Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.in die Luft emporragenden Staketen sieht man häufig die Fischer unbeweglich zwischen ebenso steinern aussehenden Reihern sitzen, welche gleich ihnen auf die Ankunft eines Fischschwarmes warten. So werden ungeheure Fischmassen täglich von den Bewohnern des Landes gefangen und gegessen. Selten nur nimmt man sich die Mühe, die Fische und die schmackhaften Süsswasserkrebse zu trocknen oder einzusalzen; aber die wenigen so behandelten Arten bilden dann einen nicht unwichtigen Handelsartikel im Verkehre der Bewohner untereinander. Leider fehlen hierüber alle genaueren statistischen Angaben. Wenn man so schon das Recht hätte, das Volk ein wesentlich maritimes zu nennen, so springt die Richtigkeit dieser Bezeichnung noch mehr in die Augen, wenn nun zum Schluss noch die Verkehrswege des grossen Handels aufgesucht werden. Zwischen der Hauptstadt und den zahlreichen kleinen Inseln des Südens, so wie zwischen diesen untereinander kann natürlich der Verkehr nur zu Wasser stattfinden. Aber selbst zwischen Orten auf Luzon die sich so nahe liegen, wie Mauban an der Ostküste und Manila westlich, zieht der Handel den langen Umweg um die Südspitze der Insel herum dem kurzen Landweg über die niedrige Bergkette nach der Laguna de Bay vor. Eine Folge für diese ausgesprochene Vorliebe für den Seeverkehr ist natürlich eine gründliche Vernachlässigung aller Landstrassen. Dass nun in der That fast aller Handel die Seewege aufsucht, beweist die kleine hier mitgetheilte Tabelle über die Zahl der im Jahre 1862 in Manila ausgelaufenen und eingelaufenen Schiffe.
Die grosse Zahl der Provinzschiffe gegenüber den wenigen über den Ocean fahrenden Schiffen--den sogenannten buques de travesia--zeigt, wie im inneren Verkehr der Inseln untereinander vor Allem die kleinsten Schiffe bevorzugt werden. Nimmt man an, dass alle Schiffe eine volle Ladung hatten--was natürlich nur annähernd richtig ist--und vergleicht man die Tonnenzahl der in Manila eingelaufenen Provinzschiffe mit derjenigen der von hier nach Europa, Australien etc. ausgelaufenen grossen Seeschiffe, in die Luft emporragenden Staketen sieht man häufig die Fischer unbeweglich zwischen ebenso steinern aussehenden Reihern sitzen, welche gleich ihnen auf die Ankunft eines Fischschwarmes warten. So werden ungeheure Fischmassen täglich von den Bewohnern des Landes gefangen und gegessen. Selten nur nimmt man sich die Mühe, die Fische und die schmackhaften Süsswasserkrebse zu trocknen oder einzusalzen; aber die wenigen so behandelten Arten bilden dann einen nicht unwichtigen Handelsartikel im Verkehre der Bewohner untereinander. Leider fehlen hierüber alle genaueren statistischen Angaben. Wenn man so schon das Recht hätte, das Volk ein wesentlich maritimes zu nennen, so springt die Richtigkeit dieser Bezeichnung noch mehr in die Augen, wenn nun zum Schluss noch die Verkehrswege des grossen Handels aufgesucht werden. Zwischen der Hauptstadt und den zahlreichen kleinen Inseln des Südens, so wie zwischen diesen untereinander kann natürlich der Verkehr nur zu Wasser stattfinden. Aber selbst zwischen Orten auf Luzon die sich so nahe liegen, wie Mauban an der Ostküste und Manila westlich, zieht der Handel den langen Umweg um die Südspitze der Insel herum dem kurzen Landweg über die niedrige Bergkette nach der Laguna de Bay vor. Eine Folge für diese ausgesprochene Vorliebe für den Seeverkehr ist natürlich eine gründliche Vernachlässigung aller Landstrassen. Dass nun in der That fast aller Handel die Seewege aufsucht, beweist die kleine hier mitgetheilte Tabelle über die Zahl der im Jahre 1862 in Manila ausgelaufenen und eingelaufenen Schiffe.
Die grosse Zahl der Provinzschiffe gegenüber den wenigen über den Ocean fahrenden Schiffen—den sogenannten buques de travesia—zeigt, wie im inneren Verkehr der Inseln untereinander vor Allem die kleinsten Schiffe bevorzugt werden. Nimmt man an, dass alle Schiffe eine volle Ladung hatten—was natürlich nur annähernd richtig ist—und vergleicht man die Tonnenzahl der in Manila eingelaufenen Provinzschiffe mit derjenigen der von hier nach Europa, Australien etc. ausgelaufenen grossen Seeschiffe, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="35"/> in die Luft emporragenden Staketen sieht man häufig die Fischer unbeweglich zwischen ebenso steinern aussehenden Reihern sitzen, welche gleich ihnen auf die Ankunft eines Fischschwarmes warten. So werden ungeheure Fischmassen täglich von den Bewohnern des Landes gefangen und gegessen. Selten nur nimmt man sich die Mühe, die Fische und die schmackhaften Süsswasserkrebse zu trocknen oder einzusalzen; aber die wenigen so behandelten Arten bilden dann einen nicht unwichtigen Handelsartikel im Verkehre der Bewohner untereinander. Leider fehlen hierüber alle genaueren statistischen Angaben. </p> <p>Wenn man so schon das Recht hätte, das Volk ein wesentlich maritimes zu nennen, so springt die Richtigkeit dieser Bezeichnung noch mehr in die Augen, wenn nun zum Schluss noch die Verkehrswege des grossen Handels aufgesucht werden. Zwischen der Hauptstadt und den zahlreichen kleinen Inseln des Südens, so wie zwischen diesen untereinander kann natürlich der Verkehr nur zu Wasser stattfinden. Aber selbst zwischen Orten auf Luzon die sich so nahe liegen, wie <hi rendition="#g">Mauban</hi> an der Ostküste und Manila westlich, zieht der Handel den langen Umweg um die Südspitze der Insel herum dem kurzen Landweg über die niedrige Bergkette nach der Laguna de Bay vor. Eine Folge für diese ausgesprochene Vorliebe für den Seeverkehr ist natürlich eine gründliche Vernachlässigung aller Landstrassen. Dass nun in der That fast aller Handel die Seewege aufsucht, beweist die kleine hier mitgetheilte Tabelle über die Zahl der im Jahre 1862 in Manila ausgelaufenen und eingelaufenen Schiffe. <table><row><cell rows="1" cols="1"> </cell><cell rows="1" cols="2">Provinzschiffe. </cell><cell rows="1" cols="2">Spanische Schiffe. </cell><cell rows="1" cols="2">Fremde Schiffe.</cell></row><row><cell rows="1" cols="1"> </cell><cell rows="1" cols="1">Zahl. </cell><cell rows="1" cols="1">Tonnengehalt. </cell><cell rows="1" cols="1">Zahl. </cell><cell rows="1" cols="1">Tonnengehalt. </cell><cell rows="1" cols="1">Zahl. </cell><cell rows="1" cols="1">Tonnengehalt. </cell></row><row><cell rows="1" cols="1">Eingelaufene </cell><cell rows="1" cols="1">2253 </cell><cell rows="1" cols="1">138,000 </cell><cell rows="1" cols="1">127 </cell><cell rows="1" cols="1">23,000 </cell><cell rows="1" cols="1">160 </cell><cell rows="1" cols="1">98,000</cell></row><row><cell rows="1" cols="1">Ausgelaufene </cell><cell rows="1" cols="1">2298 </cell><cell rows="1" cols="1">135,000 </cell><cell rows="1" cols="1">137 </cell><cell rows="1" cols="1">25,000 </cell><cell rows="1" cols="1">157 </cell><cell rows="1" cols="1">98,000</cell></row></table> </p> <p>Die grosse Zahl der Provinzschiffe gegenüber den wenigen über den Ocean fahrenden Schiffen—den sogenannten buques de travesia—zeigt, wie im inneren Verkehr der Inseln untereinander vor Allem die kleinsten Schiffe bevorzugt werden. Nimmt man an, dass alle Schiffe eine volle Ladung hatten—was natürlich nur annähernd richtig ist—und vergleicht man die Tonnenzahl der in Manila eingelaufenen Provinzschiffe mit derjenigen der von hier nach Europa, Australien etc. ausgelaufenen grossen Seeschiffe, </p> </div> </body> </text> </TEI> [35/0035]
in die Luft emporragenden Staketen sieht man häufig die Fischer unbeweglich zwischen ebenso steinern aussehenden Reihern sitzen, welche gleich ihnen auf die Ankunft eines Fischschwarmes warten. So werden ungeheure Fischmassen täglich von den Bewohnern des Landes gefangen und gegessen. Selten nur nimmt man sich die Mühe, die Fische und die schmackhaften Süsswasserkrebse zu trocknen oder einzusalzen; aber die wenigen so behandelten Arten bilden dann einen nicht unwichtigen Handelsartikel im Verkehre der Bewohner untereinander. Leider fehlen hierüber alle genaueren statistischen Angaben.
Wenn man so schon das Recht hätte, das Volk ein wesentlich maritimes zu nennen, so springt die Richtigkeit dieser Bezeichnung noch mehr in die Augen, wenn nun zum Schluss noch die Verkehrswege des grossen Handels aufgesucht werden. Zwischen der Hauptstadt und den zahlreichen kleinen Inseln des Südens, so wie zwischen diesen untereinander kann natürlich der Verkehr nur zu Wasser stattfinden. Aber selbst zwischen Orten auf Luzon die sich so nahe liegen, wie Mauban an der Ostküste und Manila westlich, zieht der Handel den langen Umweg um die Südspitze der Insel herum dem kurzen Landweg über die niedrige Bergkette nach der Laguna de Bay vor. Eine Folge für diese ausgesprochene Vorliebe für den Seeverkehr ist natürlich eine gründliche Vernachlässigung aller Landstrassen. Dass nun in der That fast aller Handel die Seewege aufsucht, beweist die kleine hier mitgetheilte Tabelle über die Zahl der im Jahre 1862 in Manila ausgelaufenen und eingelaufenen Schiffe. Provinzschiffe. Spanische Schiffe. Fremde Schiffe.
Zahl. Tonnengehalt. Zahl. Tonnengehalt. Zahl. Tonnengehalt.
Eingelaufene 2253 138,000 127 23,000 160 98,000
Ausgelaufene 2298 135,000 137 25,000 157 98,000
Die grosse Zahl der Provinzschiffe gegenüber den wenigen über den Ocean fahrenden Schiffen—den sogenannten buques de travesia—zeigt, wie im inneren Verkehr der Inseln untereinander vor Allem die kleinsten Schiffe bevorzugt werden. Nimmt man an, dass alle Schiffe eine volle Ladung hatten—was natürlich nur annähernd richtig ist—und vergleicht man die Tonnenzahl der in Manila eingelaufenen Provinzschiffe mit derjenigen der von hier nach Europa, Australien etc. ausgelaufenen grossen Seeschiffe,
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