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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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kommen. Nun standen wir am Eingange der andern
Grotte, wo sich der Fluss in den Felsen hineinstürzt.
Der Fluss nimmt sodann die Richtung ein wenig
links; der Weg in der Grotte geht ziemlich gerade
fort rechts. In einiger Entfernung vom Eingange er¬
weitert sich das Gewölbe, es wird sehr hoch und breit,
man hört links den Fluss wieder herauschen, und
bald kommt man auf eine natürliche Felsenbrücke
über denselben mitten unter dem Gewölbe. Hier thut
die Flamme der Fackeln eine furchtbar schöne Wir¬
kung. Man hört das Wasser unter sich, und sieht
über sich und rund um sich die Nacht des hohen brei¬
ten Gewölbes. Hier haben die Führer die Gewohn¬
heit einige Bund Stroh auf den Felsenwänden der
Brücke anzuzünden, und hatten diessmahl sehr reich¬
lich zugetragen. Die magische Beleuchtung der gan¬
zen unterirdischen Brückenregion mit ihrem schauer¬
lichen Felsengewölbe, den grotesken Felsenwänden und
dem unten im Abgrunde rauschenden Strom macht
einen der schönsten Anblicke, deren ich mir bewusst
bin. Wenn der Strohhaufen fast verzehrt ist, stürzt
man ihn von der Brücke hinab in den Strom, und so
sieht man ihn unten in der Tiefe auf dem Wasser¬
bette noch einige Augenblicke fortglühen. Die plötz¬
lich aufsteigende weite Flammenhelle und die schnell
zurückkehrende Finsterniss, wo man bey dem schwa¬
chen Fackellichte nur einige Schritte sieht, macht ei¬
nen überraschenden Kontrast. Es hatten sich einige
gemeine Krainer zu uns gesellet, die gern die Gele¬
genheit mitnehmen das schöne Schauspiel in der
Grotte wieder zu sehen, dabey ihre Geschichten aus¬

kommen. Nun standen wir am Eingange der andern
Grotte, wo sich der Fluſs in den Felsen hineinstürzt.
Der Fluſs nimmt sodann die Richtung ein wenig
links; der Weg in der Grotte geht ziemlich gerade
fort rechts. In einiger Entfernung vom Eingange er¬
weitert sich das Gewölbe, es wird sehr hoch und breit,
man hört links den Fluſs wieder herauschen, und
bald kommt man auf eine natürliche Felsenbrücke
über denselben mitten unter dem Gewölbe. Hier thut
die Flamme der Fackeln eine furchtbar schöne Wir¬
kung. Man hört das Wasser unter sich, und sieht
über sich und rund um sich die Nacht des hohen brei¬
ten Gewölbes. Hier haben die Führer die Gewohn¬
heit einige Bund Stroh auf den Felsenwänden der
Brücke anzuzünden, und hatten dieſsmahl sehr reich¬
lich zugetragen. Die magische Beleuchtung der gan¬
zen unterirdischen Brückenregion mit ihrem schauer¬
lichen Felsengewölbe, den grotesken Felsenwänden und
dem unten im Abgrunde rauschenden Strom macht
einen der schönsten Anblicke, deren ich mir bewuſst
bin. Wenn der Strohhaufen fast verzehrt ist, stürzt
man ihn von der Brücke hinab in den Strom, und so
sieht man ihn unten in der Tiefe auf dem Wasser¬
bette noch einige Augenblicke fortglühen. Die plötz¬
lich aufsteigende weite Flammenhelle und die schnell
zurückkehrende Finsterniſs, wo man bey dem schwa¬
chen Fackellichte nur einige Schritte sieht, macht ei¬
nen überraschenden Kontrast. Es hatten sich einige
gemeine Krainer zu uns gesellet, die gern die Gele¬
genheit mitnehmen das schöne Schauspiel in der
Grotte wieder zu sehen, dabey ihre Geschichten aus¬

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[74/0100] kommen. Nun standen wir am Eingange der andern Grotte, wo sich der Fluſs in den Felsen hineinstürzt. Der Fluſs nimmt sodann die Richtung ein wenig links; der Weg in der Grotte geht ziemlich gerade fort rechts. In einiger Entfernung vom Eingange er¬ weitert sich das Gewölbe, es wird sehr hoch und breit, man hört links den Fluſs wieder herauschen, und bald kommt man auf eine natürliche Felsenbrücke über denselben mitten unter dem Gewölbe. Hier thut die Flamme der Fackeln eine furchtbar schöne Wir¬ kung. Man hört das Wasser unter sich, und sieht über sich und rund um sich die Nacht des hohen brei¬ ten Gewölbes. Hier haben die Führer die Gewohn¬ heit einige Bund Stroh auf den Felsenwänden der Brücke anzuzünden, und hatten dieſsmahl sehr reich¬ lich zugetragen. Die magische Beleuchtung der gan¬ zen unterirdischen Brückenregion mit ihrem schauer¬ lichen Felsengewölbe, den grotesken Felsenwänden und dem unten im Abgrunde rauschenden Strom macht einen der schönsten Anblicke, deren ich mir bewuſst bin. Wenn der Strohhaufen fast verzehrt ist, stürzt man ihn von der Brücke hinab in den Strom, und so sieht man ihn unten in der Tiefe auf dem Wasser¬ bette noch einige Augenblicke fortglühen. Die plötz¬ lich aufsteigende weite Flammenhelle und die schnell zurückkehrende Finsterniſs, wo man bey dem schwa¬ chen Fackellichte nur einige Schritte sieht, macht ei¬ nen überraschenden Kontrast. Es hatten sich einige gemeine Krainer zu uns gesellet, die gern die Gele¬ genheit mitnehmen das schöne Schauspiel in der Grotte wieder zu sehen, dabey ihre Geschichten aus¬

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/100>, abgerufen am 24.11.2024.