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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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in Russland, Offizieren, die einige Dienste ge¬
leistet haben, ihren Gehalt zu lassen; ich er¬
hielt nichts. Das war vielleicht so Geist der
Periode, und es würde Schwachheit von mir
seyn mich darüber zu ärgern. Wenn ich jetzt
etwas in Anregung bringen wollte, würde
man die Sache für längst antiquirt halten und
der Sinn des Resultats würde heissen: Wir Lö¬
wen haben gejagt. -- Ich will mir den Nach¬
satz ersparen. Wenn ich nicht einige Kennt¬
nisse, etwas Lebensphilosophie und viel Genüg¬
samkeit hätte, könnte ich den Rock des Kaisers
um ein Stückchen Brot im deutschen Vater¬
lande umher tragen.

Ich habe mich in meinem Leben nie er¬
niedriget, um etwas zu bitten das ich nicht
verdient hatte; und ich will auch nicht ein¬
mal immer bitten, was ich verdiente. Es
sind in der Welt viele Mittel ehrlich zu le¬
ben: und wenn keines mehr ist, finden sich
doch einige, nicht mehr zu leben. Wer
nach reiner Ueberzeugung seine Pflicht gethan
hat, darf sich am Ende, wenn ihn die
Kräfte verlassen, nicht schämen abzutreten.

in Ruſsland, Offizieren, die einige Dienste ge¬
leistet haben, ihren Gehalt zu lassen; ich er¬
hielt nichts. Das war vielleicht so Geist der
Periode, und es würde Schwachheit von mir
seyn mich darüber zu ärgern. Wenn ich jetzt
etwas in Anregung bringen wollte, würde
man die Sache für längst antiquirt halten und
der Sinn des Resultats würde heiſsen: Wir Lö¬
wen haben gejagt. — Ich will mir den Nach¬
satz ersparen. Wenn ich nicht einige Kennt¬
nisse, etwas Lebensphilosophie und viel Genüg¬
samkeit hätte, könnte ich den Rock des Kaisers
um ein Stückchen Brot im deutschen Vater¬
lande umher tragen.

Ich habe mich in meinem Leben nie er¬
niedriget, um etwas zu bitten das ich nicht
verdient hatte; und ich will auch nicht ein¬
mal immer bitten, was ich verdiente. Es
sind in der Welt viele Mittel ehrlich zu le¬
ben: und wenn keines mehr ist, finden sich
doch einige, nicht mehr zu leben. Wer
nach reiner Ueberzeugung seine Pflicht gethan
hat, darf sich am Ende, wenn ihn die
Kräfte verlassen, nicht schämen abzutreten.

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[XIII/0023] in Ruſsland, Offizieren, die einige Dienste ge¬ leistet haben, ihren Gehalt zu lassen; ich er¬ hielt nichts. Das war vielleicht so Geist der Periode, und es würde Schwachheit von mir seyn mich darüber zu ärgern. Wenn ich jetzt etwas in Anregung bringen wollte, würde man die Sache für längst antiquirt halten und der Sinn des Resultats würde heiſsen: Wir Lö¬ wen haben gejagt. — Ich will mir den Nach¬ satz ersparen. Wenn ich nicht einige Kennt¬ nisse, etwas Lebensphilosophie und viel Genüg¬ samkeit hätte, könnte ich den Rock des Kaisers um ein Stückchen Brot im deutschen Vater¬ lande umher tragen. Ich habe mich in meinem Leben nie er¬ niedriget, um etwas zu bitten das ich nicht verdient hatte; und ich will auch nicht ein¬ mal immer bitten, was ich verdiente. Es sind in der Welt viele Mittel ehrlich zu le¬ ben: und wenn keines mehr ist, finden sich doch einige, nicht mehr zu leben. Wer nach reiner Ueberzeugung seine Pflicht gethan hat, darf sich am Ende, wenn ihn die Kräfte verlassen, nicht schämen abzutreten.

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/23>, abgerufen am 24.11.2024.