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Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

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in der sehr verkürzten Lebensperiode zu liegen, welche hier den Insekten eigen ist und in einem Jahre zahlreiche Generationen hervorzubringen vermag. Selbst die grössten Schwärmer (Sphinx) und andere Nachtschmetterlinge welche bei uns oft eine mehrjährige Puppenruhe aufweisen, leben als Puppe nie länger, als 18-25 Tage. Der ganze Lebenscyclus des Papilio Pammon L. vollendet sich in 30-40, der von Danais chrysippus L. in 20-25, der von Taragama Ganesa Lef. in 30-40 Tagen (Georg Semper, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte einiger ostasiatischer Schmetterlinge in Verhandl. d. zool. Gesellschaft in Wien 1867. Sitzung 7. August.)

In Bezug auf Chaerocampa Oldenlandiae, eine Sphinx, habe ich in dieser Beziehung eine Anzahl Beobachtungen aus meinen Tagebüchern mitzutheilen. Ich fing den Schmetterling, obgleich nie häufig, in den Monaten Juni bis October incl. und dann wieder im Januar und Februar; gezüchtet aus der Raupe wurde derselbe, so dass das Erscheinen der ausgekrochenen Thiere in dieselben Monate fiel. Die Puppenruhe nun dauerte (Georg Semper l. c. pag. 4) in Manila 24-25 Tage, in Bohol nur 18-21 Tage, in Sydney dagegen vom März bis November, also volle 8 Monate. Die Puppe von Taragama Ganesa ruht ebenfalls in Manila länger als in Bohol, nemlich dort 20 Tage, hier nur 10-15; ferner die von Chaerocampa alecto in Luzon 24 Tage, in Bohol 16, die Puppe von Chaerocampa celerio in Manila 17-18 Tage.

Hier scheint nun die ungemein beschleunigte Ausbildung der Imago gegen die Tropen hin anzudeuten, dass eine Vermehrung der Wärme die Entwicklung begünstigt, ein Satz, der längst festgestellt ist. Aber doch zeigt der Gegensatz zwischen Bohol und Manila, deren mittlere Monatstemperatur so ziemlich die gleiche ist, dass wohl auch noch andere Momente mit einwirken mögen, obgleich ich hierauf nicht allzuviel Gewicht legen will, weil ich eine Beobachtung der Zimmertemperatur, in welcher die Raupen erzogen worden, unterlassen hatte. Dass diese kurzen Beobachtungen überhaupt hier mitgetheilt worden, hat seinen Grund in der Hoffnung, dadurch vielleicht den einen oder andern in tropischen Ländern lebenden Naturforscher zu ähnlichen Versuchen anzuregen. Dem Satze, "dass eine bestimmte Periodicität in der Entwicklung der Gliederthiere um so mehr hervortritt, je schärfer der Wechsel der Jahreszeiten ausgeprägt ist" (Gerstäcker in Bronn's Thierreich Bd. 5 pag. 238), möchte ich als nothwendige Erläuterung den anderen hinzufügen, "dass um so mehr sich diese Periodicität verwischt, je mehr bei steigender Wärme und Feuchtigkeit Gleichmässigkeit des Klima's eintritt". Dies ist auf allen Inselgebieten in der Nähe des Aequators der Fall, und hiernach möchte ich die Vermuthung aussprechen, dass auf den Inseln des stillen Ocean's so gut wie gar keine eigentliche Insectenzeit stattfinden kann und dass hier die Lebensperiode der Individuen sich in der allerkürzesten mittleren Zeit vollenden muss. Auf den Philippinen ist dies nur annähernd der Fall. Gänzlich emancipirt haben sich alle Thiere der philippinischen Meere von dem

in der sehr verkürzten Lebensperiode zu liegen, welche hier den Insekten eigen ist und in einem Jahre zahlreiche Generationen hervorzubringen vermag. Selbst die grössten Schwärmer (Sphinx) und andere Nachtschmetterlinge welche bei uns oft eine mehrjährige Puppenruhe aufweisen, leben als Puppe nie länger, als 18–25 Tage. Der ganze Lebenscyclus des Papilio Pammon L. vollendet sich in 30–40, der von Danais chrysippus L. in 20–25, der von Taragama Ganesa Lef. in 30–40 Tagen (Georg Semper, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte einiger ostasiatischer Schmetterlinge in Verhandl. d. zool. Gesellschaft in Wien 1867. Sitzung 7. August.)

