Auf Billigung der Menschen muss man nicht rechnen. Sie errichten heute Ehrensäulen und brauchen morgen den Ostracismus für den nehmlichen Mann und für die nehmliche That.
Wenn ich vielleicht noch vierzig Jahre gelebt habe und dann nichts mehr zu thun finde, kann es wohl noch eine kleine Aus¬ flucht werden, die Winkel meines Gedächt¬ nisses aufzustäuben, und meine Geschichte zur Epanorthose der Jüngern hervor zu suchen. Jetzt will ich leben, und gut und ruhig le¬ ben, so gut und ruhig man ohne einen Pfen¬ nig Vorrath leben kann. Es wird gewiss ge¬ hen wie es bisher gegangen ist: denn ich ha¬ be keine Ansprüche, keine Furcht und keine Hoffnung.
Was ich hier in meiner Reiseerzählung gebe, wirst Du, lieber Leser, schon zu sich¬ ten wissen. Ich stehe für alles was ich selbst gesehen habe, in so fern ich meinen Ansich¬ ten und Einsichten trauen darf: und ich ha¬ be nichts vorgetragen, was ich nicht von ziemlich glaubwürdigen Männern wiederholt
Auf Billigung der Menschen muſs man nicht rechnen. Sie errichten heute Ehrensäulen und brauchen morgen den Ostracismus für den nehmlichen Mann und für die nehmliche That.
Wenn ich vielleicht noch vierzig Jahre gelebt habe und dann nichts mehr zu thun finde, kann es wohl noch eine kleine Aus¬ flucht werden, die Winkel meines Gedächt¬ nisses aufzustäuben, und meine Geschichte zur Epanorthose der Jüngern hervor zu suchen. Jetzt will ich leben, und gut und ruhig le¬ ben, so gut und ruhig man ohne einen Pfen¬ nig Vorrath leben kann. Es wird gewiſs ge¬ hen wie es bisher gegangen ist: denn ich ha¬ be keine Ansprüche, keine Furcht und keine Hoffnung.
Was ich hier in meiner Reiseerzählung gebe, wirst Du, lieber Leser, schon zu sich¬ ten wissen. Ich stehe für alles was ich selbst gesehen habe, in so fern ich meinen Ansich¬ ten und Einsichten trauen darf: und ich ha¬ be nichts vorgetragen, was ich nicht von ziemlich glaubwürdigen Männern wiederholt
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[XIV/0024]
Auf Billigung der Menschen muſs man nicht
rechnen. Sie errichten heute Ehrensäulen
und brauchen morgen den Ostracismus für
den nehmlichen Mann und für die nehmliche
That.
Wenn ich vielleicht noch vierzig Jahre
gelebt habe und dann nichts mehr zu thun
finde, kann es wohl noch eine kleine Aus¬
flucht werden, die Winkel meines Gedächt¬
nisses aufzustäuben, und meine Geschichte zur
Epanorthose der Jüngern hervor zu suchen.
Jetzt will ich leben, und gut und ruhig le¬
ben, so gut und ruhig man ohne einen Pfen¬
nig Vorrath leben kann. Es wird gewiſs ge¬
hen wie es bisher gegangen ist: denn ich ha¬
be keine Ansprüche, keine Furcht und keine
Hoffnung.
Was ich hier in meiner Reiseerzählung
gebe, wirst Du, lieber Leser, schon zu sich¬
ten wissen. Ich stehe für alles was ich selbst
gesehen habe, in so fern ich meinen Ansich¬
ten und Einsichten trauen darf: und ich ha¬
be nichts vorgetragen, was ich nicht von
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. XIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/24>, abgerufen am 22.11.2024.
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