Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.bald am Meer, bald in den tiefsten Bergschluchten, bis ihnen endlich im nächsten Jahr das stärkere Schwirren der Insecten die Rückkehr ihres Honigmonates anzeigt. Auch über die erste Einwanderung der Malaien fehlen uns jegliche historische Documente und ebensowenig haben sie uns Monumente ihrer früheren Lebensperioden hinterlassen. Wohl aber ist die Zahl der noch unabhängigen, nicht vom Christenthum veränderten heidnischen Stämme dieser Race eine sehr grosse, wenn man sie mit den spärlichen Resten der Neger7 vergleicht. Da sie wenigstens auf einigen Inseln der Gruppe, namentlich im Osten Mindanao's und im Norden Luzon's noch in ziemlich dichten Mengen bei einander leben, so können wir hoffen, uns durch das eingehende Studium dieser Racen ein recht genaues Bild von dem Culturzustande des Landes zu entwerfen, wie er hier einige Jahrhunderte vor der christlichen Zeit etwa bei Ankunft der muhamedanischen Priester herrschen mochte. Diese letzteren scheinen sicherlich vom Südwesten herauf gegen die Philippinen nach Norden und Osten vorgedrungen zu sein, und so finden sich dem entsprechend gerade im Norden Luzon's und im Osten Mindanao's diejenigen Stämme, welche in ihren Sitten und Gebräuchen noch den reinsten nicht durch muhamedanische Glaubenslehren veränderten Charakter zeigen. Innerhalb dieses gemeinsamen, am besten wohl durch das Wort "malaisch" bezeichneten Wesens besitzen die einzelnen Stämme zahllose Verschiedenheiten des Dialectes und der Sitten, der Kleidung, des Charakters und Körperbaues, und in vielen Fällen lassen sich deutliche Spuren fremder Beimischung aufzeigen, welche in einem Falle sogar durch ein einheimisches der tagalischen Sprache angehöriges Wort bezeichnet ist. Die Mamanua's an der Ostküste Mindanao's führen ganz das Leben der Negrito's, unterscheiden sich aber wesentlich von ihnen durch die von den Angehörigen selbst zugegebene Vermischung mit den malaiisch-christlichen Nachbarn. Das Wort "Mamanua" bedeutet "Waldmensch". Als eine ähnliche gemischte Race zwischen Negern und Tagalen gibt sich die in der Provinz Pangasinan lebende Race der "Baluga's" auf den ersten Blick zu erkennen. Hier aber zeigt die Bedeutung des Wortes, welches nichts weiter sagen will, als "Mischling", dass diese Race schon vor der Ankunft der bald am Meer, bald in den tiefsten Bergschluchten, bis ihnen endlich im nächsten Jahr das stärkere Schwirren der Insecten die Rückkehr ihres Honigmonates anzeigt. Auch über die erste Einwanderung der Malaien fehlen uns jegliche historische Documente und ebensowenig haben sie uns Monumente ihrer früheren Lebensperioden hinterlassen. Wohl aber ist die Zahl der noch unabhängigen, nicht vom Christenthum veränderten heidnischen Stämme dieser Race eine sehr grosse, wenn man sie mit den spärlichen Resten der Neger7 vergleicht. Da sie wenigstens auf einigen Inseln der Gruppe, namentlich im Osten Mindanao’s und im Norden Luzon’s noch in ziemlich dichten Mengen bei einander leben, so können wir hoffen, uns durch das eingehende Studium dieser Racen ein recht genaues Bild von dem Culturzustande des Landes zu entwerfen, wie er hier einige Jahrhunderte vor der christlichen Zeit etwa bei Ankunft der muhamedanischen Priester herrschen mochte. Diese letzteren scheinen sicherlich vom Südwesten herauf gegen die Philippinen nach Norden und Osten vorgedrungen zu sein, und so finden sich dem entsprechend gerade im Norden Luzon’s und im Osten Mindanao’s diejenigen Stämme, welche in ihren Sitten und Gebräuchen noch den reinsten nicht durch muhamedanische Glaubenslehren veränderten Charakter zeigen. Innerhalb dieses gemeinsamen, am besten wohl durch das Wort “malaisch” bezeichneten Wesens besitzen die einzelnen Stämme zahllose Verschiedenheiten des Dialectes und der Sitten, der Kleidung, des Charakters und Körperbaues, und in vielen Fällen lassen sich deutliche Spuren fremder Beimischung aufzeigen, welche in einem Falle sogar durch ein einheimisches der tagalischen Sprache angehöriges Wort bezeichnet ist. Die Mamanua’s an der Ostküste Mindanao’s führen ganz das Leben der Negrito’s, unterscheiden sich aber wesentlich von ihnen durch die von den Angehörigen selbst zugegebene Vermischung mit den malaiisch-christlichen Nachbarn. Das Wort “Mamanua” bedeutet “Waldmensch”. Als eine ähnliche gemischte Race zwischen Negern und Tagalen gibt sich die in der Provinz Pangasinan lebende Race der “Baluga’s” auf den ersten Blick zu erkennen. Hier aber zeigt die Bedeutung des Wortes, welches nichts weiter sagen will, als “Mischling”, dass diese Race schon vor der Ankunft der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0056" n="56"/> bald am Meer, bald in den tiefsten Bergschluchten, bis ihnen endlich im nächsten Jahr das stärkere Schwirren der Insecten die Rückkehr ihres