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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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gab uns eine grosse Decke; wir verrammelten unsere
Thüre mit Tisch und Stühlen, damit man wenigstens
nicht ohne Lärm herein kommen könnte, legten uns
beyde, der französische Oberstlieutenant und ich, in
die breite mit Heu gefüllte Bettstelle, stellten unsere
Stöcke daneben, deckten uns zu und schliefen, so gut
uns die Kälte, die Flöhe und die quackenden Frösche
schlafen liessen. Den Morgen darauf war das Wetter
fürchterlich und machte den nicht angenehmen Weg
noch verdriesslicher: vorzüglich fluchte der Franzose
nach altem Stil tous les diables mit allem Nachdrucke
durch alle Instanzen, die Yorick angegeben hat. Es konn¬
te indessen nichts helfen; ich Hyperboreer zog bärenmä¬
ssig immer weiter; der Franzmann aber verstekte sich
in ein altes leeres Brückenhaus über dem Kanal und
wollte den Sturm vorbey gehen lassen. Wenn man
nass ist, muss man laufen; ich liess ihn ruhen, und
versprach, hier in Terracina im Gasthofe auf ihn zu
warten.

Die letzte Station vor Terracina war für mich
die abenteuerlichste. Die alte appische Strasse geht
links etwas oben an den Bergen hin und macht da¬
durch einen ziemlichen Umweg: aber die Neuen woll¬
ten dem Elemente zum Trotz klüger seyn, und zogen
sie unüberlegt genug gerade fort. Sie sieht recht
schön aus, wenn sie nur gut wäre. Das Wasser war
gross, ich hatte den Abweg links über eine alte Brü¬
cke nicht gemerkt und ging die grosse gerade Linie
immer weiter. In einer halben Stunde stand ich vor
Wasser, das rechts aus der See hereingetreten war und
links durch die Gebüsche weit hinauf ging. Durch

gab uns eine groſse Decke; wir verrammelten unsere
Thüre mit Tisch und Stühlen, damit man wenigstens
nicht ohne Lärm herein kommen könnte, legten uns
beyde, der französische Oberstlieutenant und ich, in
die breite mit Heu gefüllte Bettstelle, stellten unsere
Stöcke daneben, deckten uns zu und schliefen, so gut
uns die Kälte, die Flöhe und die quackenden Frösche
schlafen lieſsen. Den Morgen darauf war das Wetter
fürchterlich und machte den nicht angenehmen Weg
noch verdrieſslicher: vorzüglich fluchte der Franzose
nach altem Stil tous les diables mit allem Nachdrucke
durch alle Instanzen, die Yorick angegeben hat. Es konn¬
te indessen nichts helfen; ich Hyperboreer zog bärenmä¬
ſsig immer weiter; der Franzmann aber verstekte sich
in ein altes leeres Brückenhaus über dem Kanal und
wollte den Sturm vorbey gehen lassen. Wenn man
naſs ist, muſs man laufen; ich lieſs ihn ruhen, und
versprach, hier in Terracina im Gasthofe auf ihn zu
warten.

Die letzte Station vor Terracina war für mich
die abenteuerlichste. Die alte appische Straſse geht
links etwas oben an den Bergen hin und macht da¬
durch einen ziemlichen Umweg: aber die Neuen woll¬
ten dem Elemente zum Trotz klüger seyn, und zogen
sie unüberlegt genug gerade fort. Sie sieht recht
schön aus, wenn sie nur gut wäre. Das Wasser war
groſs, ich hatte den Abweg links über eine alte Brü¬
cke nicht gemerkt und ging die groſse gerade Linie
immer weiter. In einer halben Stunde stand ich vor
Wasser, das rechts aus der See hereingetreten war und
links durch die Gebüsche weit hinauf ging. Durch

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[170/0196] gab uns eine groſse Decke; wir verrammelten unsere Thüre mit Tisch und Stühlen, damit man wenigstens nicht ohne Lärm herein kommen könnte, legten uns beyde, der französische Oberstlieutenant und ich, in die breite mit Heu gefüllte Bettstelle, stellten unsere Stöcke daneben, deckten uns zu und schliefen, so gut uns die Kälte, die Flöhe und die quackenden Frösche schlafen lieſsen. Den Morgen darauf war das Wetter fürchterlich und machte den nicht angenehmen Weg noch verdrieſslicher: vorzüglich fluchte der Franzose nach altem Stil tous les diables mit allem Nachdrucke durch alle Instanzen, die Yorick angegeben hat. Es konn¬ te indessen nichts helfen; ich Hyperboreer zog bärenmä¬ ſsig immer weiter; der Franzmann aber verstekte sich in ein altes leeres Brückenhaus über dem Kanal und wollte den Sturm vorbey gehen lassen. Wenn man naſs ist, muſs man laufen; ich lieſs ihn ruhen, und versprach, hier in Terracina im Gasthofe auf ihn zu warten. Die letzte Station vor Terracina war für mich die abenteuerlichste. Die alte appische Straſse geht links etwas oben an den Bergen hin und macht da¬ durch einen ziemlichen Umweg: aber die Neuen woll¬ ten dem Elemente zum Trotz klüger seyn, und zogen sie unüberlegt genug gerade fort. Sie sieht recht schön aus, wenn sie nur gut wäre. Das Wasser war groſs, ich hatte den Abweg links über eine alte Brü¬ cke nicht gemerkt und ging die groſse gerade Linie immer weiter. In einer halben Stunde stand ich vor Wasser, das rechts aus der See hereingetreten war und links durch die Gebüsche weit hinauf ging. Durch

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/196>, abgerufen am 28.11.2024.