In Bezug auf Chaerocampa Oldenlandiae, eine Sphinx, habe ich in dieser Beziehung eine Anzahl Beobachtungen aus meinen Tagebüchern mitzutheilen. Ich fing den Schmetterling, obgleich nie häufig, in den Monaten Juni bis October incl. und dann wieder im Januar und Februar; gezüchtet aus der Raupe wurde derselbe, so dass das Erscheinen der ausgekrochenen Thiere in dieselben Monate fiel. Die Puppenruhe nun dauerte (Georg Semper l. c. pag. 4) in Manila 24–25 Tage, in Bohol nur 18–21 Tage, in Sydney dagegen vom März bis November, also volle 8 Monate. Die Puppe von Taragama Ganesa ruht ebenfalls in Manila länger als in Bohol, nemlich dort 20 Tage, hier nur 10–15; ferner die von Chaerocampa alecto in Luzon 24 Tage, in Bohol 16, die Puppe von Chaerocampa celerio in Manila 17–18 Tage.

Hier scheint nun die ungemein beschleunigte Ausbildung der Imago gegen die Tropen hin anzudeuten, dass eine Vermehrung der Wärme die Entwicklung begünstigt, ein Satz, der längst festgestellt ist. Aber doch zeigt der Gegensatz zwischen Bohol und Manila, deren mittlere Monatstemperatur so ziemlich die gleiche ist, dass wohl auch noch andere Momente mit einwirken mögen, obgleich ich hierauf nicht allzuviel Gewicht legen will, weil ich eine Beobachtung der Zimmertemperatur, in welcher die Raupen erzogen worden, unterlassen hatte. Dass diese kurzen Beobachtungen überhaupt hier mitgetheilt worden, hat seinen Grund in der Hoffnung, dadurch vielleicht den einen oder andern in tropischen Ländern lebenden Naturforscher zu ähnlichen Versuchen anzuregen. Dem Satze, »dass eine bestimmte Periodicität in der Entwicklung der Gliederthiere um so mehr hervortritt, je schärfer der Wechsel der Jahreszeiten ausgeprägt ist« (Gerstäcker in Bronn’s Thierreich Bd. 5 pag. 238), möchte ich als nothwendige Erläuterung den anderen hinzufügen, “dass um so mehr sich diese Periodicität verwischt, je mehr bei steigender Wärme und Feuchtigkeit Gleichmässigkeit des Klima’s eintritt”. Dies ist auf allen Inselgebieten in der Nähe des Aequators der Fall, und hiernach möchte ich die Vermuthung aussprechen, dass auf den Inseln des stillen Ocean’s so gut wie gar keine eigentliche Insectenzeit stattfinden kann und dass hier die Lebensperiode der Individuen sich in der allerkürzesten mittleren Zeit vollenden muss. Auf den Philippinen ist dies nur annähernd der Fall. Gänzlich emancipirt haben sich alle Thiere der philippinischen Meere von dem

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                         begünstigt, ein Satz, der längst festgestellt ist. Aber doch zeigt
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                         ziemlich die gleiche ist, dass wohl auch noch andere Momente mit einwirken
                         mögen, obgleich ich hierauf nicht allzuviel Gewicht legen will, weil
                         ich eine Beobachtung der Zimmertemperatur, in welcher die Raupen erzogen
                         worden, unterlassen hatte. Dass diese kurzen Beobachtungen überhaupt
                         hier mitgetheilt worden, hat seinen Grund in der Hoffnung, dadurch
                         vielleicht den einen oder andern in tropischen Ländern lebenden
                         Naturforscher zu ähnlichen Versuchen anzuregen. Dem Satze, »dass
                         eine bestimmte Periodicität in der Entwicklung der Gliederthiere um so
                         mehr hervortritt, je schärfer der Wechsel der Jahreszeiten
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[136/0136] in der sehr verkürzten Lebensperiode zu liegen, welche hier den Insekten eigen ist und in einem Jahre zahlreiche Generationen hervorzubringen vermag. Selbst die grössten Schwärmer (Sphinx) und andere Nachtschmetterlinge welche bei uns oft eine mehrjährige Puppenruhe aufweisen, leben als Puppe nie länger, als 18–25 Tage. Der ganze Lebenscyclus des Papilio Pammon L. vollendet sich in 30–40, der von Danais chrysippus L. in 20–25, der von Taragama Ganesa Lef. in 30–40 Tagen (Georg Semper, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte einiger ostasiatischer Schmetterlinge in Verhandl. d. zool. Gesellschaft in Wien 1867. Sitzung 7. August.) In Bezug auf Chaerocampa Oldenlandiae, eine Sphinx, habe ich in dieser Beziehung eine Anzahl Beobachtungen aus meinen Tagebüchern mitzutheilen. Ich fing den Schmetterling, obgleich nie häufig, in den Monaten Juni bis October incl. und dann wieder im Januar und Februar; gezüchtet aus der Raupe wurde derselbe, so dass das Erscheinen der ausgekrochenen Thiere in dieselben Monate fiel. Die Puppenruhe nun dauerte (Georg Semper l. c. pag. 4) in Manila 24–25 Tage, in Bohol nur 18–21 Tage, in Sydney dagegen vom März bis November, also volle 8 Monate. Die Puppe von Taragama Ganesa ruht ebenfalls in Manila länger als in Bohol, nemlich dort 20 Tage, hier nur 10–15; ferner die von Chaerocampa alecto in Luzon 24 Tage, in Bohol 16, die Puppe von Chaerocampa celerio in Manila 17–18 Tage. Hier scheint nun die ungemein beschleunigte Ausbildung der Imago gegen die Tropen hin anzudeuten, dass eine Vermehrung der Wärme die Entwicklung begünstigt, ein Satz, der längst festgestellt ist. Aber doch zeigt der Gegensatz zwischen Bohol und Manila, deren mittlere Monatstemperatur so ziemlich die gleiche ist, dass wohl auch noch andere Momente mit einwirken mögen, obgleich ich hierauf nicht allzuviel Gewicht legen will, weil ich eine Beobachtung der Zimmertemperatur, in welcher die Raupen erzogen worden, unterlassen hatte. Dass diese kurzen Beobachtungen überhaupt hier mitgetheilt worden, hat seinen Grund in der Hoffnung, dadurch vielleicht den einen oder andern in tropischen Ländern lebenden Naturforscher zu ähnlichen Versuchen anzuregen. Dem Satze, »dass eine bestimmte Periodicität in der Entwicklung der Gliederthiere um so mehr hervortritt, je schärfer der Wechsel der Jahreszeiten ausgeprägt ist« (Gerstäcker in Bronn’s Thierreich Bd. 5 pag. 238), möchte ich als nothwendige Erläuterung den anderen hinzufügen, “dass um so mehr sich diese Periodicität verwischt, je mehr bei steigender Wärme und Feuchtigkeit Gleichmässigkeit des Klima’s eintritt”. Dies ist auf allen Inselgebieten in der Nähe des Aequators der Fall, und hiernach möchte ich die Vermuthung aussprechen, dass auf den Inseln des stillen Ocean’s so gut wie gar keine eigentliche Insectenzeit stattfinden kann und dass hier die Lebensperiode der Individuen sich in der allerkürzesten mittleren Zeit vollenden muss. Auf den Philippinen ist dies nur annähernd der Fall. Gänzlich emancipirt haben sich alle Thiere der philippinischen Meere von dem

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Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/136>, abgerufen am 24.11.2024.