Honigmonates anzeigt. </p> <p>Auch über die erste Einwanderung der <hi rendition="#g">Malaien</hi> fehlen uns jegliche historische Documente und ebensowenig haben sie uns Monumente ihrer früheren Lebensperioden hinterlassen. Wohl aber ist die Zahl der noch unabhängigen, nicht vom Christenthum veränderten heidnischen Stämme dieser Race eine sehr grosse, wenn man sie mit den spärlichen Resten der Neger<note xml:id="n4.7-sign" n="7" place="end" next="n4.7"/> vergleicht. Da sie wenigstens auf einigen Inseln der Gruppe, namentlich im Osten Mindanao’s und im Norden Luzon’s noch in ziemlich dichten Mengen bei einander leben, so können wir hoffen, uns durch das eingehende Studium dieser Racen ein recht genaues Bild von dem Culturzustande des Landes zu entwerfen, wie er hier einige Jahrhunderte vor der christlichen Zeit etwa bei Ankunft der muhamedanischen Priester herrschen mochte. Diese letzteren scheinen sicherlich vom Südwesten herauf gegen die Philippinen nach Norden und Osten vorgedrungen zu sein, und so finden sich dem entsprechend gerade im Norden Luzon’s und im Osten Mindanao’s diejenigen Stämme, welche in ihren Sitten und Gebräuchen noch den reinsten nicht durch muhamedanische Glaubenslehren veränderten Charakter zeigen. </p> <p>Innerhalb dieses gemeinsamen, am besten wohl durch das Wort “malaisch” bezeichneten Wesens besitzen die einzelnen Stämme zahllose Verschiedenheiten des Dialectes und der Sitten, der Kleidung, des Charakters und Körperbaues, und in vielen Fällen lassen sich deutliche Spuren fremder Beimischung aufzeigen, welche in einem Falle sogar durch ein einheimisches der tagalischen Sprache angehöriges Wort bezeichnet ist. Die <hi rendition="#g">Mamanua</hi>’s an der Ostküste Mindanao’s führen ganz das Leben der Negrito’s, unterscheiden sich aber wesentlich von ihnen durch die von den Angehörigen selbst zugegebene Vermischung mit den malaiisch-christlichen Nachbarn. Das Wort “Mamanua” bedeutet “Waldmensch”. Als eine ähnliche gemischte Race zwischen Negern und Tagalen gibt sich die in der Provinz Pangasinan lebende Race der “<hi rendition="#g">Baluga</hi>’s” auf den ersten Blick zu erkennen. Hier aber zeigt die Bedeutung des Wortes, welches nichts weiter sagen will, als “<hi rendition="#g">Mischling</hi>”, dass diese Race schon vor der Ankunft der </p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0056]
bald am Meer, bald in den tiefsten Bergschluchten, bis ihnen endlich im nächsten Jahr das stärkere Schwirren der Insecten die Rückkehr ihres Honigmonates anzeigt.
Auch über die erste Einwanderung der Malaien fehlen uns jegliche historische Documente und ebensowenig haben sie uns Monumente ihrer früheren Lebensperioden hinterlassen. Wohl aber ist die Zahl der noch unabhängigen, nicht vom Christenthum veränderten heidnischen Stämme dieser Race eine sehr grosse, wenn man sie mit den spärlichen Resten der Neger
⁷
vergleicht. Da sie wenigstens auf einigen Inseln der Gruppe, namentlich im Osten Mindanao’s und im Norden Luzon’s noch in ziemlich dichten Mengen bei einander leben, so können wir hoffen, uns durch das eingehende Studium dieser Racen ein recht genaues Bild von dem Culturzustande des Landes zu entwerfen, wie er hier einige Jahrhunderte vor der christlichen Zeit etwa bei Ankunft der muhamedanischen Priester herrschen mochte. Diese letzteren scheinen sicherlich vom Südwesten herauf gegen die Philippinen nach Norden und Osten vorgedrungen zu sein, und so finden sich dem entsprechend gerade im Norden Luzon’s und im Osten Mindanao’s diejenigen Stämme, welche in ihren Sitten und Gebräuchen noch den reinsten nicht durch muhamedanische Glaubenslehren veränderten Charakter zeigen.
Innerhalb dieses gemeinsamen, am besten wohl durch das Wort “malaisch” bezeichneten Wesens besitzen die einzelnen Stämme zahllose Verschiedenheiten des Dialectes und der Sitten, der Kleidung, des Charakters und Körperbaues, und in vielen Fällen lassen sich deutliche Spuren fremder Beimischung aufzeigen, welche in einem Falle sogar durch ein einheimisches der tagalischen Sprache angehöriges Wort bezeichnet ist. Die Mamanua’s an der Ostküste Mindanao’s führen ganz das Leben der Negrito’s, unterscheiden sich aber wesentlich von ihnen durch die von den Angehörigen selbst zugegebene Vermischung mit den malaiisch-christlichen Nachbarn. Das Wort “Mamanua” bedeutet “Waldmensch”. Als eine ähnliche gemischte Race zwischen Negern und Tagalen gibt sich die in der Provinz Pangasinan lebende Race der “Baluga’s” auf den ersten Blick zu erkennen. Hier aber zeigt die Bedeutung des Wortes, welches nichts weiter sagen will, als “Mischling”, dass diese Race schon vor der Ankunft der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML.
(2012-11-06T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-06T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |