Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.in der trockensten Periode hinreichender Regen fällt, um die jungen Pflanzungen gegen Vertrocknen zu schützen. Der Anbau des Taback's wird ebenfalls durch die Jahreszeiten geregelt. Im Norden von Luzon, in den Provinzen Cagayan und Nueva Isabela, welcher letzteren das auf der Karte bezeichnete Land der Catalanganes zugehört, wird auf erhöhtem, fern von den Bächen und dem Hauptfluss der Provinz, dem Rio Grande de Cagayan, liegenden Lande der Taback im August ausgesäet; denn ein heftiger Regen, welcher die Bäche zum Austreten bringen könnte, würde den zarten Pflänzchen durch den in den sogenannten "avenida's" mitgeführten Schlamm verderblich werden. Aber wenn dann im September oder October die "colla" des Herbstes vorüber ist und in den damit immer verbundenen Ueberschwemmungen des tiefliegenden Landes der Boden durch den aus den tertiären Kalkgebirgen herabgeführten Schlamm gedüngt worden ist; so haben nun die jungen Tabackspflanzen, in die Niederungen versetzt, hinreichende Kraft und Höhe erlangt, um nicht in kleineren Ueberschwemmungen zu Grunde zu gehen, oder durch heftigen Regen ausgewaschen zu werden. Dieses Umsetzen, wobei jede Pflanze etwa 11/2 Fuss von den anderen entfernt gesetzt werden muss, geschieht Ende October oder Anfang November. Damit ist aber nicht alle Arbeit gethan. Unausgesetzte Pflege verlangt nun die Tabackspflanze, um sie vor Untergang zu bewahren und die Blätter einer günstigen Reife entgegen zu führen. Bei zu grosser Dürre müssen die einzelnen Stämme begossen werden; fällt zu viel Regen, so hat der Arbeiter beständig Sorge zu tragen, dass durch den heftigen Tropfenfall nicht die Wurzeln gelockert werden. Einzeln müssen die Raupen eines Schmetterlings, welche in wenig Tagen aus den massenhaft gelegten Eiern desselben auskriechen, vom Stamm und den Blättern abgesucht werden, da das kleinste Loch, das in den jungen Keim eines Blattes gefressen wird, diesem allen Werth raubt. Nur der geringste Theil der Pflanzen wird benutzt, um Samen für die nächste Aussaat zu ziehen; und jede kleine Blüthenknospe muss, sowie sie sich zeigt, von dem Zweige entfernt werden. Endlich naht im Mai und Juni die trockenste Zeit, und wenn dann in den letzten Wochen kein Regen gefallen ist, welcher das eigenthümliche Gummi des Blattes wieder abwusch, so wird im Juli mit der Erndte begonnen. in der trockensten Periode hinreichender Regen fällt, um die jungen Pflanzungen gegen Vertrocknen zu schützen. Der Anbau des Taback’s wird ebenfalls durch die Jahreszeiten geregelt. Im Norden von Luzon, in den Provinzen Cagayan und Nueva Isabela, welcher letzteren das auf der Karte bezeichnete Land der Catalanganes zugehört, wird auf erhöhtem, fern von den Bächen und dem Hauptfluss der Provinz, dem Rio Grande de Cagayan, liegenden Lande der Taback im August ausgesäet; denn ein heftiger Regen, welcher die Bäche zum Austreten bringen könnte, würde den zarten Pflänzchen durch den in den sogenannten “avenida’s” mitgeführten Schlamm verderblich werden. Aber wenn dann im September oder October die “colla” des Herbstes vorüber ist und in den damit immer verbundenen Ueberschwemmungen des tiefliegenden Landes der Boden durch den aus den tertiären Kalkgebirgen herabgeführten Schlamm gedüngt worden ist; so haben nun die jungen Tabackspflanzen, in die Niederungen versetzt, hinreichende Kraft und Höhe erlangt, um nicht in kleineren Ueberschwemmungen zu Grunde zu gehen, oder durch heftigen Regen ausgewaschen zu werden. Dieses Umsetzen, wobei jede Pflanze etwa 1½ Fuss von den anderen entfernt gesetzt werden muss, geschieht Ende October oder Anfang November. Damit ist aber nicht alle Arbeit gethan. Unausgesetzte Pflege verlangt nun die Tabackspflanze, um sie vor Untergang zu bewahren und die Blätter einer günstigen Reife entgegen zu führen. Bei zu grosser Dürre müssen die einzelnen Stämme begossen werden; fällt zu viel Regen, so hat der Arbeiter beständig Sorge zu tragen, dass durch den heftigen Tropfenfall nicht die Wurzeln gelockert werden. Einzeln müssen die Raupen eines Schmetterlings, welche in wenig Tagen aus den massenhaft gelegten Eiern desselben auskriechen, vom Stamm und den Blättern abgesucht werden, da das kleinste Loch, das in den jungen Keim eines Blattes gefressen wird, diesem allen Werth raubt. Nur der geringste Theil der Pflanzen wird benutzt, um Samen für die nächste Aussaat zu ziehen; und jede kleine Blüthenknospe muss, sowie sie sich zeigt, von dem Zweige entfernt werden. Endlich naht im Mai und Juni die trockenste Zeit, und wenn dann in den letzten Wochen kein Regen gefallen ist, welcher das eigenthümliche Gummi des Blattes wieder abwusch, so wird im Juli mit der Erndte begonnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044" n="44"/> in der trockensten Periode hinreichender Regen fällt, um die jungen Pflanzungen gegen Vertrocknen zu schützen. Der Anbau des <hi rendition="#g">Taback</hi>’s wird ebenfalls durch die Jahreszeiten geregelt. 