Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.
Während der 3 Wintermonate December, Januar und Februar bringt der sehr regelmässig wehende Nordostwind bei der niedrigsten Mittelwärme von 19°,6 R. gar keinen oder fast gar keinen Regen nieder. Die Felder trocknen nun aus und das Erdreich springt häufig in tiefen Rissen auf; unerträglichen Staub wirbeln die offnen Wagen der Bewohner Manila's auf und die Pflanzen sehen traurig und düster genug aus durch den dichten Staub, der sie bedeckt. Der starke jeden Morgen fallende Thau genügt nicht, um die verbrannten Blätter mit frischem Grün zu schmücken. Dennoch aber gibt es nur selten völlig heitere Tage; denn die grosse alltäglich mit aufsteigender Sonne in die Luft gehobene Wassermenge formt sich rasch zu leichten Wölkchen, welche der starke Nordostwind vor sich hin treibt. Wenn aber zum Anfang des Frühlings die Sonne sich dem Zenith nähert, so mehren sich allmälig mit etwas sinkendem Luftdruck die electrischen Entladungen der Atmosphäre, die zuerst als Wetterleuchten in der Ferne, dann als immer näherkommende und heftiger auftretende Gewitter das Herannahen des durch wechselnde Winde und Calmen bezeichneten Frühlings anzeigen. Nun beeilt sich jeder Bewohner Manila's, seinen Wagen repariren zu lassen, um während der bald eintretenden heftigen Regen im geschlossenen Fuhrwerk dem Unwetter trotzen und seinen Geschäften obliegen zu können. Zwar erleuchtet die aufgehende Sonne noch einen stets ungetrübten Himmel; aber gegen Mittag schon, wenn sie am höchsten steht, decken dichte Wolken den Himmel und thürmen sich, meistens an einem der benachbarten Berggipfel hängend, schwere dunkle Gewitterwolken auf. Dabei erhöht sich die Temperatur rasch um 2 volle Grade; aber noch immer harren Pflanzen, Thiere und Menschen vergebens auf den erfrischenden Regen, der zuerst im Mai mit einzelnen schweren Tropfen sich ankündigt, dann aber plötzlich in heftigen Gewitterregen losbricht. Zugleich damit tritt ein Wechsel der Winde ein. Nicht ohne Zagen und doch mit Freude sieht der Bewohner diesem Wechsel des Monsun's entgegen. Wenn
Während der 3 Wintermonate December, Januar und Februar bringt der sehr regelmässig wehende Nordostwind bei der niedrigsten Mittelwärme von 19°,6 R. gar keinen oder fast gar keinen Regen nieder. Die Felder trocknen nun aus und das Erdreich springt häufig in tiefen Rissen auf; unerträglichen Staub wirbeln die offnen Wagen der Bewohner Manila’s auf und die Pflanzen sehen traurig und düster genug aus durch den dichten Staub, der sie bedeckt. Der starke jeden Morgen fallende Thau genügt nicht, um die verbrannten Blätter mit frischem Grün zu schmücken. Dennoch aber gibt es nur selten völlig heitere Tage; denn die grosse alltäglich mit aufsteigender Sonne in die Luft gehobene Wassermenge formt sich rasch zu leichten Wölkchen, welche der starke Nordostwind vor sich hin treibt. Wenn aber zum Anfang des Frühlings die Sonne sich dem Zenith nähert, so mehren sich allmälig mit etwas sinkendem Luftdruck die electrischen Entladungen der Atmosphäre, die zuerst als Wetterleuchten in der Ferne, dann als immer näherkommende und heftiger auftretende Gewitter das Herannahen des durch wechselnde Winde und Calmen bezeichneten Frühlings anzeigen. Nun beeilt sich jeder Bewohner Manila’s, seinen Wagen repariren zu lassen, um während der bald eintretenden heftigen Regen im geschlossenen Fuhrwerk dem Unwetter trotzen und seinen Geschäften obliegen zu können. Zwar erleuchtet die aufgehende Sonne noch einen stets ungetrübten Himmel; aber gegen Mittag schon, wenn sie am höchsten steht, decken dichte Wolken den Himmel und thürmen sich, meistens an einem der benachbarten Berggipfel hängend, schwere dunkle Gewitterwolken auf. Dabei erhöht sich die Temperatur rasch um 2 volle Grade; aber noch immer harren Pflanzen, Thiere und Menschen vergebens auf den erfrischenden Regen, der zuerst im Mai mit einzelnen schweren Tropfen sich ankündigt, dann aber plötzlich in heftigen Gewitterregen losbricht. Zugleich damit tritt ein Wechsel der Winde ein. Nicht ohne Zagen und doch mit Freude sieht der Bewohner diesem Wechsel des Monsun’s entgegen. Wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0039" n="39"/> <table> <row> <cell rows="1" cols="1"> </cell> <cell rows="1" cols="1">Winde. </cell> <cell rows="1" cols="1">Regen. </cell> <cell rows="1" cols="1">Gewitter. </cell> <cell rows="1" cols="1">Temperatur. </cell> <cell rows="1" cols="1">Luftdruck.