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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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Benediktinern stand: das sagt die neue lateinische
Inschrift. Man zeigte mir mehrere Originalbriefe von
Tasso, eine Originalhandschrift von Ariost und sein
metallenes sehr schön gearbeitetes Dintenfass, an dem
noch eine Feder war. Ohne eben die Authenticität sehr
kritisch zu untersuchen, würde ich zu Oden und Di¬
thyramben begeistert worden seyn, wenn ich etwas in¬
spirationsfähiger wäre. So viel muss ich sagen, die
Bibliothek beschämt an Ordnung die meisten die ich
gesehen habe.

Im Gasthofe fütterte man mich den Abend sehr
gut mit Suppe, Rindfleisch, Wurst, Fritters, Kapaun,
Obst, Weintrauben und Käse von Parma. Du siehst
daraus, dass ich gewöhnlich nicht faste, wie an mei¬
nem Geburtstage zu Udine, und dass die Leipziger
Aubergisten vielleicht sich noch hier ein kleines Exem¬
pel nehmen könnten. Das Wetter war fürchterlich.
Ich hatte gelesen von den grossen gefährlichen Morä¬
sten zwischen Ferrara und Bologna, und die Erzäh¬
lungen bestätigten es und sagten weislich noch mehr;
so dass ich nicht ungern mit einem Vetturino handel¬
te, der sich mir nach Handwerksweise sehr höflich
aufdrang. Der Wagen war gut, die Pferde waren
schlecht und der Weg war noch schlechter. Schon in
Padua konnte ich eine kleine Ahndung davon haben:
denn eine Menge Kabrioletiers wollten mich nach Ve¬
rona und Mantua bringen; da ich aber sagte, dass ich
nach Bologna wollte, verlor kein Einziger ein Wort
weiter, als dass sie alle etwas von Teufelsweg durch
die Zähne murmelten. Meine Kutschengefährten wa¬
ren ein cisalpinischer Kriegskommissär, und eine Da¬

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Benediktinern stand: das sagt die neue lateinische
Inschrift. Man zeigte mir mehrere Originalbriefe von
Tasso, eine Originalhandschrift von Ariost und sein
metallenes sehr schön gearbeitetes Dintenfaſs, an dem
noch eine Feder war. Ohne eben die Authenticität sehr
kritisch zu untersuchen, würde ich zu Oden und Di¬
thyramben begeistert worden seyn, wenn ich etwas in¬
spirationsfähiger wäre. So viel muſs ich sagen, die
Bibliothek beschämt an Ordnung die meisten die ich
gesehen habe.

Im Gasthofe fütterte man mich den Abend sehr
gut mit Suppe, Rindfleisch, Wurst, Fritters, Kapaun,
Obst, Weintrauben und Käse von Parma. Du siehst
daraus, daſs ich gewöhnlich nicht faste, wie an mei¬
nem Geburtstage zu Udine, und daſs die Leipziger
Aubergisten vielleicht sich noch hier ein kleines Exem¬
pel nehmen könnten. Das Wetter war fürchterlich.
Ich hatte gelesen von den groſsen gefährlichen Morä¬
sten zwischen Ferrara und Bologna, und die Erzäh¬
lungen bestätigten es und sagten weislich noch mehr;
so daſs ich nicht ungern mit einem Vetturino handel¬
te, der sich mir nach Handwerksweise sehr höflich
aufdrang. Der Wagen war gut, die Pferde waren
schlecht und der Weg war noch schlechter. Schon in
Padua konnte ich eine kleine Ahndung davon haben:
denn eine Menge Kabrioletiers wollten mich nach Ve¬
rona und Mantua bringen; da ich aber sagte, daſs ich
nach Bologna wollte, verlor kein Einziger ein Wort
weiter, als daſs sie alle etwas von Teufelsweg durch
die Zähne murmelten. Meine Kutschengefährten wa¬
ren ein cisalpinischer Kriegskommissär, und eine Da¬

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[113/0139] Benediktinern stand: das sagt die neue lateinische Inschrift. Man zeigte mir mehrere Originalbriefe von Tasso, eine Originalhandschrift von Ariost und sein metallenes sehr schön gearbeitetes Dintenfaſs, an dem noch eine Feder war. Ohne eben die Authenticität sehr kritisch zu untersuchen, würde ich zu Oden und Di¬ thyramben begeistert worden seyn, wenn ich etwas in¬ spirationsfähiger wäre. So viel muſs ich sagen, die Bibliothek beschämt an Ordnung die meisten die ich gesehen habe. Im Gasthofe fütterte man mich den Abend sehr gut mit Suppe, Rindfleisch, Wurst, Fritters, Kapaun, Obst, Weintrauben und Käse von Parma. Du siehst daraus, daſs ich gewöhnlich nicht faste, wie an mei¬ nem Geburtstage zu Udine, und daſs die Leipziger Aubergisten vielleicht sich noch hier ein kleines Exem¬ pel nehmen könnten. Das Wetter war fürchterlich. Ich hatte gelesen von den groſsen gefährlichen Morä¬ sten zwischen Ferrara und Bologna, und die Erzäh¬ lungen bestätigten es und sagten weislich noch mehr; so daſs ich nicht ungern mit einem Vetturino handel¬ te, der sich mir nach Handwerksweise sehr höflich aufdrang. Der Wagen war gut, die Pferde waren schlecht und der Weg war noch schlechter. Schon in Padua konnte ich eine kleine Ahndung davon haben: denn eine Menge Kabrioletiers wollten mich nach Ve¬ rona und Mantua bringen; da ich aber sagte, daſs ich nach Bologna wollte, verlor kein Einziger ein Wort weiter, als daſs sie alle etwas von Teufelsweg durch die Zähne murmelten. Meine Kutschengefährten wa¬ ren ein cisalpinischer Kriegskommissär, und eine Da¬ 8

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/139>, abgerufen am 27.11.2024.