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Aber wenn dann im September oder October die “colla” des Herbstes vorüber ist und in den damit immer verbundenen Ueberschwemmungen des tiefliegenden Landes der Boden durch den aus den tertiären Kalkgebirgen herabgeführten Schlamm gedüngt worden ist; so haben nun die jungen Tabackspflanzen, in die Niederungen versetzt, hinreichende Kraft und Höhe erlangt, um nicht in kleineren Ueberschwemmungen zu Grunde zu gehen, oder durch heftigen Regen ausgewaschen zu werden. Dieses Umsetzen, wobei jede Pflanze etwa 1½ Fuss von den anderen entfernt gesetzt werden muss, geschieht Ende October oder Anfang November. Damit ist aber nicht alle Arbeit gethan. Unausgesetzte Pflege verlangt nun die Tabackspflanze, um sie vor Untergang zu bewahren und die Blätter einer günstigen Reife entgegen zu führen. Bei zu grosser Dürre müssen die einzelnen Stämme begossen werden; fällt zu viel Regen, so hat der Arbeiter beständig Sorge zu tragen, dass durch den heftigen Tropfenfall nicht die Wurzeln gelockert werden. Einzeln müssen die Raupen eines Schmetterlings, welche in wenig Tagen aus den massenhaft gelegten Eiern desselben auskriechen, vom Stamm und den Blättern abgesucht werden, da das kleinste Loch, das in den jungen Keim eines Blattes gefressen wird, diesem allen Werth raubt. Nur der geringste Theil der Pflanzen wird benutzt, um Samen für die nächste Aussaat zu ziehen; und jede kleine Blüthenknospe muss, sowie sie sich zeigt, von dem Zweige entfernt werden. Endlich naht im Mai und Juni die trockenste Zeit, und wenn dann in den letzten Wochen kein Regen gefallen ist, welcher das eigenthümliche Gummi des Blattes wieder abwusch, so wird im Juli mit der Erndte begonnen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0044]
in der trockensten Periode hinreichender Regen fällt, um die jungen Pflanzungen gegen Vertrocknen zu schützen. Der Anbau des Taback’s wird ebenfalls durch die Jahreszeiten geregelt. Im Norden von Luzon, in den Provinzen Cagayan und Nueva Isabela, welcher letzteren das auf der Karte bezeichnete Land der Catalanganes zugehört, wird auf erhöhtem, fern von den Bächen und dem Hauptfluss der Provinz, dem Rio Grande de Cagayan, liegenden Lande der Taback im August ausgesäet; denn ein heftiger Regen, welcher die Bäche zum Austreten bringen könnte, würde den zarten Pflänzchen durch den in den sogenannten “avenida’s” mitgeführten Schlamm verderblich werden. Aber wenn dann im September oder October die “colla” des Herbstes vorüber ist und in den damit immer verbundenen Ueberschwemmungen des tiefliegenden Landes der Boden durch den aus den tertiären Kalkgebirgen herabgeführten Schlamm gedüngt worden ist; so haben nun die jungen Tabackspflanzen, in die Niederungen versetzt, hinreichende Kraft und Höhe erlangt, um nicht in kleineren Ueberschwemmungen zu Grunde zu gehen, oder durch heftigen Regen ausgewaschen zu werden. Dieses Umsetzen, wobei jede Pflanze etwa 1½ Fuss von den anderen entfernt gesetzt werden muss, geschieht Ende October oder Anfang November. Damit ist aber nicht alle Arbeit gethan. Unausgesetzte Pflege verlangt nun die Tabackspflanze, um sie vor Untergang zu bewahren und die Blätter einer günstigen Reife entgegen zu führen. Bei zu grosser Dürre müssen die einzelnen Stämme begossen werden; fällt zu viel Regen, so hat der Arbeiter beständig Sorge zu tragen, dass durch den heftigen Tropfenfall nicht die Wurzeln gelockert werden. Einzeln müssen die Raupen eines Schmetterlings, welche in wenig Tagen aus den massenhaft gelegten Eiern desselben auskriechen, vom Stamm und den Blättern abgesucht werden, da das kleinste Loch, das in den jungen Keim eines Blattes gefressen wird, diesem allen Werth raubt. Nur der geringste Theil der Pflanzen wird benutzt, um Samen für die nächste Aussaat zu ziehen; und jede kleine Blüthenknospe muss, sowie sie sich zeigt, von dem Zweige entfernt werden. Endlich naht im Mai und Juni die trockenste Zeit, und wenn dann in den letzten Wochen kein Regen gefallen ist, welcher das eigenthümliche Gummi des Blattes wieder abwusch, so wird im Juli mit der Erndte begonnen.
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Zitationshilfe: | Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/44>, abgerufen am 16.02.2025. |