</cell> </row> <row> <cell rows="1" cols="1"> </cell> <cell rows="1" cols="1"> </cell> <cell rows="1" cols="1">Lin. </cell> <cell rows="1" cols="1"> </cell> <cell rows="1" cols="1">° R. </cell> <cell rows="1" cols="1">par. 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Die Felder trocknen nun aus und das Erdreich springt häufig in tiefen Rissen auf; unerträglichen Staub wirbeln die offnen Wagen der Bewohner Manila’s auf und die Pflanzen sehen traurig und düster genug aus durch den dichten Staub, der sie bedeckt. Der starke jeden Morgen fallende Thau genügt nicht, um die verbrannten Blätter mit frischem Grün zu schmücken. Dennoch aber gibt es nur selten völlig heitere Tage; denn die grosse alltäglich mit aufsteigender Sonne in die Luft gehobene Wassermenge formt sich rasch zu leichten Wölkchen, welche der starke Nordostwind vor sich hin treibt. Wenn aber zum Anfang des Frühlings die Sonne sich dem Zenith nähert, so mehren sich allmälig mit etwas sinkendem Luftdruck die electrischen Entladungen der Atmosphäre, die zuerst als Wetterleuchten in der Ferne, dann als immer näherkommende und heftiger auftretende Gewitter das Herannahen des durch wechselnde Winde und Calmen bezeichneten Frühlings anzeigen. Nun beeilt sich jeder Bewohner Manila’s, seinen Wagen repariren zu lassen, um während der bald eintretenden heftigen Regen im geschlossenen Fuhrwerk dem Unwetter trotzen und seinen Geschäften obliegen zu können. Zwar erleuchtet die <hi rendition="#g">aufgehende</hi> Sonne noch einen stets ungetrübten Himmel; aber gegen Mittag schon, wenn sie am höchsten steht, decken dichte Wolken den Himmel und thürmen sich, meistens an einem der benachbarten Berggipfel hängend, schwere dunkle Gewitterwolken auf. Dabei erhöht sich die Temperatur rasch um 2 volle Grade; aber noch immer harren Pflanzen, Thiere und Menschen vergebens auf den erfrischenden Regen, der zuerst im Mai mit einzelnen schweren Tropfen sich ankündigt, dann aber plötzlich in heftigen Gewitterregen losbricht. Zugleich damit tritt ein Wechsel der Winde ein. Nicht ohne Zagen und doch mit Freude sieht der Bewohner diesem Wechsel des Monsun’s entgegen. Wenn </p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0039]
Winde. Regen. Gewitter. Temperatur. Luftdruck.
Lin. ° R. par. Lin.
Winter N 35° O 74 0,8 19,6 337,66
Frühling N 79° O 73 14,7 21,6 337,40
Sommer S 41° W 492 35,9 21,7 336,94
Herbst S 16° W 334 19,5 20,7 336,71
Während der 3 Wintermonate December, Januar und Februar bringt der sehr regelmässig wehende Nordostwind bei der niedrigsten Mittelwärme von 19°,6 R. gar keinen oder fast gar keinen Regen nieder. Die Felder trocknen nun aus und das Erdreich springt häufig in tiefen Rissen auf; unerträglichen Staub wirbeln die offnen Wagen der Bewohner Manila’s auf und die Pflanzen sehen traurig und düster genug aus durch den dichten Staub, der sie bedeckt. Der starke jeden Morgen fallende Thau genügt nicht, um die verbrannten Blätter mit frischem Grün zu schmücken. Dennoch aber gibt es nur selten völlig heitere Tage; denn die grosse alltäglich mit aufsteigender Sonne in die Luft gehobene Wassermenge formt sich rasch zu leichten Wölkchen, welche der starke Nordostwind vor sich hin treibt. Wenn aber zum Anfang des Frühlings die Sonne sich dem Zenith nähert, so mehren sich allmälig mit etwas sinkendem Luftdruck die electrischen Entladungen der Atmosphäre, die zuerst als Wetterleuchten in der Ferne, dann als immer näherkommende und heftiger auftretende Gewitter das Herannahen des durch wechselnde Winde und Calmen bezeichneten Frühlings anzeigen. Nun beeilt sich jeder Bewohner Manila’s, seinen Wagen repariren zu lassen, um während der bald eintretenden heftigen Regen im geschlossenen Fuhrwerk dem Unwetter trotzen und seinen Geschäften obliegen zu können. Zwar erleuchtet die aufgehende Sonne noch einen stets ungetrübten Himmel; aber gegen Mittag schon, wenn sie am höchsten steht, decken dichte Wolken den Himmel und thürmen sich, meistens an einem der benachbarten Berggipfel hängend, schwere dunkle Gewitterwolken auf. Dabei erhöht sich die Temperatur rasch um 2 volle Grade; aber noch immer harren Pflanzen, Thiere und Menschen vergebens auf den erfrischenden Regen, der zuerst im Mai mit einzelnen schweren Tropfen sich ankündigt, dann aber plötzlich in heftigen Gewitterregen losbricht. Zugleich damit tritt ein Wechsel der Winde ein. Nicht ohne Zagen und doch mit Freude sieht der Bewohner diesem Wechsel des Monsun’s entgegen. Wenn
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