige Häuser links hinüber, und weiter
nichts mehr in der Waldregion bis hinauf an die alte
Geiſshöhle. Ich spreche von dieser Seite; die andern
Pfade kenne ich nicht. Es kam ein anderer Herr, der
uns trinken half. Dieser schien ein etwas besseres
Stück von Geistlichen zu seyn. Mein Wirth zog den
Brief aus der Tasche und lieſs ihn den andern vorle¬
sen: da ergab sich mir denn erst, daſs der Herr
Layenbruder wohl gar nicht lesen konnte. Der Brief
lautete ungefähr, daſs der Pater Sekretär ihm im Na¬
men und auf Befehl des Abtes schreibe, dem deut¬
schen reisenden Herrn, der von dem Minister sehr
empfohlen wäre, nach Würden bestens zu bewirthen.
Von meiner Entfernung war nun gar nicht mehr die

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[282/0308] mein Vorgesetzter, hat ihn nicht unterschrieben; er geht mich also nichts an. Das ist schlimm für mich, sagte ich: Ja wohl! sagte er. Was soll ich nun thun? fragte ich: Was Sie wollen; antwortete er. Er besann sich indessen doch etwas; man trug eben das Essen auf. Er fragte mich, ob ich mit essen wollte; und ich machte natürlich gar keine Umstände, weil ich ziemlich hungrig war. Wir setzten uns und über Tische ward mein Wirth freundlicher. Mein Maule¬ sel mit dem Führer wurde nach dem nächsten Orte Nikolosi geschickt und mir Quartier und Pflege gesi¬ chert. Man meldete, daſs eine fremde sehr vornehme Gesellschaft ankommen würde, die auch auf den Berg steigen wollte: das war mir lieb. Wir aſsen dreyer¬ ley Fische. Denke Dir, ein Layenbruder der Bene¬ diktiner in der höchsten Wohnung am Aetna zur Fa¬ sten dreyerley Fische! Denn über diesem Kloster sind nur noch einige Häuser links hinüber, und weiter nichts mehr in der Waldregion bis hinauf an die alte Geiſshöhle. Ich spreche von dieser Seite; die andern Pfade kenne ich nicht. Es kam ein anderer Herr, der uns trinken half. Dieser schien ein etwas besseres Stück von Geistlichen zu seyn. Mein Wirth zog den Brief aus der Tasche und lieſs ihn den andern vorle¬ sen: da ergab sich mir denn erst, daſs der Herr Layenbruder wohl gar nicht lesen konnte. Der Brief lautete ungefähr, daſs der Pater Sekretär ihm im Na¬ men und auf Befehl des Abtes schreibe, dem deut¬ schen reisenden Herrn, der von dem Minister sehr empfohlen wäre, nach Würden bestens zu bewirthen. Von meiner Entfernung war nun gar nicht mehr die

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/308>, abgerufen am 25.11.2024.