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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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aus allen Theilen der Insel, und doch wenigstens Mak¬
karonen. Aus Vorsicht hatte ich für mich in Paler¬
mo Brot gekauft, das beste und schönste, das ich je
gesehen und gegessen habe. Hier war es mir eine
Wohlthat, und ich selbst konnte damit den Wohlthäter
machen. Die Leutchen im Hause, unter denen ein
Patient war, segneten die fremde Hülfe: denn das we¬
nige Brot, das sie selbst hatten, war sehr schlecht. Ist
das nicht eine Blasphemie in Sicilien, das ehemals eine
Brotkammer für die Stadt Rom war? Ich konnte mei¬
nen Unwillen kaum bergen.

Einen lustigen Streit gab es zum Dessert der
Makkaronen. Die Eseltreiber hatten mir abgelauert,
dass ich wohl ihre Alterthümer mit besuchen wollte,
wie sich denn dieses in Sicilien einem Fremden sehr
leicht abmerken lässt. Da erhob sich ein Zwist unter
den edelmüthigen Hippophorben über die Vorzüge ih¬
rer Vaterstädte in Rücksicht der Alterthümer. Der
Eseltreiber von Agrigent rechnete seine Tempel und
die Wunder und das Alter seiner Stadt; der Eseltreiber
von Syrakus sein Theater, seine Steinbrüche und sein
Ohr; der Eseltreiber von Alcamo sein Segeste und der
Eseltreiber von Palermo hörte königlich zu und sagte --
nichts. Ihr könnt euch auch gross machen, sagte der
Treiber von Katanien zu dem Treiber von Alcamo,
mit eurem Margarethentempelchen, der nicht einmal
euer ist, und fing an auch die Alterthümer seiner Va¬
terstadt, als der ältesten Universität der Erde, heraus
zu streichen, wobey er den Alcibiades nicht vergass der
in ihrem Theater geredet habe. Du musst wissen,
Margarethe heisst bey den Siciliern durchaus ein gefäl¬

aus allen Theilen der Insel, und doch wenigstens Mak¬
karonen. Aus Vorsicht hatte ich für mich in Paler¬
mo Brot gekauft, das beste und schönste, das ich je
gesehen und gegessen habe. Hier war es mir eine
Wohlthat, und ich selbst konnte damit den Wohlthäter
machen. Die Leutchen im Hause, unter denen ein
Patient war, segneten die fremde Hülfe: denn das we¬
nige Brot, das sie selbst hatten, war sehr schlecht. Ist
das nicht eine Blasphemie in Sicilien, das ehemals eine
Brotkammer für die Stadt Rom war? Ich konnte mei¬
nen Unwillen kaum bergen.

Einen lustigen Streit gab es zum Dessert der
Makkaronen. Die Eseltreiber hatten mir abgelauert,
daſs ich wohl ihre Alterthümer mit besuchen wollte,
wie sich denn dieses in Sicilien einem Fremden sehr
leicht abmerken läſst. Da erhob sich ein Zwist unter
den edelmüthigen Hippophorben über die Vorzüge ih¬
rer Vaterstädte in Rücksicht der Alterthümer. Der
Eseltreiber von Agrigent rechnete seine Tempel und
die Wunder und das Alter seiner Stadt; der Eseltreiber
von Syrakus sein Theater, seine Steinbrüche und sein
Ohr; der Eseltreiber von Alcamo sein Segeste und der
Eseltreiber von Palermo hörte königlich zu und sagte —
nichts. Ihr könnt euch auch groſs machen, sagte der
Treiber von Katanien zu dem Treiber von Alcamo,
mit eurem Margarethentempelchen, der nicht einmal
euer ist, und fing an auch die Alterthümer seiner Va¬
terstadt, als der ältesten Universität der Erde, heraus
zu streichen, wobey er den Alcibiades nicht vergaſs der
in ihrem Theater geredet habe. Du muſst wissen,
Margarethe heiſst bey den Siciliern durchaus ein gefäl¬

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[210/0236] aus allen Theilen der Insel, und doch wenigstens Mak¬ karonen. Aus Vorsicht hatte ich für mich in Paler¬ mo Brot gekauft, das beste und schönste, das ich je gesehen und gegessen habe. Hier war es mir eine Wohlthat, und ich selbst konnte damit den Wohlthäter machen. Die Leutchen im Hause, unter denen ein Patient war, segneten die fremde Hülfe: denn das we¬ nige Brot, das sie selbst hatten, war sehr schlecht. Ist das nicht eine Blasphemie in Sicilien, das ehemals eine Brotkammer für die Stadt Rom war? Ich konnte mei¬ nen Unwillen kaum bergen. Einen lustigen Streit gab es zum Dessert der Makkaronen. Die Eseltreiber hatten mir abgelauert, daſs ich wohl ihre Alterthümer mit besuchen wollte, wie sich denn dieses in Sicilien einem Fremden sehr leicht abmerken läſst. Da erhob sich ein Zwist unter den edelmüthigen Hippophorben über die Vorzüge ih¬ rer Vaterstädte in Rücksicht der Alterthümer. Der Eseltreiber von Agrigent rechnete seine Tempel und die Wunder und das Alter seiner Stadt; der Eseltreiber von Syrakus sein Theater, seine Steinbrüche und sein Ohr; der Eseltreiber von Alcamo sein Segeste und der Eseltreiber von Palermo hörte königlich zu und sagte — nichts. Ihr könnt euch auch groſs machen, sagte der Treiber von Katanien zu dem Treiber von Alcamo, mit eurem Margarethentempelchen, der nicht einmal euer ist, und fing an auch die Alterthümer seiner Va¬ terstadt, als der ältesten Universität der Erde, heraus zu streichen, wobey er den Alcibiades nicht vergaſs der in ihrem Theater geredet habe. Du muſst wissen, Margarethe heiſst bey den Siciliern durchaus ein gefäl¬

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/236>, abgerufen am 28.11.2024.